Saisonale Öffnungszeiten beachten:
Dienstag bis Sonntag
März bis Oktober von 10 - 16 Uhr
November bis Februar 10 - 15 Uhr
Haustiere nicht gestattet
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Südlich von Berlin, zwischen Baruth und Golßen, liegt der Wildpark Johannismühle. Verkehrsmäßig ist er gut zu erreichen: mit dem Auto über die B 96 oder die A 13 (Berlin-Dresden, Abfahrt Baruth-Glashütte) oder mit der Bahn bis Bahnhof Klasdorf (Bahnstrecke Berlin-Dresden). Vom Bahnhof muß man einen kleinen Fußmarsch von... weiterlesen
einigen 100 m in Kauf nehmen.
Die Zufahrt auf Höhe Bahnhof Klasdorf ist ausgeschildert und führt über eine schmale Asphaltpiste zum Parkplatz.
Im Blockhaus am Eingang sind Kasse, Shop und der Imbiss untergebracht. Der als Gastronomiebereich angepriesene „Kastaniengarten“ ist aber nicht mehr als ein SB-Kiosk. Wer gepflegt essen will, dem sei das Restaurant „Waldschlößchen“ am Bahnhof Klasdorf empfohlen.
Der Eintritt beträgt 8 €uro, Ermäßigungen werden gewährt, allerdings nicht für Sozialschwache. Zusammen mit der Eintrittskarte gibt es einen Flyer mit Lageplan, damit man sich in dem weitläufigen Gelände (über 100 Hektar) nicht verläuft und alle Gehege findet. Hunde sind nicht gestattet. Das Verlassen der Wege ist genauso verboten wie das Füttern der Tiere. Eine Ausnahme bilden die aufgestellten Futterautomaten, die für 20 Cent Pellets „ausspucken“, die verfüttert werden dürfen.
Wie kam der Wildpark zu seinem Namen? Ursprünglich gehörte das Gebiet zum Besitz der Fürsten v. Solms-Baruth. 1730 wurde eine Wassermühle, die Johannismühle, erbaut. Als sich der Mühlenbetrieb nicht mehr lohnte, riß man die Wassermühle ab und errichtete an ihrer Stelle ein Forsthaus. Während der Kesselschlacht von Halbe-Teupitz war das Forsthaus 1945 Sitz des Stabes der sowjetischen 3. Gardearmee, deren Befehlshaber von hier aus die Schlacht führte.
Nach dem Krieg gefiel den sowjetischen Generälen die Gegend so toll, daß die Johannismühle zum Sonderjagdgebiet des Oberkommandierenden der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD – mit Sitz in Wünsdorf) erklärt wurde. 1972 bauten die Sowjets eine Jagddatsche und rissen das alte Forsthaus ab. Nach dem Abzug der Russischen Armee wurde dann nach und nach der Wildpark eingerichtet.
Wer nun einen Zoo mit allerlei exotischem Getier erwartet, braucht sich erst gar nicht auf den Weg zu machen. Bis auf ein paar ausgemusterte Zirkustiger und –löwen in der Großkatzen-Auffangstation findet man hier nichts exotisches, sondern mehr oder weniger heimisches.
Man kann den Park auf dem gut ausgeschilderten großen Rundweg (3,2 km) oder auf dem verkürzten Rundweg (1,8 km) erwandern. Wer einen Waldspaziergang machen will, dem sei der große Rundweg empfohlen, der durch das Freilaufgehege für Rot-, Dam- und Muffelwild (80% des Parks) führt. Dieser Teil des Parks ist allerdings so weitläufig, daß man kaum eine Chance hat, Tiere zu sehen.
Interessanter wird es dort, wo die Rundwege aufeinander treffen. Hier ist ein Wolfsgehege, wo man mit viel Glück auch einen Wolf sehen kann sowie die schon erwähnte Großkatzen-Auffangstation. Bei dem schon recht erheblichen Eintrittspreis finde ich es ein bisschen dreist, daß man in eine Kasse des Vertrauens nochmals Geld stecken soll, um einen Blick auf einen schlafenden Löwen zu werfen.
