Manche Orte, auch wenn die recht "unspektakulär" daherkommen, sind sie geschichtlich betrachtet, etwas ganz besonderes. Bei der ehemalige Klosterkirche kann man dieses "Prädikat" sicherlich verwenden! In der Zeit, als sie von den Augustiner Chorherren genutzt wurde, konnte noch keiner ahnen, dass ein Jahrhundert nach ihrer Gründung 1468, sie und alles was dazugehört, bereits aufgehoben und vorbei gewesen sein sollte.
Nun ja, nicht ganz: ein Nachkomme des Bauherrn Bernhard VII. zur Lippe,... weiterlesen
Bernhard VIII. (sein Enkel) hatte etwas anderes damit vorgehabt. Mitte des 16. Jahrhunderts war sein Vater Simon V. zur Lippe (* 1471 - 1536) noch kein "Freund" der Reformation. Das sollte sich aber 1546 mit dem Regierungseintritt des "Erben" ändern. Vielleicht fühlte sich Simon stärker an den Lehnsherrn in Paderborn verpflichtet, auch, wenn er nicht der einzige gewesen ist, als dem lutherischen hessischen Landgrafen Philipp in Fernen Marburg (s. meinen Beitrag dort darüber nach).
Sie ist eine der wenigen Kirchen, die ich kenne, die als Fachwerk errichtet worden ist und man es ihr bis heute ansieht. Der in der Nähe befindliche Martiniturm wirkt auf mich ein wenig unscheinbar. Vielleicht liegt es an der nur grob zusammengesetzten Steinen, die im krassen Unterschied (aus meiner Sicht) zu der verputzten Faßade des einstigen Klosters steht.
Die Kirche als solche ist durch einen Zaun eingegrenzt, der nicht zu jeder Tageszeit offen steht. Der Zugang als solcher ist ein wenig problematisch, da man erst (wenn ich mich recht entsinne) einige Stufen runter kommen muss. Schon von außen hat uns die Größe des einstigen Augustiner Chorherren Stifts überrascht. In der Vergangenheit, als Blomberg eine Residenzstadt gewesen war (auch wenn es nur für eine recht überschaubare Zeit gewesen ist), hat man eher in großen Dimensionen gedacht und gebaut. Diese Kirche ist ein Beispiel dafür.
Bei dem (nicht gerade tollem) Wetter, das wir hatten, waren wir froh darüber uns ins Innere zu begeben. Durch mehrere "Hindernisse" bedingt (s. ggf. bei dem Beitrag über den Fotoladen nach...) kann ich keine Fotos beisteuern :-(. Höchstens, wenn man mir erklärt, wie Videoaufnahmen in einzelne Bilder umgewandelt werden können! Die Kirche als solche ist wirklich sehr schlicht und trotz der großen Fenster kam kaum Licht rein, als wir uns dort aufgehalten haben.
Im Vergleich zu den anderen evangelischen Gotteshäusern in OWL (Ostwestfalen-Lippe), die wir während unserer Besuche dort angesehen haben, gibt es wenig zu "entdecken". Das was am meisten auffällt ist die Grabtumba des Bauherrn Bernhard VII. zur Lippe und seiner Frau Anna Gräfin von Holstein-Schauenburg (Tochter von Otto II.), die man im Chorraum sehen kann.
Einen kleinen Farbakzent findet man auch an der Stelle oberhalb, wo sich die Reste der einstigen Bleiverglasung sich erhalten hatte. Auf der anderen Seite der Kirche erkennt man im Halbdunkel eine imposante Orgel, die auf mich ebenfalls Eindruck gemacht hatte.
Als evangelisch-reformierten Stadtkirche wird sie aber erst seit 1833 genutzt. Nach der Säkularisation diente es eher als eine Schule, in der die "neue" Sicht auf den Glauben vermittelt wurde. Das ganze natürlich mit gezielter Förderung des Grafen, der sich sogar "erlaubte" gegen den Kaiser zu stellen, was ihm aber sogar gewisse Vorteile einbrachte (die einer "Reichsstadt"!). Das am Rande erwähnt.
In der Folgezeit wechselten die Nutzungen mehrmals: Pfarr- und Lehrerwohnung, Armenhaus und verschiedene Schulen. Man sieht ihr aber an, dass sie als eine Spätgotische Hallenkirche errichtet worden ist, mit ihren hohen Bögen. Die "antiken" Kandelaber ergänzen das Bild, auch wenn sie aus einer anderen Ära stammen. Kirchen besitzen eine besondere Kraft, die sich kaum mit Worten fassen lassen. Doch für unser Geschmack war es ein wenig enttäuschend, dass es so und nicht anders aussieht. Unser Favorit in OWL ist an anderen Stellen zu finden. So sind wir der Meinung, dass auch trotz der sehr langen Geschichte uns 3 Sterne gerechtfertigt erscheinen. Denn bekanntlich über Geschmack läßt es sich nicht streiten...[verkleinern]