Am Anfang war,
der gemeinsame Entwurf der Französische Kirche von den berühmtesten preußischen Baumeistern.
Es zeichnen also verantwortlich:
Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff für das Gebäude
und
Karl Friedrich Schinkel für die Innenausstattung.
Wo gibt es das noch einmal?
Die Französische Kirche war in den letzten Jahren des letzten, also des gerade beendeten Jahrhunderts über 30 Jahre baufällig und nicht nutzbar. Sie war sogar wegen ihrer Kriegsschäden baufälligkeitsbedingt... weiterlesen
gesperrt. Das führte in Summe dazu dass sie von vielen als Kirche und Bauwerk bereits abgeschrieben war. Auch weil sie, auf Sumpfgelände stehend bereits geneigt war. Es musste verdammt viel Geld in die Hand genommen werden um das in ca. 10 Jahren wieder zu „richten“. Seit dem September des Jahres 2003 funktioniert sie nun wieder als Kirche, also ihrer ursprünglichen Aufgabe folgend. Sie wurde an dem 250. Jubiläumstag der Schenkung der Kirche von Friedrich II. an die Gemeinde der in Potsdam lebenden Hugenotten als Gotteshaus wieder übergeben. Heute nutzt sie die Französisch-Reformierten Gemeinde in Potsdam die einzige als königliche Privatgeschenk vermachte Kirche. Die noch vorhandene Schenkungsurkunde hat Friedrich II. am 16. September 1753 unterzeichnet.
Sie ist ein ovaler freitragenden Kuppelbau mit sechs hohen Fenstern und Kupferdach.
Wir betreten sie nach dem Erklimmen von 7 Stufen durch ein großes Sandsteinportal dessen Hauptelemente 4 runde Sandsteinsäulen sind. Zwischen den rechten und linken beiden Säulen befinden sich Sandsteinplatiken. Sie stellen die vom Bildhauer Friedrich Christian Glume geschaffenen „Spes“ (lat. Hoffnung, links) „Charitas“ (lat. Nächstenliebe, rechts) und dar. Der dritte Platz ist leer also ohne Skulptur. Warum wohl? Vielleicht soll das der Glaube, das Gottvertrauen sein, deshalb ist da der Eingang zur Kirche? Über den Skulpturen befindet sich noch je ein Relief, links zur Szene „Zinsgroschen“ und rechts „Tempelvertreibung“.
Über der Eingangstür ist in goldenen Zeichen die Römische Zahl für 1752 (MDCCLII) erhaben in Sandstein zu sehen. In der Sandsteinsonnenglorie im Dach des Porticus steht in Häbräischen Buchstaben deren Name für „Gott“.
Wir betreten den Innenraum und sind erwartungsgemäß nicht allein, das ist auch der Grund für meine Nichtfotos vom Innenraum. Unser Blick wendet sich nach oben in die Spitze der Kuppen. Von dort strahlt an dessen höchsten Punkt eine goldene Sonne auf dunklem runden Hintergrund als Schlussstein. Rechts vom Eingang führt eine Wendeltreppe auf die weiß gestrichene Empore. Gegenüber des Einganges ist die schlichte weiße Kanzel auf Höhe der Galerie. Sie erreicht man nur über eine extra Tür, die sich in einem „eigenes“ für sie als Hintergrund befindlichen Portal, ebenfalls in weiß gehalten, befindet.
Die für Besucher und Gläubiger benötigten Stühle stehen doppel- oder mehrreihig im Kreis um die Raummitte.
Im Zentrum des fast leeren Raumes steht der Abendmahltisch, auf „halbem Weg zur Kanzel“steht ebenerdig ein Rednerpult.
Besonders hervorheben möchte ich die Geschichte der Königin der Musikinstrumente, der Orgeln der Französischen Kirche, denn bezüglich ihrer Orgel(n) erlebte die Französische Kirche eine wirklich wechselvolle Geschichte. Ich versuche sie mal aufzuzeichnen und hoffe, keine allzu großen Schnitzer eingebaut zu haben. Wenn doch, sorry, das war nicht beabsichtigt.
Die erste Orgel wurde 1787 von dem Berliner Ernst Julius Marx gebaut und in die Kirche eingebaut. Die Nutzung der Kirche zum Anfang des 19. Jahrhunderts als Kavallerie-Fouragemagazin bekam dieser allerdings nicht so gut. Irreparable Schäden führten zum Ausbau.
Die zweite baute im 30sten Jahr des letzten Jahrhunderts der Potsdamer Orgelbauer Alexander Schuke (1870-1933) ein. Ihr blieben aber nur 40 Klangjahre, in den 70er Jahren wurde sie bei Einbrüchen demoliert, demontiert und die Orgelpfeifen sicher gewinnbringend als Altmetall verkauft. Eine Rettung des Klangkörpers war damit ausgeschlossen.
Zur dritten, jetzigen und hoffentlich letzten Orgel der Kirche:
Zufällig fand man nach 80 Jahren Schlaf in Bärenklau bei Oranienburg im Jahre 1983 die 200 Jahre alte zerlegte, nicht genutzte und auch nicht benötigte historische Grüneberg-Barockorgel und konnte sie erwerben.
Auf den Erbauer kam man durch den Fund der Inschrift
„Anno 1783 ... Orgel erbauet von Johann Wilhelm Grüneberg,
Orgelbauer in Brandenburg, den 8ten May"
Man konnte die Alexander Schuke Orgelbau GmbH für deren Restauration gewinnen. Auf der Basis der in Spandau archivierten und somit glücklicherweise fast komplett vorhandenen Originaldokumente war damit auch eine denkmalgerechte Restaurierung des Gehäuses und der Pfeifen diesers Orgelexemplars möglich. Dies erfolgte in ihrer Potsdamer Werkstatt. Unerwarteter- und für alle Beteiligten erfreulicherweise entsprach die restaurierte Orgel von der Gestaltung und dem Klangstil der Erstorgel aus dem Jahre 1787 von E. J. Marx. Der Hamburger Verleger Ernst Naumann hat als Freund der Gemeinde einen Löwenanteil daran, dass diese Orgel jetzt nicht mehr in der Orgelbauwerkstatt schlummert sondern ihre musikalische Kraft in der Kirche erklingen lassen kann. Sie ist schlicht weiß und hat goldene Verzierungen. Ihren Klang habe ich noch nicht live erlebt.
So wie die aktuelle Orgel in diese Kirche passt wird kaum einer vermuten oder gar wissen, dass diese Orgel ursprünglich gar nicht für diese Kirche gebaut war, auch wenn für ihren Einbau bauliche Veränderungen an der Kirche vorgenommen werden mussten.
Sie stand ja auch schon in einer anderen Kirche und hat diese überlebt. Vielleicht wäre sie sogar in Vergessenheit geraten und verfallen, wenn sie nicht glücklicherweise wieder entdeckt worden wäre.[verkleinern]