Weiter geht’s zum Schwarzwildgatter. Ich hatte Glück und war um 12 Uhr zur Fütterung im Park. Und wenn der Futterwagen kommt, strömen die Tiere aus allen Himmelsrichtungen zu den Futterplätzen. Bei den Wildschweinen ist es publikumswirksam am Zaun. Gegenüber von den Wildschweinen sind die Vogelvolieren.
Vorbei an den Wisenten kommt man zum großen Futterplatz für Rot-, Dam- und Muffelwild, eigentlich der zentrale Ort des Wildparks. Dem Rundweg folgend geht’s zu einem weiteren Wolfsgehege und zur Braunbärenanlage. Die Bären sind übrigens keine Wildfänge, sondern ebenfalls Tiere, die aus Zirkusbeständen stammen. Wer allerdings denkt, Zirkusbären sind Schmusetiere zum streicheln, irrt. Ausdrücklich wird davor gewarnt, durch den zwar weitmaschigen aber doppelten, elektrisch gesicherte Zaun zu fassen, denn die Bären sind durch das Leben in der weiträumigen Bärenanlage gewissermaßen wieder „verwildert“.
Auf dem Rundgang kommt man dann an den freigelegten Resten des abgerissenen Forsthauses vorbei. Die Fundamente stammen noch von der alten Wassermühle. Die großen Fischteiche waren bei meinem Besuch leider fast ausgetrocknet. Lediglich der große Wassergeflügel-Teich war gut gefüllt. Will man Enten, Gänse und die im Teich lebenden Karpfen sehen, ist man gut beraten, ein paar 20-Cent-Stücke dabei zu haben. Soviel kostet nämlich eine Portion Pellets aus dem Futterautomaten, die über eine Schräge ins Wasser rutschen. Und dann geht er los, der Kampf Wassergeflügel gegen Karpfen (und umgekehrt) um das begehrte Trockenfutter (siehe Fotos). Die Größe einiger Karpfen ist beachtlich.
Am Ufer des Teichs geht es weiter durch den Baumgarten (Arboretum). Etliche Gehölze sind mit Tafeln erklärt. Am Ende des Rundgangs befinden sich dann noch der Streichelzoo sowie die großen Gehege für Wildpferde und Auerochsen sowie das sogenannte „Junggesellengatter“ für Rot-, Damwild, Wisente und Auerochsen.
Bei den Auerochen handelt es sich um eine Rückzüchtung des vor 300 Jahren ausgerotteten mitteleuropäischen Wildrinds Ur. Bullen können bis zu 1 Tonne schwer werden. Apropos schwer: Am Junggesellengatter hat man zum Anschauen und Anfassen auch Geweihstangen des Rotwilds aufgehängt. Ich hätte nicht gedacht, wie schwer alleine EINE dieser Stangen ist – und der Hirsch balanciert davon 2 auf dem Kopf!!
Am Rand des Parks befindet sich die Falknerei, wo täglich Flugvorführungen stattfinden (1.3. – 31.10.: täglich 10 Uhr und Dienstag bis Sonntag außer Freitag um 14 Uhr). Damit ist der Rundgang auch beendet. Zwischen Blockhaus und Auerochengehege befindet sich der Spielplatz sowie der „Kastaniengarten“ genannte Rastplatz mit dem erwähnten Imbiss. In der Nähe steht ein Ferienhaus, das gebucht werden kann.
Insgesamt ist es ein lohnenswerter Besuch. Zum Verweilen und Rasten sind eine Vielzahl Bänke aufgestellt. Gut beraten ist man, wenn man um 12 Uhr zur tägliche Fütterungszeit im Park ist. Da kommen die Tiere wie magisch angezogen zu den Futterplätzen. Selbst die Bären saßen dicht am Zaun. Lediglich die Wölfe blieben scheu und auf Distanz. Wenn das Rot- und Damwild nicht gerade von der Fütterung abgelenkt ist, kann es durchaus passieren, daß die Tiere dicht an die Menschen herankommen und die Futterautomatenpellets aus der Hand fressen.
Fazit: Ein schöner, interessanter und entspannender Ausflug ohne Reizüberflutung.
Weiterführender Link:
http://www.golocal.de/baruth/restaurants-gaststaetten/waldschloesschen-dhYR/[verkleinern]