Das "Odysseus" ist ein familiengeführtes griechisches Restaurant im alten Ortskern von Ketsch, bei dem offenbar (wie so oft) ein deutsches Lokal mit deutschem Interieur in einen "Griechen" umgewandelt wurde. Was hier heisst, man hat den Gelsenkirchener Barock belassen und dann noch "griechisch" anmutende Elemente hinzugefügt wie z.B. auf rustikal gemachte Steinwände aus Gips, eine Menge "antiker" Fresken berühmter Helden der Sagen - und jeder Menge Bilder an der Wand und Kleinkram auf den... weiterlesen
ganzen Ablagen. Da fehlt irgendwie ein Konzept, wie ich finde. Das Publikum bestand (am Sonntagmittag) auschließlich aus älteren Semestern.
Die Bedienung empfing mich und meine Begleitung sehr freundlich, alles war irgendwie familiär. Wir setzten uns. Beim Durchblättern der schön gemachten Karte fiel uns zunächst die enorme Anzahl an Gerichten auf. Es gab da fast alles, von den typischen griechischen Speisen bis zum Zigeunerschnitzel. Das ist unter Umständen schwierig zu bewerkstelligen, in der Regel muss die Küche bei so etwas Kompromisse machen, um das alles anbieten zu können. Die Preislage ist bei den Getränken eher günstig, bei den Gerichten moderat, ein Großteil der Hauptgerichte liegt zwischen 13 und 17 EUR. Die Portionen sind eher groß.
Ich bestellte eine Lammkeule mit Salat, grünen Bohnen und Bratkartoffeln, die Begleitung wählte ein Zwiebelsteak (Schwein), mit Salat, Pommes und Reis. Die bestellte Saftschorle kam schnell, zusammen mit je einem Ouzo und zwei Minuten später wurde schon der Salat gebracht. Der bestand aus zwei Blättern Lollo Rosso in der Mitte, dann noch Bohnensalat, Möhrensalat mit einer cremigen Sauce und Zaziki drumherum gruppiert. Leicht mürrische Reaktion meinerseits: die Salatsauce war auf der Basis einer Fertigsauce gemacht (erkennt man an den mikroskopisch kleinen Gewürz-Fitzelchen überall und dem emulgierten Essig-Ölgemisch) - und natürlich am Geschmack. Das ist sehr schade, denn der Salat kommt als erstes auf den Tisch und ist sowas wie die Visitenkarte des Restaurants. Eine Fertigsauce mag ja für einen kochunfähigen Single bei sich zu Hause das Geeignete sein - aber im Restaurant??
Die beiden Hauptgerichte kamen etwa 10-15 min nach Bestellung, also sehr schnell. Die Keule war schön aufrecht im Teller gestellt und gut und lange gebacken, sie war wirklich zart. Die grünen Bohnen dagegen gingen ins leicht bräunliche, waren also nicht wirklich frisch blanchiert und dann abgeschreckt, was die Farbe erhalten hätte. Sie waren zu weich - und an einigen Ecken noch kalt. Die waren also schlicht nicht komplett aufgewärmt...
Die Bratkartoffeln waren gut gebraten, aber auch etwas weich.
Das Zwiebelsteak bestand aus zwei etwa handgroßen 2 cm dicken Stücken, die dick mit (frisch) gebratenen Zwiebeln belegt waren. Dazu gab es einen extra tiefen Teller voll mit Pommes und dem Reis. Bei den Pommes fiel auf, dass sie leicht glasig/durchscheinend wirkten - sie waren einfach sehr fettig und möglicherweise war die Fritteuse nicht heiss genug gewesen. Über den weissen Reis hatte man eine Art Zigeunersauce gegossen (ich hatte Anfangs die Kompromisse erwähnt, die eine Küche machen muss in so einem Fall). Also keine im Reis mitgegarten Tomatenstückchen, die leicht aufschmelzen, sich mit dem Reis verbinden und ihn etwas der Erdenschwere entheben, wie man das vielleicht erwartet oder erhofft hätte. Das Fleisch war gut durch und zart, aber einigermaßen trocken.
Wir waren am Ende mehr als satt, nahmen dankbar den Ouzo zu uns und zahlten, zusammen etwa 32 EUR.
Wenn an anderer Stelle geschrieben wurde, das sei der beste Grieche in Ketsch, kann ich dem zustimmen - es ist der Einzige im Ort.[verkleinern]