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In der bayrischen Landeshauptstadt München gibt es mehrere Denkmäler, die an das einstige Herrscherhaus der Wittelsbacher erinnern. Wenn man sich die Vita einiger unter ihnen anschaut, kann man feststellen, dass (wie wir selbst auch) gewisse „Eigenarten“ an den Tag legten. Nicht erst mit dem „Märchenkönig“ Ludwig II. kann man eine (gesteigerte) Vorliebe für die Architektur und Kunst beobachten. Das ist um so mehr in der Stadt deutlich, dass bereits Ur- und sein gleichnamiger Großvater ihre... weiterlesen
Freude daran gehabt haben. Bei kaum einer Biographie wie die des in Straßburg geborenen Kronprinzen Ludwig (als König der 1.) ist so voller Widersprüche und Kontroversen.
Als junger Mann war er als ein glühender Anhänger der Aufklärung gewesen. Er schwärmte sogar darüber, wie „fortschrittlich“ ein Eingreifen des Volks sein kann. Als König indes, hat er bei solchen Gegebenheiten sehr hart, in einigen Verweisen heißt es sogar brutal solche „Bemühungen“ durch Waffengewalt verhindert. Auf der anderen Seite hat er sich als einen Monarchen verstanden, der mit „gleichgesinnten“ Künstlern auf Augenhöhe begegnet war. Als Monarch aber hat er darauf bestanden, dass seine Macht eine von „Gottesgnaden“ gewesen ist. Mit diesem Anspruch steht er unter den dynastischen Herrschern nicht alleine da! Als glühender Katholik hat er dementsprechend dazu beigetragen, dass die zuvor geschlossenen Klöster eine Neubelebung erfuhren. Mehr noch: durch die Ernennung von sehr konservativen Ministern, die nach seinem Sinn regiert haben, entstanden Konflikte, die sich auf weitere Bereiche erstreckten. Mehrere solcher „Vorfälle“ haben dazu geführt, dass Ludwig I. 1848 zu Gunsten seines Sohnes Maximilian II. Joseph abgedankt hat. Im Detail ein wenig später wird das Erläutert.
Nicht nur Ludwig II., wird als ein „Romantiker auf dem Thron“ bezeichnet, wie in anderen Bereichen auch, kann man das auf diesen Vorgänger übertragen. Als junger König musste er sich mit einem immensen Schuldenberg, den ihm sein Vater Max I. Joseph 1825 hinterlassen hatte. Durch verschiedene Reformen verbunden mit (was sich für Nachfolgegeneration schwer nachvollziehen ist – wegen der baulichen Investitionen) persönlicher „Sparsamkeit“ konnte er sich im Laufe seiner Regentschaft der Stadt seinen „Stempel aufdrücken“. Dennoch hat er sich beim Militär und der Verwaltung keine Freunde gemacht, weil er für diese Bereiche einst vorgesehenen Mittel deutlich gekürzt hatte. Dafür kann man bis heute 40 „Großbauprojekte“, die vor allem durch seinen Lieblingsarchtiekten (von) Klenze realisiert wurden. Daneben hat er sich dafür stark gemacht, dass das (aus seiner Sicht ) „vernachlässigte“ /baufällige Erbe seiner Vorfahren saniert wurden.
Als ich verschiedene Quellen über König Ludwig I. von Bayern gelesen habe, entstand bei mir der Eindruck, dass nicht nur bei seinen „Projekten“, sondern auch auf seine Untertanen die antiken Herrscher als „Vorbild“ gedient haben! Nach dem Motto: Zuckerbrot und Peitsche, auch wenn dies nur im übertragenem Sinn zu verstehen sei! Wie bei jeder Biographie ist diese im Kontext der Zeit zu deuten. Sich zwischen Fortschritt und Tradition zu „entscheiden“, vor allem wenn es um das Mitspracherecht der Bevölkerung anbelangt. Selbst noch in der „Vorstellung“ verhaftet zu sein, über allem anderen zu stehen und dennoch nach einer Umsetzung unter neuen „Rahmenbedingungen“, die erst wenige Jahre zuvor gegründetem Königreich umzusetzen, das ist leichter gesagt als getan! In der letzten Dekade seiner Regentschaft wurde das deutlich als eine unangemessene Einmischung in die „Tagespolitik“ wahrgenommen. In den ca. 23 Jahren auf dem Thron gab es sowohl Phasen, in denen seine Person nicht nur beliebt gewesen ist, sondern gleichzeitig auch als Liberal. Vieles was er beschlossen hatte, galt als „Wegweisend“ unter anderem die Aufhebung der Pressezensur. Aufgrund dessen wurde er aus diesem Grund sehr geschätzt. Das sollte sich ändern, als aus reaktionären Kreisen andere Ansichten darüber ihm vorgetragen wurden. Spätestens, als Ludwig beschloss die Uni zu schließen, weil das was nicht mit seiner Meinung konform war, gab es mehrmals Revolten. Diese wurden, wie vorher erwähnt, sehr hart geahndet! Danach war für lange Jahre die Zensur die gängige Praxis.
