Als "älteres Semester" stand für mich laut gesetzlicher Vorgaben ein Umtausch des alten Führerscheindokuments (konkret bei mir rosa Papier mit DDR-Aufdruck) in einen neuen EU-Führerschein an. Der soll nun in der EU gleich aussehen und als Plastikkärtchen ähnlich dem deutschen Personalausweis fälschungssicher sein. Was natürlich immer relativ zu betrachten ist.
Bekannt war mir die Umtauschfrist , für mich war das der 19.Januar 2022 als letzter Termin, schon länger. Aber Einschränkungen durch... weiterlesen
Corona und eine gewisse Trägheit zur Erledigung dieses Verwaltungsaktes ließen die Zeit ins Land gehen.
Gelegentliche Presseveröffentlichungen erinnerten mich immer mal wieder an den heranrückenden Termin.
Und so ging ich es Ende November 2021 endlich an, mich wegen des Umtauschs zu kümmern. Immerhin ist die Nichteinhaltung der gesetzten Frist bußgeldbewehrt.
Online kann man heutzutage viel erledigen. Aber auch einen Umtausch des Führerscheins ? Geht natürlich nicht, aber die Vorbereitungen dazu schon.
Auf dem Onlineportal des zuständigen Landkreises wurde darauf hingewiesen, dass zwar regulär geöffnet ist, derzeit wegen der Corona-Einschränkungen aber nur mit vorgebuchtem Termin gearbeitet wird.
Das kam mir entgegen, wurde doch gleichzeitig eine Bearbeitung ohne Wartezeiten in Aussicht gestellt. Wenn ich da an meine vorletzte PKW-Zulassung mit fast drei Stunden Wartezeit denke ein gutes Argument.
Auf den entsprechenden Internetseiten des Landratsamtes kann zwischen Zulassungsstelle oder Fahrerlaubnisbehörde gewählt werden, letzteres für mich zutreffend.
Dort dann die Auswahl des Anliegens. Nächstes Fenster enthält einen Link auf Hinweise über alles Wissenswerte zum betreffenden Anliegen wie notwendige Dokumente, Rechtsgrundlagen, Ansprechpartner und entstehende Kosten. Sehr gut gelöst, da bleiben keine Fragen offen.
Nächster Schritt ist die eigentliche Terminvergabe. Ein Wochenkalender mit den nächstmöglichen freien Terminen ploppt auf, hier ist die Auswahl möglich, wann man denn gern vorsprechen möchte. Das geht in 15-Minuten-Schritten und bietet, je weiter man in den Wochen nach hinten geht, viele Möglichkeiten.
Ich entschied mich für den Tag in der 2. Kalenderwoche 2022 um 9 Uhr dreißig . Im letzten Fenster waren dann noch Name, Emailadresse und Rufnummer anzugeben. Fertig.
Das war insgesamt sehr übersichtlich. Einfach, schnell und unkompliziert erledigt.
Kurze Zeit später erhielt ich eine Email mit der Terminbestätigung und einer fünfstelligen Ziffernfolge, der sogenannten Terminkennung.
So weit alles in bester Ordnung.
Vier Tage vor dem geplanten Datum erhielt ich erneut eine Email von der Behörde mit der freundlichen Erinnerung an den anstehenden Termin. Ich hatte mir das im Kalender angekreuzt und hätte diese Erinnerung nicht gebraucht, für schusselige Leute aber sicher eine gute und notwendige "Weckfunktion".
Die vorzulegenden Unterlagen für den Führerscheinumtausch sind nicht sehr umfangreich. Es genügen der gültige Führerschein, der Personalausweis, ein aktuelles Passfoto und eine sogenannte Karteikartenabschrift, insofern der alte Führerschein von einer anderen Behörde ausgestellt wurde. Über die Beantragung dieser Formularie habe ich in einer anderen Bewertung berichtet.
Das Passfoto betreffend wurde vorab angeboten, dieses am Selbstbedienungsterminal „Speed Capture Kiosk“ direkt in der Führerscheinstelle anfertigen zu lassen, Kosten dafür 6 Euro.
Sehr guter Service, denn das erspart einen extra Weg zum Fotografen, wobei dort wie ich von den letzten Passfotos weiß, zudem höhere Kosten entstehen.
Ich war 30 Minuten vor der vereinbarten Zeit an Ort und Stelle. Freundliche Eingangskontrolle ,wegen der 3-G-Bestimmungen wurde der Impfnachweis eingesehen und gleichzeitg auf einer Liste der gebuchte Termin abgeglichen. Im Warteraum etwa 15 Leute, das verhieß zunächst nichts Gutes. Sollten die wirklich in den nächsten dreißig Minuten alle "abgefertigt" sein ?
Also schnell mal inzwischen Foto gemacht, was unkompliziert gelang. Zu dem Selbstbedienungsterminal „Speed Capture Kiosk“ werde ich eine extra Bewertung verfassen.
Dann Platz genommen. Mit ordentlich Abstand zu den Nachbarn und , so wie alle anderen auch, sicher maskiert.
Ein Bildschirm an der Wand brachte laufend neue Terminkennungen unter Angabe der Zimmernummer. Vier Zimmer "in Betrieb", also auch gleichzeitig vier Mitarbeiter, die Anträge bearbeiten.
Und so kam es, wie ich es kaum zu hoffen wagte. Mein Termin 9:30 Uhr wurde 9:31 Uhr aufgerufen. Perfekt !
Der Rest ist schnell erzählt. Der ausgesprochen freundliche Sachbearbeiter wußte um mein Anliegen, die Karteikartenabschrift lag bereit, das Foto digital auf dem PC. Er legte mir die Daten aus der Karteikarte vor, dort enthalten Ersterteilung und Klassen früherer Führerscheine.
Ich verglich alle Angaben auf Richtigkeit und unterschrieb. Das war es dann schon fast, nur noch zwei Dinge.
Wollte ich den neuen Führerschein hier abholen oder per Post zugeschickt haben ? Natürlich aus Bequemlichkeitsgründen letzteres. Kostet einige wenige Euros extra, spart aber Zeit - und Fahraufwand.
Und dann natürlich noch die Bezahlung der ganzen Chose.
Ich erhielt eine Chipkarte, um am Kassenautomaten den Gesamtbetrag für Führerschein, Foto und Zusendung in Höhe von 36,30 € zu entrichten. Dies war in bar oder mit EC-Karte möglich.
Um 9:48 Uhr verließ ich um diesen Betrag erleichtert und um eine sehr angenehme Erfahrung betreffs der Funktionalität deutscher Behörden reicher das Amtsgebäude.
Die vielgescholtene deutsche Bürokratie kann also ganz im Sinne der Bürger schnell und effizient arbeiten. Zumindest hier und in meinem Falle war das so. Höchstes Lob !
Nachtrag:
Exakt eine Woche nach Antragstellung erhielt ich den nigelnagelneuen EU-Kartenführerschein per Einwurfeinschreiben .
"Mit freundlichen Grüßen...Ihre Bundesdruckerei GmbH in Zusammenarbeit mit der örtlichen Fahrerlaubnisbehörde"[verkleinern]
