Angesichts des großen Olympiastadions wird Vielen der Baum gleich hinter dem Einlassbereich zum Stadion kaum auffallen. Dabei ist die Eiche gleich in dreifacher Hinsicht bemerkenswert:
1. Sie ist ein Naturdenkmal
2. Sie ist eine Gedenkeiche
3. Sie ist der einzige Baum auf dem 810m x 320m großen Gelände von Olympiastadion und Maifeld.
Ein bisschen leidtun kann einem der einsame Baum schon, steht er doch auf der ringsum versiegelten Fläche des Stadionvorplatzes. Lediglich eine etwas... weiterlesen
größere rechteckige Bodenscheibe verschafft dem Baum Platz zum Leben. Außerdem macht die Eiche wegen einem ziemlich rabiaten Baumschnitt einen etwas gerupften Eindruck.
Podbielski-Eiche sagt es ja schon, es ist eine Gedenkeiche, deren Geschichte aber viel älter ist als das Olympiastadion. Was viele vielleicht nicht wissen, stand an Stelle des Olympiastadions seit 1913 das „Deutsche Stadion“, gebaut als Austragungsort für die 1916 in Berlin geplanten, vom 1. Weltkrieg aber verhinderten Olympischen Spiele.
1914 wurde aus Anlass des 70. Geburtstages des obersten deutschen Sportfunktionärs Victor v. Podbielski eine alte Eiche am Deutschen Stadion nach ihm benannt.
Als Berlin die Sommerolympiade 1936 zugesprochen wurde, war den braunen Bau- und Sportherren einiges im Wege, so auch die Eiche. Das Deutsche Stadion wurde abgerissen und die Eiche gefällt. Da der Eichenlaubkranz für die Olympiasieger zu den Symbolen der Berliner Olympiade gehörte, musste auf dem Olympiagelände eine neue Eiche her. 1936 wurde der heutige Baum vor dem neuen Olympiastadion kurzerhand zur „Podbielski-Eiche“ erklärt. Er überstand den 2. Weltkrieg und die Nachkriegszeit und ist heute einziger lebender Schattenspender vor Ort.
Wer war nun der so Geehrte?
Victor v. Podbielski wurde 1844 als Sohn eines preußischen Generals geboren. Nach der Schule trat er in die preußische Armee ein, diente in verschiedenen Dienststellungen und nahm am Deutsch-französischen Krieg von 1870/71 teil. Am Ende seiner Laufbahn war er Generalleutnant.
Nach 1891 betätigte er sich zunehmend als Politiker. 1897 wurde er zum Chef des Reichspostamts und 1901 zum preußischen Landwirtschaftsminister berufen. Nach seinem Rücktritt wegen einer Bestechungsaffäre wurde Podbielski 1909 Präsident des Deutschen Reichsausschusses für Olympische Spiele und war 1912 deutscher Mannschaftsleiter bei der Olympiade in Stockholm. Und er war natürlich an der deutschen Olympiabewerbung für 1916 beteiligt.
Victor v. Podbielski starb 4 Wochen vor seinem 72. Geburtstag und wurde auf dem Familienfriedhof in Dallmin (nordwestliches Brandenburg) beigesetzt.
Fazit: Als einzige Pflanze auf dem riesigen Areal, die größer als ein Grashalm ist, hat die Eiche ein bisschen Aufmerksamkeit verdient.
Man kann sie kostenlos von außen durch den Zaum anschauen oder man kann sich für 7 €uro Eintritt fürs Olympiastadiongelände auf der Bank unter der Eiche ausruhen.[verkleinern]