Seit mehr als 10 Jahren geht in diesem ehemaligen Fabrikgebäude die Post ab.
Die musikalische Post.
Nachdem es für eine kurze Zeit ein Diskothekenbetreiber versuchte, Tanzkultur nach Glauchau zu bringen und mehr oder weniger grandios damit scheiterte, übernahmen die jetzigen Besitzer den Laden mit dem Ansinnen, Konzerte zu veranstalten. Und das tun sie inzwischen sehr erfolgreich.
Platz wird für ca. 800 Gäste geboten, die sich bei ausverkauftem Haus auf der (ehemaligen) Tanzfläche und einer... weiterlesen
Art Empore in der ersten Etage drängen.
Freunde der schwarzen Szene finden hier ebenso Zuflucht wie die Jünger des Metal in all seinen Spielarten. Aber auch an Blueser und Rocker wird gedacht.
Die Liste der hier an den Start gegangenen Bands liest sich wie ein who is who der Independent-Musikszene.
Als die finnische Band HIM noch ziemlich unbekannt war, trat sie hier auf, später füllte sie locker Hallen mit 10.000 Besuchern.
Diary of Dreams, ein ewiger Geheimtip der dunklen Szene, spielte hier ebenso wie die Berliner Dreadful Shadows.
ASP und der "Graf" von Unheilig - heute ein genreübergreifender Top-Act - gaben sich die Ehre.
Die Mittelalter-Recken von Corvus Corax traten auf und Manfred Manns Earthband und John Mayall brachten den Blues in die Halle.
Damit der Spaß nicht zu kurz kommt, wurden mehrfach Vicky Vomit oder Knorkator verpflichtet.
Für bayerische "Folklore" sorgten der alte Grantler Hans Söllner oder die Stammgäste von Fiddlers Green.
Ebenfalls aus Bayern stammend sorgten Goethes Erben bzw. deren Mastermind Oswald Henke unter eigenem Namen für gepflegtes deutschsprachiges Liedgut.
Die Liste ließe sich noch um zahlreiche Künstler verlängern, ich will es bei dieser kurzen Aufreihung belassen.
Noch etwas zur Gastronomie.
An mehreren Theken werden Sternquell Pils vom Fass , dazu weitere Flaschenbiere ausgeschenkt, Weinliebhaber kommen auf ihre Kosten, natürlich gibt es das übliche Angebot an alkoholfreien Limonaden bzw. Cola und Wasser sowie einige harte Spirituosen und für die Autolenker heißen Kaffee.
Das Speisenangebot erschöpft sich in Wiener Würstchen, Currywurst, Beefsteak und Soljanka.
All dies erwirbt der Konzertbesucher in Selbstbedienung, es gibt kaum längere Wartezeiten, je nach Veranstaltung steht genügend Personal bereit.
Raucher seien gewarnt, im Saal herrscht striktes Rauchverbot. das Verlassen der Halle ist während des Konzerts meist nicht gestattet. In der ersten Etage wird ein Raucherraum bereitgehalten, Vorsicht, hier wird man vom bloßen einatmen der Raumluft im wahrsten Wortsinne "benebelt".
Benebelt rutscht man manchmal auch aus den Toiletten heraus. Ich will nicht ins Detail gehen, aber wer jemals selbst auf einem Open Air der härteren Sorte war oder die Doku über das "Wacken"-Fest sah, weiß , was ich meine.
Metalfans sind zu 99 % friedliche Menschen, was sie grundlegend von den sogenannten Fußballfans der Ultra-Szene unterscheidet.
Aber beim Bierkonsum und dessen urinalen ( und anderweitigen...) Auswirkungen, naja, da geht schon mal was daneben. Übrigens, und das sei hier ausdrücklich angemerkt, es sind nicht nur die Kuttentragenden Herren der Schöpfung, welche geflieste WCs mit Bäumen in freier Natur verwechseln, die holden Damen stehen da oft in nichts nach.
Das Personal bemüht sich zwar nach besten Kräften, Sauberkeit und Ordnung wieder herzustellen, allein der allzu menschliche Drang ist zeitweilig stärker und somit schneller. Ich will nun an dieser Stelle nicht weiter ins Detail gehen.... der geneigte Leser mag seiner Vorstellungskraft Raum geben. Oder auch nicht :-)
Parkplätze befinden sich unmittelbar am Gebäude . Bei ausverkauftem Haus reichen diese nicht, dann werden die Anliegerstraße bzw. weitere Nebenstraßen zum abstellen der Autos benutzt. Vorsicht bei aufgestellten Parkverbotsschildern, die Glauchauer Knöllchenverteiler kennen den Spielplan der Spinnerei und legen dann gern mal eine Nachtschicht ein:
Kleiner Wermutstropfen zum Schluß.
In letzter Zeit fanden nicht mehr allzu viele Konzerte statt, da war schon mal mehr geboten .
Aber die Alte Spinnerei lebt und ab Januar 2014 sind einige tolle Acts avisiert.
Ich freue mich schon jetzt auf Hans Söllner, Apoptygma Berzerk, Sepultura und Project Pitchfork.[verkleinern]