Erster Versuch: ich suche die Mühlengasse / Ecke... irgendwas... Da wo ich es eigentlich verortet habe, ist es nicht zu finden. Fragen wollte ich nicht, wenn denn, die meisten scheinen sich auch nicht auszukennen, kein Wunder bei den vielen Touris, die die Stadt bevölkern. Die Suche wird kurzerhand vertagt.
Es ließ mir keine Ruhe, eine Anfrage bei einer "Altstadtpflanze", wie sie sich selbst gerne auf die Schippe nimmt, doch bei genauer Nachfrage hieß es "Du bist die Kunstexpertin, nicht... weiterlesen
ich" war vorerst das Thema gegessen.
Im laufe des Nachmittags fragte ich erneut nach der besagten Gasse, doch noch bevor ich mein "Spickzettel" aus der Tasche raus kramen konnte, fiel mir wie die sprichwörtlichen Schuppen von den Augen - da war die, die gesuchte, die hier zu sehende - Schuhanzieherin, ich musste grinsen, ohne langes suchen war sie tatsächlich gefunden! jeweils wenige Schritte vom Rhein und den ganzen Lokalen der Altstadt entfernt, mitten auf dem Bürgersteig hinter dem ehemaligen Gerichtsgebäude...
"Mensch, du kennst als >>Zugezogene >> (kann man es noch nach über 20 Jahren sagen?!), mehr >>Zeugsdingens>>, die in der Altstadt / Düsseldorf zu finden sind, als ich, die hier Aufgewachsen und um die Ecke gelebt habe... "
Ich musste bei diesem Gespräch schmunzeln, denn die meisten Leute laufen durch die Gegend, ohne auf bestimmte Sachen bewusst wahrzunehmen geschweige denn die Zeit sich zu nehmen sie sich anzuschauen.
Diese gerade mal 90 cm große Figur der Schuhanzieherin, die auf einem 80 cm hohen Basaltlava-Sockel ist höchstwahrscheinlich die kleinste (für mich jedenfalls), die Karl-Hennig Seemann geschaffen hatte. Sie steht an der Ecke der Mühlenstraße (und nicht Gasse - die gibt es nämlich auch) und der Liefergasse. Leider handelt es sich um eine Kopie aus dem Jahr 1981, denn das Original, das 78 vor der Lambertusbasilika aufgestellt worden ist, wurde entwendet.
Trotz der geringen Größe lebt auch sie von den Kontrasten, wie die meisten seiner Figuren. Zu seinem werken befragt sagte dieser, dass sie "(...) aus großer Entfernung als klares Zeichen wirken (müssen) und dürfen beim Näherkommen nicht an Spannung verlieren. Ihr Thema sollte etwas mit ihrem Standort zu tun haben und ihre Form identisch mit ihrer Botschaft sein."
Der rechte Fuß steht unbeschuht auf einer Metallscheibe, der andere ist angewinkelt, damit der namensgebende Schuh angezogen werden darf. Der Balanceakt wirkt schon recht kurios, auch ein weiterer Blick lohnt sich: das Shirt ist nach oben gerutscht, die Hose wirkt reichlich zerknittert, das Gesicht erst und verschlossen, sogar ein wenig mürrisch.
An dieser Stelle steht sie seit dem 22.6.1979 an dieser Stelle. Sowohl das Original, als auch die Kopie wurde, wie einige andere Skulpturen des Künstler durch die Kunstgießerei Herbert Schmäke GmbH & Co. KG angefertigt.
Auch, wenn es ausnahmsweise nur eine Person zu sehen ist und nicht, wie bei den anderen eine Gruppe, lohnt es sich auch bei dieser ein erneuter Blick drauf, denn sie sind, jeder auf seine Art und Weise sehr faszinierend![verkleinern]