»Update vom 12.1.2019«
Als ich letztens wieder einmal an der Gedenkstätte vorbeikam, fiel mir neben einem in der Nähe stehenden Baum eine nicht sehr große Granittafel auf. Sie trug eine Inschrift, die noch gut zu lesen war: "In den Bäumen steckt die Kraft, die das Leben erhält" ist im oberen Bereich zu lesen. Darunter befindet sich ein indianisches Piktogramm oder , wenn man will, ein Piktogramm aus der Welt der amerikanischen Ureinwohner, darunter wiederum kann man den Rest der Inschrift... weiterlesen
lesen: "Friedensbaum gepflanzt 1986 vom Mohawk Indianer Kanentiio".
Das Ensemble aus Baum und Stein wird nur kurz im Archiv des Stadtportals Dortmund erwähnt, nähere Erklärungen gibt es nicht. Für mich ist es auf jeden Fall eine interessante 'Neuentdeckung'.
»Ursprüngliche Bewertung vom 25.5.2018«
Obwohl ich regelmäßig und interessiert die lokalen Nachrichten verfolge, überraschen mich doch immer wieder Neuerungen in meiner Heimatstadt. So war ich letzten Oktober auch nicht auf den Anblick dieser Gedenkstätte vorbereitet, und erst jetzt habe ich genug Informationen gefunden, um ein wenig berichten zu können.
»Die Gedenkstätte«
Am südöstlichen Ende des Westparks, zwischen Lange Straße und dem Gelände des Adam's Corner findet man einen hleinen eingefriedeten (mit Zaun und Hecke) Bereich, der mit hellen Steinplatten ausgelegt ist. In der Mitte befindet sich ein hellblauer Davidsstern, und in dessen Kern erhebt sich aus einem hellen Kiesbett ein schwarzer, nach oben konisch zulaufender Grabstein mit goldener Inschrift in hebräischer Sprache
Die Inschrift wird wohl inhaltlich der entsprechen, die auf einer schlichten Metallplatte an der Frontseite des Zauns angebracht ist. Inschrift:
"Gedenk-/Grabstein für hunderte Dortmunder Juden sel.A.
An dieser Stelle stand 1816 ein jüdischer Friedhof
in Dortmund. Er wurde während des NS-Regimes
geschändet und zerstört. Die heilige Totenruhe
wurde unwiederbringlich zerstört.
Darüber wein ich. Mein Aug', mein Auge fließt in Tränen.
(Klagelieder 1.16)"
Das Denkmal wurde 2016 errichtet und geht auf die Idee dreier Schülerinnen des Reinoldus-Schiller-Gymnasiums zurück. Unterstützt wurden sie von Lokalpolitikern und der jüdischen Gemeinde in Dortmund.
»Geschichte und Religion«
Der Friedhof wurde 1815 als Teil des Westfriedhofs (heute Westpark) errichtet, war aber schon 1885 überbelegt und geschlossen. Mit dem Westfriedhof wurde er aufgegeben und während der Nazi-Herrschaft abgerissen und mit Tunneln und Bunkern unterbaut, ohne den Versuch zu machen, die Leichen umzubetten.
Nach jüdischem Glauben warten die Verstorbenen auf ihre Auferstehung, und daher gilt es als große Sünde, die Totenruhe zu stören und etwa Gräber zu überbauen. Gerade das ist aber in Dortmund geschehen, und um etwaige Leichenteile zu suchen und umzubetten, müsste zum Beispiel sogar ein Teil der Westpark-Schule abgerissen werden.
Verständlicherweise hat die jüdische Gemeinde auf jeden Plan in der Richtung verzichtet. Umso wichtiger war aber die Errichtung und Erhaltung der neuen Gedenkstätte.
»Fazit«
Gerade durch ihre Schlichtheit und Geradlinigkeit wirkt die Gedenkstätte sehr stark auf mich, was bestimmt auch auf den Wortlaut der Schrift auf Stein und Tafel zurückzuführen ist. Gleichzeitig drängt sich die Frage auf: "Wer achtet darauf, dass die Anlage intakt bleibt?" Diese Frage muss man sich in Dortmund einfach stellen. Es wäre schön, wenn Dortmund-Besucher sich auch so einen Platz ansähen, und nicht nur die sogenannten Tourismus-Attraktionen.[verkleinern]