Ludwig I. galt als ein Lebemann, der nachweislich (neben seiner Frau) einige bekannte Liebschaften gehabt. Die letzte (und heftigste) unter ihnen hat dazu geführt, dass er 1848 abgetreten sei. Noch heute ist es ein „heikles“ Thema, wenn Politiker (bzw. Promis) in der Öffentlichkeit mit jemanden gesehen werden, der nicht zu dieser „gehört“. Solcher Tratsch wird noch zusätzlich „befeuert“, wenn es bekannt wird, dass das „Objekt der Begierde“ (auch indirekt) zum „Dunstkreis“ des ältesten Gewerbes der Welt gehört! Da ist ein Skandal „vorprogrammiert“! Vor 175 Jahren, vor allem bei einem solch religiösem Menschen, der dieses in den Mittelpunkt seines Lebens stellt, hört sich das bis heute ungeheuerlich an! Es heißt mehrmals, dass Ludwig I. es mit der ehelichen Treue nicht so dolle bestellt gewesen sein soll… Mit seiner Gattin aber hatte er dennoch 9 Nachkommen gehabt, das will gleichwohl was heißen. Ihre Hochzeit ist bis heute der Grund, warum in München des Oktoberfest angehalten wird! Das am Rande erwähnt.
Den Namen Elizabeth Rosanna Gilbert kennen wohl wenige, mich eingeschlossen, denn die gebürtige Schottin ist unter ihrem Künstlernamen Lola Montez wesentlich berühmter. Laut den Angaben, die über sie zu lesen sind, war sie eine „Abenteurerin“, die mit ihren Provokationen, egal wo sie als Tänzerin unterwegs war, für ihre „Masche“ berüchtigt: Auftritt, Sensation, Skandal, Ausweisung. Egal, ob in Paris, London, Berlin, Baden-Baden oder eben München die damals 25 jährige tat dies, um die Gunst der zahlungskräftigen Verehrer, die selbstredend aus den höchsten Kreisen stammen, zu gewinnen. Wenn sie binnen kurzer Zeit das Interesse an ihnen verloren hatte, sorgte sie mit ihren (aus der damaligen Sicht) unzumutbaren Verhalten, dass ihr die (durch vermeintliche „Liebesschwüre“) verliehenen Bürgerrechte aberkannt wurden. So zog sie von Stadt zu Stadt, vom Land zu Land, um den „nächsten dummen“ auszunehmen und wie oben erwähnt, zu verfahren! König Ludwig I. war der letzte in Europa, der darauf „rein“ fiel, bevor sie nach USA ausgewandert ist. Es gibt eine Karikatur, bei der ihre „Verflossenen“ Monarchen ihr am Ufer nachweinen, als sie mit einen Schwanenboot davon segelt. Lola liebt Provokation: man bezeichnet sie zwar als eine „Hochstaplerin“, die schnell in Wut gerät, Leute (ohne Vorwand) anspuckt, sich lautstark für die eigenen Belange stark zu machen. Auch bei Ludwig hat sie (als ihr bereits ein gewisser „Ruf“ vorausging), als ihr aufgrund dessen ihr die Bürgerrechte vorenthalten werden sollten, sich direkt bei ihm darüber beschwert. Das selbstredend mit Erfolg!
