Das Klinikum Bad Hersfeld, zugleich akademisches universitäres Lehrkrankenhaus, ist in den vergangenen 20 Jahren enorm expandiert. Dies sieht man nicht nur am Baukörper, sondern auch an der Vielzahl der Fachabteilungen.
Ich kenne das Krankenhaus vor allem über die sog. "Notaufnahme".
Meine Tochter und ich sind schon sehr routinierte Notdienstgänger, angefangen vom V. a. Blinddarm im Kindergartenalter über Stichverletzungen des Auges, nachdem sie während der Grundschulzeit mit dem... weiterlesen
aufgestützten Arm abgerutscht und sich den Füller ins Auge gestochen hatte ... autsch ... über angeknackste Haxen bei nächtlichen Abenteuertouren in der Pubertät bis hin zu nächtlichen Fensterstürzen beim Qualmen des Gute - Nacht - Zigarettchens .... Gott sei dank nur aus 1,60 Metern höhe auf den Rasen ....in der jüngeren Vergangenheit.
Meistens prallte ich mit meiner Brut hier am Wochenende oder abends auf in Fällen, in denen der Ärztliche Notdienst ohnehin nichts ausrichten kann und das sind meist angeknackste oder geprellte Knochen, Fremdkörper im Auge oder mit dem Arm abgerutscht und den Füller ins Auge gestochen oder untypische Schmerzen in der Bauchgegend. ......Zeitweilig hatten wir hier ein Dau
Die Beschäftigten der Notaufnahme sind meist sehr freundlich, allerdings nicht, wenn sie meinen, man könne zum Ärztlichen Notdienst gehen. Nun war meine Tochter zu der zeit privat versichert und dann kann ich mich hinwenden wohin ich will. Wenn die besorgte Mutter also meinte, dass Prof. Dr. Diab da mal einen Blick drauf werfen musste, wie bei Verdacht auf Blinddarm, dann habe ich mich auch nicht abschütteln lassen und wir waren bei ihm in allerbesten Händen.
Selbst die Marotte im Kleinkindalter, dass nur weibliche Ärzte seitens des Kindes toleriert wurden, hat man dort geduldig mitgemacht.
Allerdings sind die Wartezeiten in der Notaufnahme manchmal enorm, auch wenn man privat versichert ist.
Nach 14 Uhr, wenn die ganzen Sport- und Freizeitunfälle hier einschlagen, wartet man sich ein Loch in den Bauch und der Kaffeeautomat, der auch Hühnerbrühe aus Pulver ausspuckt für ein paar Cent, wurde regelmäßig gemolken, das hatte schon Kultstatus und führte meist zu einer spontanenen Besserung der Beschwerden, aber nicht zu einer Besserung der Laune ob des langen Wartens. ;-)
Also sollte man sich seine eigenen Blessuren möglichst früh am Tage einfallen lassen oder besser nochmal drüber schlafen, zumal ja auch die Parkplatzsuche um das Klinikum herum Vormittag füllend werden kann.
Bislang ging alles glimpflich aus und länger als einige Stunden bis maximal zwei Tage hat noch kein Aufenthalt hier gedauert.
Das Personal wirkt gerade in den Abendstunden sehr überlastet und manchmal gibt es auch sprachliche Verständigungsschwierigkeiten mit den Ärzten, welche zwar die Fachsprache beherrschen, aber sonst nur wenig deutsch. Wenn man da einen Unfallhergang beschreiben soll, simuliert man das am besten nochmal; es kommt ja nicht mehr darauf an. Und mal im Ernst, wer merkt sich denn bei einem plötzlichen Sturz, wie er zuerst und dann aufgekommen ist, ob er sich dabei verdreht oder eingerollt hat.
Die sprachlichen Schwierigkeiten schreibe ich dem Umstand zu, dass hier wahrscheinlich junge ausländische Ärzte, die in Deutschland studiert haben und aus dem Studium kommen, erste praktische berufliche Erfahrungen sammeln und vorzugsweise zu unchristlicher Zeit im Notdienst eingesetzt werden.
Aber irgendwie kommt man am Ende dann doch auf einen Nenner, wenn man ein wenig mitdenkt und sich in medizinischen Fragen auskennt:
Doc nach dem Bewegungstest " Articulatiohumerifraktur ist nicht. Das ist Kontussion oder Distorsion. "
Ich : (Aha klare Ansage kurz und knapp... Fraktur ... Kontussion ... ja klingt ziemlich geschwollen ... also Bruch ... oder Prellung ...) " Könnte denn eine Weichteilverletzung in der Schulter gegend vorliegen?"
Doc: "Ja, Rotatorenmanschettenruptur Supraspinatussehnenruptur ist theoretisch möglich . Wir machen röntgen".
Ich:(Aha, die Weichteile könnten angekratzt sein) "Wäre da nicht eher ein MRT angebracht, im Röntgen kann man doch keine Weichteilverletzung erkennen".
Da zuckte der Doc aber ganz schön zusammen. Gedankenblase: "Oh, Alte kennt sich aus, muss ich aber vorsichtig werden jetzt was sage".
Doc: Stammel " Äh ... hm ... ja ... aber jetzt (zeigt auf Uhr) wir kein MRT mehr...,
da muss Tochter über Nacht hier bleiben ...."
Brut zieht Flunsch.
Ich: "Was soll das bringen, ich kann doch wiederkommen, wenn sie jetzt nichts ausrichten können und mir versichern, dass eine Fraktur nicht vorliegt ".
Doc : " Stammel .. "ä ... theoretisch ... ähem ... ja ... also..."
Ich : " Okay, also bis wann sollten sich denn die Beschwerden deutlich gebessert haben, wenn es sich lediglich um eine Prellung handelt ?"
Doc: " So 3 Tage".
Ich: " Okay, dann mache ich ihnen jetzt mal einen Vorschlag. wenn in drei Tagen keine Besserung eintritt, kommen wir wieder und dann kann immer noch ein MRT angefertigt werden und von mir aus auch geröngt werden."
Doc: erleichtert "Okay, so machen das."
Als wir etwas später das Auto geortet haben und auf dem Weg zur Apotheke sind:
"Wow, Mudda ... kennst dich aber aus .., dem hast aber einen erzählt" .
"Ja, sei froh, dass ich mit dir nicht zum Psychologen musste, da wäre ich aus dem Fachgespräch gar nicht mehr herausgekommen."
"Lol, Mudda".
Mannoman und dafür haben wir drei Stunden rumgesessen. Ich bin dann in die diensthabende Apotheke gefahren, habe eine schmerzstillende Salbe mit dem Apotheker beraten und erstanden und siehe da nach drei Tagen fingen die Beschwerden an sich merklich zu bessern.
Immerhin, nun weiß ich außerdem, welche Armbewegungen man durchführen muss, um festzustellen, ob irgendwas im Schulter - Arm - bereich gebrochen ist und kann mir eventuell zukünftig den Weg ins Klinikum zu abendlicher oder sonntäglicher Stunde erst einmal komplett sparen.
"Ja,ja ... wenn man sich nicht auskennt, wird man nur für dumm verkauft . Hauptsache die teuren Geräte werden über horrende Privatrechnungen finanziert ", denke ich noch bei mir als ich eine halbe Stunde später am Herd stehe und Griesbrei - Töchterchens Leib - und Magenspeise in akuten Krankheitsfällen - köchele."
Auf nächstes Mal .... mal sehen, welche medizinische Herausforderung mich dann erwartet.[verkleinern]
