Die Synagoge von Wörlitz (90 km südwestlich von Berlin / 15 östlich von Dessau) verdankt ihre Existenz 2 Männern: ihrem Erbauer Fürst Leopold III. Friedrich Franz v. Anhalt-Dessau (1740–1817 / ab 1758 Fürst v. Anhalt-Dessau und ab 1807 auch Herzog v. Anhalt) und ihrem Retter Hans Hallervorden.
Als der aufgeklärte, weltoffene und tolerante Fürst Leopold III. ab 1763 rund um Schloss Wörlitz den Wörlitzer Park anlegen ließ, erweiterte und gestaltete er nicht nur die örtliche evangelische St.... weiterlesen
Petri-Kirche, in der schon Martin Luther (1483-1546) gepredigt hatte, um, sondern er ließ für die Juden aus Wörlitz und dem benachbarten Oranienbaum gegenüber der Kirche und an der Südgrenze zum Park auch eine kleine Synagoge erbauen.
Nach Plänen des Architekten Friedrich Wilhelm v. Erdmannsdorff (1736-1800) wurde von 1787-1790 die Synagoge nach dem Vorbild eines alt-römischen Rundtempels erbaut.
Der verputzte und schmucklose Ziegelbau steht auf einem künstlichen, mit Feldsteinen verkleideten Hügel, in dem sich eine Mikwe, das traditionelle jüdische Tauchbad, befindet.
Bis 1937 diente die Synagoge als jüdisches Gotteshaus.
Im Zuge der Arisierung des Deutschen Reichs durch die Nazi’s wurde die Wörlitzer Synagoge 1937 profanisiert, d.h. ihr Status als jüdisches Gebetshaus wurde aufgehoben, und wegen ihrem römisch-antiken Vorbild in „Vestatempel“ umbenannt. Die jüdische Ausstattung wurde entfernt und vermutlich vernichtet.
Während der Reichskristallnacht am 9. und 10.11.1938 wollte der örtliche SA-Sturm die Synagoge, wie überall im Reichsgebiet, in Brand stecken.
Dem persönlichen Einsatz des damaligen Wörlitzer Gartenbaudirektors Hans Hallervorden (1872-1965), dem Großvater des Schauspielers Dieter Hallervorden, ist es zu verdanken, dass das Vorhaben nicht ausgeführt wurde.
Die Nazi’s zeigten sich nachtragend und versetzten Hallervorden nach seiner mutigen Tat in den Ruhestand.
In den folgenden Jahren und Jahrzehnten stand die Synagoge leer bzw. wurde als Lager genutzt.
Da die jüdische Gemeinde von Wörlitz und Umgebung durch die Judenverfolgung der Nazi’s faktisch ausgerottet worden war, kam es nach 1945 zu keiner Neuweihe des Gebäudes.
Jahrzehntelang war es lediglich ein Baudenkmal des Wörlitzer Parks.
Seit 2003 befindet sich in der Synagoge eine Ausstellung zur jüdischen Geschichte in Anhalt, die bei meinem Besuch leider geschlossen war.
Da am Haus selbst auch jeder Hinweis auf Funktion und Bedeutung fehlt, kann ich derzeit nur 3 Sterne vergeben.[verkleinern]