Der 60 jährige König, als er auf diese famme fatal erstmals traf, war sofort von ihr fasziniert und mit ganzer Liebe zu ihr „entbrannt“. Er war sogar bereit auf den Thron zu Gunsten seines Sohnes zu verzichten, damit er sie heiraten konnte! Es klingt schon „exzentrisch“, wenn ein „Greis“ (die durchschnittliche Lebenserwartung lag 1848 bei gerade mal 30 Jahren!) einem „Mädchen“, das theoretisch seine Enkelin sein könnte, Liebesbriefe in Gedichtform zukommen lässt! Was die Zeitgenossen sehr empört hatte, war wie kostspielig seine Geschenke an Lola gewesen sind: im Schnitt hat er pro Jahr auf Euro umgerechnet rund 1,1 Mio. ausgegeben. Hinzu kommt aber auch die Villa, die er für sie bauen ließ (weitere ca. 1,5 Mio. €)! Sie war die einzige in seinem Leben, für die er sogar eigene neue Gesetze erließ, damit sie nicht „abgeschoben“ werden sollte. Es kam wie es kommen musste: statt dankbar zu sein, hat sie ihn in der Öffentlichkeit bloß gestellt! Da gab es verschiedene Gerüchte über Lola unter anderem, dass sie eine „Spionin“ sein sollte. Die Kritik war groß: die Kirche, weil er „Ehebruch“ begangen hatte, die Bevölkerung wegen der Geldverschwendung und seine Minister und Beamten, weil sie nicht hinnehmen wollten, dass der König sich über geltendes Recht hinwegsetzt. Die ganze Situation war ziemlich aufgeheizt!
Es kam zu Unruhen: Lola wurde auf offener Straße angegriffen und als „Hure“ beschimpft. Auch ihre Villa wurde belagert. Da sich bis zum Februar 1848 das ganze dermaßen gesteigert hatte und unter den demonstrierenden zahlreiche Studenten befanden, hat der König beschlossen die Uni (wie mehrmals zuvor) komplett zu schließen. Weil durch diese Maßnahme weitere „Dienstleister“ betraf, gab es aus diesem Grund eine große Unruhe. Lola indes floh, wie sie es etliche male bereits weiter. Erst als seine Garde ihm die Unterstützung verweigerte, erkannte der Monarchen, dass ihm nichts anderes bleibt, als sich zurückzuziehen! Eins blieb beim „Alten“: seine Bautätigkeit wurde fast bis zu seinem Tod 1868 fortgeführt. Ihm tat der Rücktritt nicht leid, eher das er seine Liebschaft nicht fortgefahren konnte. Das hat er in glühenden Briefen an Lola Montez bekundet!
Für mich klingt es schon paradox, dass trotz allem zehn Jahre nach Ludwigs Abdankung anlässlich seines Geburtstages die Idee aufgekommen ist, einen Denkmal ihm zu errichten! Kann mir vorstellen, dass eine solche Spanne nötig war, um mit Abstand auch an seine Leistungen schätzen zu können. An mehreren Stellen hieß es sogar, dass er in weiten Teilen der Bevölkerung beliebt gewesen sein soll! Wie es auf dem Sockel zu lesen ist, wurde das Denkmal in Auftrag der Stadt München tatsächlich 1862 zum 75. Geburtstag eingeweiht wurde. Auch bei diesem liegt (zum Teil) ein Entwurf seines Lieblingsarchitekten Leo von Klenze zurück. Es soll eine Vorlage geben, an der sich dieser orientiert hatte. Im Gegensatz zu dem, was einige Jahrzehnte zuvor für seinen Vater Max I. Joseph errichtet worden ist, ist Ludwig hoch zu Ross mit einer Krone auf dem Kopf abgebildet. Diese Statue steht auf einem fast Rechteckigem dreistufigem Sockel aus Marmor. Insgesamt ragt dieser über 5 Meter in die Höhe. Rund um diesen kann man Allegorien auf die Vorlieben des Königs finden: Religion, Kunst, Poesie und Industrie. Zusätzlich kann man lesen: "Ludwig I, Koenig von Bayern". Auf der anderen "Errichtet aus Dankbarkeit von der Stadt München, am XXV August MDCCCLXII" (1862)
Der König als solcher wird von zwei Pagen flankiert. Die beiden Knaben tragen Tafeln in den Händen, leider kann ich keine weiteren Angaben machen, welchen Verweis sie dadurch zum Ausdruck bringen wollen. Aus der Perspektive ist das gar nicht so einfach, auch wenn die beiden Bronzen um einiges kleiner sind, als der Dargestellte! Sie alle wurden in der Ferdinand Millers Werkstatt gegossen. Als Vorlage diente eine Zeichnung von Ludwig Michael Schwantaler. Als Aufstellungsort wurde der zentral in der Sichtachse zum Residenzschloss befindliche Odeonsplatz dafür gewählt. Das feierliche Ereignis fand unter großem Interesse der Bevölkerung statt aber ohne Anwesenheit des Jubilaren, der sich im Exil befand.
Erneut ist es sehr lang geworden, aber weil es sich um einen Favoriten von mir handelt, eben (wie gewohnt) in dieser Ausführlichkeit! Bei einem Spaziergang ist es leicht zu erreichen, sodass ich gleichwohl eine Empfehlung aussprechen möchte.[verkleinern]