Direkt vor der Gerberpassage steht seit einigen Jahren der Gerberbrunnen mit einer 79cm hohen Bronzeplastik. Er wurde 1999 vom Lions Club gestiftet, eine kleine Marke an der Schale verweist auf den Club. Der Freiberger Bildhauer Gottfried Kohl (1921 in Freiberg geboren und 2012 ebenda verstorben) hat ihn geschaffen.
Es war das Jahr 1889 n. Chr. , also vor 135 Jahren, da wurde in Freiberg die erste Gerberschule Deutschlands gegründet. Ja man brauchte Leder, zum Beispiel für die Arschleder... weiterlesen
der im Bergwerk knieend oder sitzend schindernden Bergleute.
Der Brunnen mit dem „Pärchen“ steht auf dem etwa 1180 entstandenen Untermarkt (und ja, es gibt auch einen Obermarkt!) auf einer aus der runden Brunnenschale herausragenden runden Sandsteinsäule. Aus ihr fließt das "kein Trinkwasser"-Brunnenwasser.
Die Plastik zeigt einen arbeitenden Gerber, mit einem Stück Leder auf dem rechten Oberschenkel und dem notwendigen Schabeisen in der rechten Hand. Er schaut in Richtung (s)einer freundlich lächelnde junge Frau, die ihm die linke Hand auf die rechte Oberkörperhälfte legte und ihm mitzuteilen scheint, dass er zum Essen kommen soll. Ihre rechter und sein linker Arm kreuzen sich am Rücken der beiden in Hüfthöhe. Ein Bottich mit einem weiteren Schabeisen und eine Katze, die einen ordentlichen Buckel zeigt ergänzen das Kunstwerk.
Im Winter werden die Schalen der Freiberger Brunnen abgedeckt, siehe die Winterbilder hier...
Es ist eine schöne Erinnerung an eines der wichtigsten Handwerke der Silberstadt und im Sommer ein spritziger Spielplatz für den Nachwuchs...
Alles in Allem ist der Gerberbrunnen für mich ein schönes Stück Freiberger und Kunstgeschichte.
Um die Ecken ist die Gerbergasse und „Am Mühlgraben“ standen die Gerberhäuser, aus Feldsteinen errichtet und mit der Besonderheit, dass sie die oberen Etage in etwa 50 cm tiefer (Richtung Straße) waren, als ihr Fundament. Leider ist von denen nicht mehr viel erhalten, meistens nur noch Bildmaterial, wie zum Beispiel das Bild „hinter“ diesem Wikipedia-Link:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/80/Bundesarchiv_Bild_183-37540-0006%2C_Freiberg%2C_M%C3%BChlgraben%2C_Gerberh%C3%A4user.jpg
ÜBRIGENS und PS:
Arschleder heißt wirklich Arschleder, aber auch Arsleder, Bergleder, Erzleder, Grubenleder, Rutschleder oder Fahrleder. Es zählte im Bergbau zur Kleidung des Bergmannes und diente als Schutz vor dem Durchwetzen des Hosenbodens sowie gegen Bodennässe und Kälte beim Sitzen. So erklärt es Wikipedia, ich hätte es nicht besser schreiben können.[verkleinern]