Während unseres Urlaubs in Schleswig-Holstein, genauer gesagt in Gelting-Wackerballig, machten wir einen Tag einen Ausflug nach Schleswig. Wir stellten unser Auto auf den kostenpflichtigen Parkplatz am Hafen ab und gingen zum Schleswiger Fischerdörfchen Holm, von dem wir im Stadtmuseum Schleswig so viel gehört und gesehen haben. Wir wollten dieses Dörfchen selbst einmal sehen, die Anordnung der Häuser, rund um den Friedhof der Holmer Beliebung.
In diesem Dörfchen, leben ungefähr 300... weiterlesen Menschen, die ihre Häuser mit mindestens einer Seite, zum Friedhof ausgerichtet haben. Sie haben quasi den Tod täglich vor Augen. Wo andere Dörfer in der Mitte einen Marktplatz haben, haben die Holmer ihren kleinen und sehr gepflegten Friedhof. So haben sie, ihre Liebsten immer irgendwie in der Nähe.
Mitten auf dem schönen Friedhof ist eine kleine Kapelle von 1878. Mit einem schwarzen Zaun umfriedet und mit jahrhunderte alten Bäumen eingefasst, hatte dieser Friedhof auf uns eine sehr anziehende Wirkung. Da es an diesem Tag regnete, hatte es auch etwas mystisches, denn die Straßen waren menschenleer. Das Betreten des Friedhofes und der Kapelle, ist nur Mitgliedern der Holmer Beliebung gestattet. Nur so, kann man den touristischen Ansturm verhindern.
Jetzt kommt die alles entscheidende Frage Was ist denn nun eigentlich die Holmer Beliebung? Das fragten wir uns auch, als wir zum ersten mal davon hörten, waren natürlich neugierig und ich gebe zu, ich hätte diese Frage nicht beantworten können. Die Holmer Beliebung, ist eine 1650 gegründete Totengilde und sie erfreut sich bis heute, bei den Holmern größter Beliebtheit. Rechtlich gesehen, ist die Beliebung heute ein „Kleiner Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit“. Früher wurden die Opfer von Pest und Epidemien, herzlos und einfach so verscharrt. Die Holmer Beliebung, sorgte dafür, dass jeder eine würdevolle und christliche Bestattung erhielt. Man unterstützte die Angehörigen und gab ihnen Halt und Beistand, in ihrer Trauer.
Früher fischten die Holmer in der Gemeinschaft und waren keine Konkurrenz zueinander, und schufen somit, eine Gilde, die die Sorge um die Totenbestattung, in ihre Hände nahm. Auch heute noch, sind die Holmer mit der Beliebung fest verbunden und leben in Harmonie zusammen. Im Frühjahr gibt es jährlich das zweitägige Beliebungsfest. Am ersten Tag gedenken nur die Männer des Dorfes den Verstorbenen. Am zweiten Tag, versammeln sich dann alle Holmer am Zaun des Friedhofes, um an die Toten zu denken. Anschließens gibt es ein Fest, mit altertümlichen Tänzen, denn der Tod gehört zum Leben dazu.
Auch heute noch, gibt es die Holmer Beliebung. Sie bringt die Menschen dazu, in Solidarität zu leben und gemeinschaftlich, für einander da zu sein. Alles in allem, waren wir von der Geschichte, von der wir im Stadtmuseum so viel erfuhren und einen Film sahen, sehr fasziniert. Es ist gerade in der heutigen Zeit so selten, dass Menschen für andere einstehen und selbstlos Hilfe und Unterstützung anbieten. Von daher ist für mich, die Holmer Beliebung ein Beispiel an bedingungsloser Nachbarschaft und Solidarität.
Der Friedhof, hat auf den Grabsteinen oft nicht nur die Vor- und Nachnamen der Verstorbenen. Da viele Holmer, die selben Nachnamen hatten, schrieb man auf den Grabstein den Ökelnamen, den sogenannten Spitznamen mit dabei, was wohl auch einzigartig ist. Aber so wurde verhindert, dass auf dem Friedhof Gräber mit identischen Namen sind.
Ich habe euch einige Fotos mitgebracht. Leider zeigen sie nicht richtig, wie dieser Friedhof und die Häuser angeordnet sind, aber ich habe mir Mühe gegeben, es so gut wie möglich hinzubekommen.[verkleinern]