"Westfälisches Schulmuseum?" Das hört sich erst einmal viel trockener an als es wirklich ist. Das Schulmuseum verfügt über eine der größten Samm lungen von Unterrichtsmaterialien in Deutschland, darunter fallen Wandkarten, Fibeln technische Geräte usw. Erfreulich ist es aber, dass nur ein Teil davon in der ständigen Ausstellung untergebracht ist, sonst wäre es für den Laien wohl sehr ermüdend.
Das Schulmuseum liegt im Stadtteil Marten, unweit der Endhaltestelle der U-Bahnlinie 43. Das alte... weiterlesen
Gebäude ist imposant und für meine Begriffe schön. Bei meinem Besuch war es allerdings durch Absperrungen und Wagen des Grünflächenamtes ziemlich zugestellt - schlecht für Fotos. Wahrscheinlich waren da die gleichen Leute verantwortlich, die auch immer die Kirchen verschließen, die ich besichtigen möchte. Die Ausstellung wird im ersten Stock gezeigt, ich denke, das waren mal 6 Räume, das ist durch die neuen Durchgänge nicht mehr sehr genau abzuschätzen. Die junge Dame, die die Kasse bediente war sehr freundlich, und über den Preis von 2,50€ kann man nicht meckern. Die Dame erzählte mir, die momentane Präsentation bestehe seit etwa 1993, das Museum selbst gibt es aber schon seit 1910. Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich einige der Exponate vor Jahren in dem kleinen Museum An der Buschmühle im Westfalenpark gesehen.
Zurück zur Sache. In der Ausstellung zu fotografieren ist erlaubt, teilweise aber sehr schwierig, da die meisten Stücke unter Glas untergebracht sind. Den Anfang des Rundgangs bilden Illustrationen zu Bildung im Mittelalter. Der nächste Schwerpunkt ist die Kaiserzeit um 1900. Sehr interessant fand ich hier den Hinweis auf die unterschiedliche Behandlung von JUngen und Mädchen in der Schule, die Geschlechterrolle war sehr starr und festgeschrieben. Ein vollständig eingerichteter Klassenraum mit alten Pulten und Tafeln brachte dann sehr viel Leben ins Haus. Ich hatte nämlich Glück, dass eine Schulklasse sich angemeldet hatte und nun eine Museumsangestellte den Kindern zeigte, wie es früher in der Schule zuging: in der Ecke stehen, Finger vor den Mund, nur reden, wenn man gefragt wird. Die viel zu junge Dame machte das sehr überzeugend, und die Kinder (und ich) waren begeistert. Dann fiel mir ein "Sandkasten" für den Heimatkundeunterricht auf, in dem man Landschaften nachbauen konnte. Es folgten Exponate zur Erziehung von Mädchen zur perfekten Hausfrau. Danach gab es erschreckende Beispiele aus der Nazizeit wie Poster, die entwürdigend auf sogenannte Rassenmerkmale hinweisen.
Ein Pult aus der Nachkriegszeit mit Schiefertafel, Griffel und Schwämmchen lud dann zum Ausprobieren ein. Im nächsten Raum gab es eine Fülle von Material, das es angemeldeten Besuchergruppen ermöglicht, eigene Untersuchungen anzustellen.
Sehr beeindruckend fand ich persönlich die verschiedenen technischen Geräte. Für den Rundgang habe ich im Schnelldurchlauf eine Dreiviertelstunde gebraucht, ich war nämlich unter Zeitdruck und konnte mir nicht alles intensiv ansehen. Auf jeden Fall werde ich diesen Besuch in aller Ruhe wiederholen.
Es ist kein Museum für einen halben Tag. Doch, wenn man in der Nähe ist, dann lohnt sich ein Abstecher sicherlich.[verkleinern]