Von den vielen deutschen Orten mit Namen „Heinersdorf“ ist hier das 1244 erstmals urkundlich erwähnte Dorf im brandenburgischen Landkreis Oder-Spree, 40 km östlich von Berlin und 25 km nordwestlich von Frankfurt/O in der brandenburgischen Gemeinde Steinhöfel mit seinem Naturdenkmal „Waldemareiche“ gemeint.
Das dieser Ort in der brandenburgischen Geschichte eine Rolle gespielte und sogar königlichen Besuch hatte, ist vermutlich nur profunden Kennern der Geschichte bekannte. Mir wars... weiterlesen
jedenfalls unbekannt.
Der königliche Besuch und die Waldemareiche gehören zusammen und gehen auf Ereignisse im Mittelalter zurück.
Mit dem frühen Tod von Markgraf Heinrich II. v. Brandenburg (Haus der Askanier / um 1308 – 1320 / Markgraf seit 1319) erlosch die brandenburgische Linie der Askanier.
Es folgte ein jahrelanges Interregnum bevor der deutsche König Ludwig IV. (Haus Wittelsbach / um 1285 – 1347 / deutscher König seit 1313 / römischer Kaiser seit 1328) seinen ältesten Sohn 1323 als Ludwig I. (1315 – 1361) mit der Mark Brandenburg belehnte.
Ab Mitte der 1340er Jahre war die politische Lage aber mehr als instabil. Ludwig IV. verlor seine Macht und 1346 wählten die deutschen Fürsten den böhmischen Königssohn Karl v. Limburg-Arlon (Haus Luxemburg / 1316 – 1378 / deutscher König seit 1346 / römischer Kaiser seit 1355) als Karl IV. zum deutschen Gegenkönig.
In dieser Zeit tauchte ein Pilger auf, der sich 1348 beim Magdeburger Erzbischof Otto v. Hessen (1301 – 1361 / Erzbischof seit 1327) als Markgraf Waldemar v. Brandenburg vorstellte.
Markgraf Waldemar (Haus der Askanier) wurde um 1280 geboren, starb 1319 und war seit 1302 Markgraf v. Brandenburg.
Der Pilger in Magdeburg, der Legende nach ein Müllergeselle, behauptete gegenüber dem Erzbischof, dass der Tod und die Beisetzung des Markgrafen 1319 inszeniert war und er unerkannt als Pilger ins Heilige Land weitergelebt hätte und nun seine Ansprüche einfordere.
Verschwörungstheorien also auch schon im Mittelalter.
Investigativen Journalismus und DNA-Test’s gabs damals nicht und irgendwie muss der Unbekannte, der sich nun als zurückgekehrter Markgraf Waldemar ausgab, so überzeugend gewirkt haben, dass man ihm glaubte.
Vor allem die Gegner des neuen Markgrafen Ludwig I. aus Bayern folgten dem wieder aufgetauchten angeblichen askanischen Waldemar.
Auch König Karl IV. passte der angebliche Waldemar gut ins Konzept als Gegenspieler zu den Wittelsbachern aus Bayern. 1348 entzog er Ludwig I. v. Brandenburg das Lehen und vergab es an „Waldemar“.
Allerdings verstummten die Zweifel an Waldemar nie. Selbst fürs Mittelalter war vielen eine fast 30jährige Pilgerfahrt ins Heilige Land suspekt. Außerdem gabs ja auch die Augenzeugen und Gefolgsleute, die den richtigen Waldemar 1319 ins Grab gelegt hatten.
Trotz aller Zweifel hatte sich König Karl IV. 1348 auf den Weg nach Brandenburg gemacht, um die Ansprüche des wieder aufgetauchten angeblichen Waldemar zu prüfen.
Im unmittelbarer Nähe von Heinersdorf schlug der König sein Hoflager auf. Waldemar wurde für echt befunden und errang die Macht über fast die gesamte Mark Brandenburg.
2 Jahre später flog der Schwindel dann aber doch auf. König Karl IV. entzog Waldemar das brandenburgische Lehen und setzte Ludwig I. v. Bayern erneut als Markgraf ein.
Der Betrüger ging als „Der falsche Waldemar“ in die Geschichte ein. Trotzdem fand er Zuflucht am Hof der askanischen Fürsten v. Anhalt in Dessau, wo er 1356 starb.
Als König Karl IV. sein Hoflager 1348 bei Heinersdorf aufschlug, war die später „Waldemareiche“ genannte Stieleiche bereits ein stattlicher 100 Jahre alter Baum. Vielleicht hat der König damals unter dem Baum gesessen und an einem Fasanenbrüstchen geknabbert.
Mittlerweile wird das Alter mit bis zu 800 Jahren angegeben. Der ursprünglich einzeln stehende Baum hat eine Höhe von ca. 25 m und einen Stammumfang von ca. 8 m (gemessen 2015).
1934 wurde die Waldemareiche als Naturdenkmal eingetragen.
Irgendwann nach 1950 entschloss man sich in der DDR direkt nördlich der Eiche ein Gewerbegebiet zu errichten. Seither wird die Eiche auf ihrer Nordseite ziemlich unschön von einem noch unschöneren Gebäude bedrängt.
Und wie findet man die eindrucksvolle Eiche?
Schlecht – sehr schlecht, denn vor Ort fehlt jeglicher Hinweis. Aufmerksam bin ich auf den Baum durch einen Eintrag unter „Sehenswürdigkeiten in Heinersdorf“ geworden. Eine Standortangabe fehlte.
Gut das es Leute mit Hobby’s gibt. Auch deutsche Eichen haben ihre Liebhaber. Und so habe ich auf einer Eichen-Internetseite schließlich die genauen Koordinaten und die Baumstory gefunden.
Dank meinem Eintrag auf google-Maps ist sie jetzt für jedermann leichter zu finden:
einfach die unscheinbare Ausfahrt auf der östlichen Seite der B5 keine 100 m nördlich des Abzweigs der L36 nach Steinhöfel nehmen.
Außer dem an den Baum genagelten Schild „Naturdenkmal“ gibt es vor Ort keine Info zur Bedeutung der Eiche.
Aber dafür hat man ja golocal mit dieser ausführlichen Beschreibung![verkleinern]