- bestätigt durch Community
- Ausgezeichnete Bewertung
Das ist jetzt der 2. Versuch. Die Erstanlage der Location fiel irgendwann dem Übereifer von Meldeaktivisten und der blinden Zusammenlegewut des Teams zum Opfer. Die Bewertung verschwand und die Bilder fanden sich beim Deutschen Kriegerdenkmal Rahna wieder – was weder thematisch noch zeitlich noch räumlich passt, denn das Grab ist fast 250 m Luftlinie vom Kriegerdenkmal entfernt.
Ich versichere, dass beide Locations existieren – schließlich habe ich davor... weiterlesen gestanden!
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Das Dorf Rahna (Sachsen-Anhalt / heute ein Ortsteil von Großgörschen / ca. 15 km südwestlich von Leipzig) hat eigentlich nicht viel zu bieten. Auf der Suche nach dem Berger-Grab von 1813 ist mir nur noch ein Kriegerdenkmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs aufgefallen.
Das Berger-Grab ist ein Relikt der Schlacht bei Großgörschen vom 2.5.1813, zu deren Schlachtfeld auch das damals noch sächsische Rahna gehörte. Die Schlacht, von den Franzosen „Schlacht bei Lützen“ genannt, zwischen 145.000 Mann französischer Truppen unter dem Kommando von Napoleon Bonaparte (1769-1821 / Kaiser der Franzosen 1804-1814/1815 abgedankt) und 88.000 Preußen und Russen unter General v. Blücher (Preußen / 1742-1819) und Generalleutnant Graf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (Russland / 1769-1843) war die erste große Feldschlacht des Befreiungskriegs von 1813.
Das blutige Ringen forderte damals 33.500 Tote und Verwundete auf beiden Seiten.
Die meisten Toten der Schlacht ruhen bis heute in längst vergessenen Massengräbern, vermutlich unter Feldern und Wiesen des einstigen Schlachtfelds.
Nur in Großgörschen gibt es am Scharnhorst-Denkmal ein kleines Massengrab für ein paar Gefallene, die man 1972 bei Bauarbeiten fand und in das Grab am Denkmal umbettete.
Und es gibt als einzelnes Kriegsgrab das sogenannte Berger-Grab in Rahna.
Dieses Grab hat ein Alleinstellungsmerkmal: es soll das einzige erhaltene Einzelgrab eines gefallenen einfachen Soldaten aus der Zeit des Befreiungskriegs sein, zumindest in Deutschland.
Da sich das Grab über 170 Jahre auf einem Privatgrundstück befand, blieb es die ganze Zeit erhalten.
Der hier bestattete Christian Gottlieb Berger wurde am 30.1.1787 im preußischen Breslau (heute Wroclaw / Polen) geboren. Er hatte bereits eine beeindruckende Lebensgeschichte hinter sich und hätte sicher eine erfolgreiche Zukunft vor sich gehabt, wenn der Krieg gegen die Franzosen die Weichen des Lebenswegs nicht anders gestellt hätte.
Nach Schulausbildung und einem Jurastudium ab 1805 in Halle/Saale begann er sich der Naturkunde zu widmen und bereiste mehrere europäische Länder, auf denen er naturkundliche Sammlungen anlegte.
1813 folgte er einem Aufruf von König Friedrich Wilhelm III. v. Preußen (1770-1840 / König seit 1797) zur Bildung freiwilliger Jäger-Detachements und trat als Freiwilliger in das Detachement des preußischen Garde-Jäger-Bataillons (1808-1919) ein.
Dieses Bataillon gehörte zu den preußischen Truppen, die in der Schlacht bei Großgörschen zum Einsatz kamen. Nach Zeitzeugenberichten fiel Berger beim Angriff seiner Einheit auf das Dorf Rahna am 2.5.1813 gegen 16 Uhr durch einen Schuss in die Stirn.
Später nach der Schlacht fand August Gottlieb Lübberts, ein Verwandter, den Gefallenen auf dem Gefechtsfeld.
Lübberts gab dem Dorfmusikus und Bauern Schumann aus Rahna eine große Geldsumme, damit dieser Berger bestattete und das Grab in Zukunft pflegte.
Schumann sagte zu und begrub Ch.G. Berger in seinem Garten. Später wurde noch ein Grabstein aufgestellt. Auch die nachfolgenden Hofbesitzer bewahrten das Grab auf ihrem Grund und Boden.
Nach über 170 Jahren war der Grabstein allerdings schwer in Mitleidenschaft gezogen und die Inschrift kaum noch zu lesen. 1989 wurde das Grabmal durch die Gesellschaft für Denkmalpflege im Kulturbund der DDR restauriert und wenige Meter vom Grab entfernt außerhalb des Privatgrundstücks wiedererrichtet.
Es war jedoch ein unerträglicher Zustand, dass Grab und Grabstein nun räumlich getrennt waren. Daher wurde vom Verein „Lützowsches Freikorps 1813 Gendarmerieposten Körnerhaus“ aus Leipzig das Grab nach der Versetzung des Grabdenkmals geöffnet, das vollständig erhaltene Skelett Berger‘s exhumiert und am Grabdenkmal neu bestattet.
Der von einer Kanonenkugel gekrönte Grabstein trägt die ursprüngliche Inschrift:
„C.G. Berger aus Breslau starb für sein Vaterland am 2. Mai 1813“
Das Grab ist als große Einzelgrabstelle gehalten und mit anspruchslosen Pflanzen bepflanzt.
Zu finden ist es nicht ganz einfach, denn der hölzerne Wegweiser am Straßenrand steht mitten in hohem Unkraut und die Inschrift „Bergergrab 1813“ ist kaum noch zu lesen.
Von der Kreuzung L184 / Zum Silberberg / Bergerstraße kommend hält man am besten am linken Straßenrand auf Höhe der ersten Häuser (rechts) von Rahna.
Hinter dem Grundstück Bergerstraße 2 führt ein unbefestigter Weg in westlicher Richtung an der Grundstücksgrenze zum ca. 50 m von der Straße entfernten Grab.
Fazit: Sicher kein Touristenhotspot, mehr was für Schlachtfeldtouristen und geschichtlich Interessierte.[verkleinern]