Kriege haben in vergangenen Jahrhunderten sehr häufig das Leben der Menschen bestimmt, wenn ein solcher „Gewonnen“ wurde, hat man sich verpflichtet gefühlt, eine bleibende Erinnerung daran zu schaffen. In vielen Orten entstanden in einem solchen Zusammenhang Denkmäler, die an die Gefallenen erinnern sollten. Heute möchte ich einen weiteren Fund vorstellen, der ebenfalls wie die meisten zuvor in Bonn, genau genommen auf dem alten Friedhof zu finden ist. Es ist eine „Erinnerungskultur“, die einem... weiterlesen
heute fremd ist, das aber sicherlich seine Daseinsberechtigung besitzt.
Nach der Einweihung des von dem Bildhauer Albert Hermann Küppers (* 22. Februar 1842 Coesfeld - 11. Oktober 1929 in Bonn) geschaffenen Denkmals gab es sehr positive Stimmen, denn es entsprach den Vorstellungen, die an das Werk gesetzt wurden. Es sollte eine pathetische Darstellung sein, die „Stärke und Entschlossenheit verkörpert“, die die 146 gefallenen Soldaten „bewiesen“ haben. Gedacht wird an jene Männer aus Bonn, die im Deutsch-Französischem Krieg 1870/71 ums Leben gekommen sind.
Die Initiative ging diesmal von der ortsansässigen „Lese-und-Erholungs-Gesellschaft“. Diese bestand vor allem aus den akademischen Kreisen und der „gehobenen Bürgerschaft“. Am 5. Januar 1872 wurde dann beschlossen ein „Grabdenkmal“ zu errichten. Eine der Vorgaben, die Küppers gestellt wurde, war, dass es „… auf die Umgebung des christlichen Kirchhofs Rücksicht nimmt…“. Im Gegensatz zum vor kurzem Vorgestelltem Schumanndenkmal gab es bei diesem keine Ausschreibung dazu. Da sich aber der „Zeichenlehrer“ zu dem Zeitpunkt der Auftragsvergabe in der deutschen Künstlerkolonie in Rom befand, hat es bis 1877 gedauert, bevor es fertiggestellt werden konnte.
Schon lange bevor es so weit gewesen ist, gab es einen gezielten Spendenaufruf, der in der örtlichen Presse veröffentlicht worden ist. Die Resonanz, so wie ich in einigen Artikeln zum Thema entnommen habe, soll ziemlich groß gewesen sein. Das ganze entsprach dem Zeitgeist und dem patriotischen Gefühl vieler Bürger. Vielleicht hat es sich auch um die Angehörigen dieser Männer gehandelt, an die damit gedacht wird. Jedenfalls liegt es sehr nahe. Dennoch gibt es bis heute Stimmen, dass der Standort (am Rande des Feldes V in einem Rondell „eingequetscht“ zwischen mehreren alten Bäumen mit der offiziellen Denkmalnummer 39) nicht der „richtige“ sei. Diesen Eindruck hatte ich auch selbst gehabt.
Es gilt gleichzeitig als wichtigstes Werk Albert Hermann Küppers. Die Figurengruppe besteht aus einem Gefallenen und einem „Engel“, der in einer Rüstung daher kommt. Der Kontrast zwischen den beiden kann kaum größer sein: an die christliche Bildsprache erinnernde „Todesbote – Cherubim“ mit Schwert, Schild und Kettenhemd und auf der anderen Seite ein zeitgenössisch gekleideter preußischer Militär, wie sie damals gab. Die Gestalt liegt zusammengesunken an seiner Seite liegt die Pickelhaube im Schoß ein Lorbeerkranz. Gelehnt ist der Körper an einen Baumstumpf, der erst in Vergrößerung als solcher erkennbar ist. Bei meiner Recherche habe ich herausgefunden, dass es sich bei dem Mann um einen Infanteristen handelt. Die Darstellung wäre im Kampf nicht wirklich vorstellbar, denn der Mantel ist offen, sowie das Hemd darunter.
Die gesamte Anlage ist auf Fernsicht und -wirkung ausgelegt. Wenn man es genau wissen möchte, ist der Bereich davor eingezäunt und die Fläche davor ist mit Blumen bepflanzt. Die Erinnerung sollte durch das Anbringen der Namen der Verstorbenen auf 3 Seiten des Sockels des Denkmals. Leider was mir beim Betrachten aufgefallen ist, kann man einen Teil davon nicht mehr lesen. Die Farbe ist längst abgeblättert und die eingemeißelten Lettern sind zum Teil verwittert. Im Gegensatz dazu ist der Schriftzug „Sie alle starben den Tod für das Vaterland 1870-1871 ist beständiger. Es handelt sich hierbei um eine Marmorplatte. Über der Gedenkschrift ist „Ehrenkranz“ bestehend aus einem Eichen- und Lorbeerzweig. Oben drüber ist das „Eiserne Kreuz“ so wie es einst von König / Kaiser Wilhelm von Preußen während des Deutsch-Französischen Kriegs vergeben wurde. Seine Namenschiffre (W) kann man darauf erkennen, sowie seine Krone. Bei dieser Darstellung ist es zusätzlich ein Ring erkennbar. Das muss bei den verliehenen nicht immer der Fall sein…
Das was bei der Einweihung für Entschlossenheit und Stärke stand ist ein Objekt, das zwar als ein historisches Denkmal mit einem Eintrag bei der entsprechenden Behörde steht, die dennoch ein zwiespältiges Gefühl bei mir hinterlässt. Zum einen sind die bereits erwähnten Witterungsspuren, die dennoch so bleiben müssen, weil es nicht in dessen Sinne sei, sie zu beheben. Irgendwie kann ich gleichzeitig nachvollziehen, dass der Wunsch groß war, dass der Kriegerdenkmal an einem öffentlichen Platz aufzustellen, seither groß gewesen ist. Hier am alten Friedhof geht es aus meiner Sicht ein wenig „verloren“.
Alle im freien befindlichen Skulpturen sind den Witterungseinflüssen ausgesetzt. Das kann sich mal mehr oder weniger stark auf deren Oberfläche auswirken. Das was beim Schumanndenkmal nur marginal erkennbar ist, dass einige Teile mit einer Schmutzschicht behaftet sind, kann man es hier nicht „übersehen“. Man hat sogar den Eindruck, dass es so „gewollt“ ist. Auf mich wirkt es einen recht unordentlich. Habe mich eh schwer damit getan mich damit zu beschäftigen. Ein solches Denkmal ist immer ein Spiegelbild der Zeit, in der er errichtet worden ist. Die Ausführung erscheint uns heute ein wenig martialisch, dennoch durch den Detailreichtum hat es irgendwie besonders. Da es aber bei mir sehr zwiespältige Eindrücke hinterlässt, möchte ich es sehr wohlwollend mit 3 Sternen bewerten.[verkleinern]