Der 1909 eröffnete Südwestkirchhof der Berliner Stadtsynode in Stahnsdorf liegt zwar keine 1000 m südlich von der Stadtgrenze entfernt in Brandenburg, ist aber trotzdem der größte Friedhof für Berlin und nach dem Ohlsdorfer Friedhof Hamburg der zweitgrößte Friedhof Deutschlands.
Der Friedhof setzt sich aus zahlreichen Friedhöfen verschiedener Kirchengemeinden zusammen. Zum Friedhof gehören auch Kriegsgräberstätten. Eine davon ist der im Südwesten des Friedhofs gelegene Italienische... weiterlesen
Militärfriedhof / Cimitero Militare Italiano Guerra 1914-1918.
Angelegt wurde der Militärfriedhof ab 1926 auf Grundlage eines Vertrags zwischen dem damaligen Königreich Italien und der Evangelischen Synode der Stadt Berlin.
Italien wollte damit einen zentralen Friedhof für während des 1. Weltkriegs in deutscher Kriegsgefangenschaft verstorbene Angehörigen seiner Streitkräfte schaffen. Das Königreich Italien war am 23.5.1915 an der Seite der Entente in den Krieg eingetreten. Zur Unterstützung Österreich-Ungarns kämpften auch deutsche Truppen an der sogenannten „Alpenfront“. Von ihnen gefangen genommene italienische Soldaten kamen in Kriegsgefangenenlager im Deutschen Reich, z.B. in die Lager von Zossen und Wünsdorf südlich von Berlin.
Nicht alle Soldaten überlebten die Gefangenschaft. 1658 zwischen 1915 und 1918 verstorbene italienische Militärangehörige wurden nach dem Krieg auf den Militärfriedhof Stahnsdorf beigesetzt.
Der Friedhof wurde vom deutschen Landschaftsarchitekten Louis Meyer (1877-1955) entworfen. Der Obelisk im Zentrum der Anlage stammt von dem in Deutschland lebenden italienischen Bildhauer Angelo Negretti (1881-1930).
Ursprünglich sah der Friedhof etwas anders aus. So waren die 1.626 Toten mit Mannschafts- und Unteroffiziersdienstgraden in mit kleinen Grabsteinen gekennzeichneten Einzelgräbern beigesetzt.
32 Offiziere und Offiziersanwärter fanden in dem Hügel unter dem Obelisken ihre letzte Ruhe.
Besonders nach dem 2. Weltkrieg und in der DDR-Zeit litt der Friedhof erheblich. So „verschwand“ ein Großteil der Grabsteine. Eine Pflege des Friedhofs durch Italien war wegen fehlender vertraglicher Regelungen mit der DDR nicht möglich.
Erst 2006, nach der deutschen Wiedervereinigung, ordnete das italienische Verteidigungsministerium die Rekonstruktion des Militärfriedhofs an.
Man bemühte sich, das ursprüngliche Aussehen des Friedhofs wiederherzustellen. Man verzichtete aber auf die Neuanfertigung der verlorengegangenen Grabsteine. Stattdessen wurden die noch vorhandenen 415 Grabsteine neu und sternförmig um den Obeliskenhügel angeordnet und mit Metallplatten versehen, auf denen Name, Dienstgrad und Lebensdaten von meist 4 Soldaten vermerkt sind.
Man betritt den Friedhof durch das schlichte Eingangstor. Rechts und links am Weg stehen etwa halbmeterhohe Stelen. Auf den ersten Stelen sind Erläuterungen zum Friedhof in italienischer und deutscher Sprache angebracht. 18 weitere Stelen tragen in alphabetischer Reihenfolge die Namen der 1.626 Soldaten und Unteroffiziere mit der Nummer der Grabreihe und des Steins.
Auf einer weiteren Stele, die auf dem Hügel neben dem Obelisken steht, sind die Namen der im Hügel beigesetzten Offiziere und Offiziersanwärter vermerkt.
Der meterhohe Obelisk, der auf der hügeligen Erhebung und umgeben von steinernen Kreuzen steht, trägt die italienische Inschrift:
„ Frieden
Italien seinen Söhnen die im Krieg gestorben sind
1915-1918“
(1915 bezieht sich wieder auf den Kriegseintritt Italiens).
Im oberen Teil zieren den Obelisk große Kreuze. Bekrönt wird der Obelisk von einem Stern, der an die Ehrenmale der Roten Armee erinnert, aber mit diesen gestalterisch nichts zu tun hat, denn es handelt um den 5-zackigen Stern, der im Staatswappen der Republik die Einheit der italienischen Nation versinnbildlicht. Dieser Stern wurde erst bei Friedhofsrekonstruktion 2006 hinzugefügt.
Fazit: Zum Nachdenken und Gedenken anregender Ort.[verkleinern]