Das alte Bahnhofsgebäude des Bahnhofs Gusow, heute Seelow-Gusow, (50 km östlich von Berlin und 30 km nordwestlich von Frankfurt/O) nahe der B 167 kündet von besseren Zeiten.
Als Deutschland noch ein Reich und somit größer war, lag Gusow mit seinem Bahnhof mitten in Preußen an der vielbefahrenen sogenannten Preußischen Ostbahn, die Berlin mit den preußischen bzw. deutschen Reichsgebieten östlich der Oder verband (brandenburgische Neumark, Westpreußen, Ostpreußen, Pommern). Ab Mitte des 19.... weiterlesen
Jahrhundert wurde die Bahnlinie Abschnittsweise in Betrieb genommen und bis 1867 nach Berlin zum alten Ostbahnhof verlängert, der sich in der Nähe des heutigen Ostbahnhofs befand und nicht mehr existiert.
1866 war Gusow zunächst Endbahnhof des neuen Abschnitts von/nach Küstrin, bevor am 1.10.1867 das letzte Teilstück von Gusow nach Berlin eröffnet wurde. Aus dieser Zeit stammt auch das alte, repräsentative, im klassizistischen Stil gehaltene zweistöckige Bahnhofsgebäude.
Nach dem 2. Weltkrieg verfügte die sowjetische Militärregierung die Demontage eines Streckenhauptgleises als Reparationsleistung. Als die deutschen Ostgebiete in der Nachkriegszeit zu Polen und an die UdSSR kamen, verlor die Ostbahn an Bedeutung. Auf deutscher Seite endete die Bahnstrecke in Küstrin-Kietz. Die über die Oder und somit über die Staatsgrenze zwischen der DDR und der VR Polen ins nunmehr polnische Kostrzyn (Küstrin) führende Eisenbahnbrücke wurde nur noch für den Güterverkehr und sowjetische Militärtransporte genutzt.
Die Deutsche Reichsbahn der DDR stufte die Ostbahn zur Nebenstrecke herab und nutzte die Strecke und die Bahnhöfe auf DDR-Gebiet für den Güter- und Personenverkehr.
Nach der Wiedervereinigung drohte mehrfach das Aus für die gesamte Strecke. Heute wird die Strecke Berlin-Kostrzyn im Personenverkehr durch die RB 26 der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) bedient.
Der alte Bahnhof Gusow wurde aufgegeben und wenige Meter westlich und östlich als Richtungshaltepunkte neu eingerichtet, wo es nicht mal vernünftige überdachte Wartemöglichkeiten für die Reisenden gibt. Der alte Bahnsteig wurde abgetragen. Ebenso wurden die Lagerschuppen, die Verladerampe und die Stellwerke geschlossen und teilweise abgerissen.
Da die 4 km entfernte Stadt Seelow keine eigene Verbindung mehr zur Ostbahn hat, wurde 1995 aus dem Bahnhof Gusow der Bahnhof Seelow-Gusow gemacht. Zwischen dem Bahnhof und Seelow pendeln Busse.
Das alte Bahnhofsgebäude mit seinen Warteräumen für Passagiere der 1. und 2. sowie separat für die 3 Klasse, dem Fahrkartenverkauf, dem Damenzimmer und weiteren Räumlichkeiten ist geschlossen und harrt dem Verfall oder einer Neunutzung. Die am Bahnhofsgebäude angebrachte Entfernungsangabe nach Küstrin ließen die DDR-Verantwortlichen übrigens abmeißeln. Es blieb der Schriftzug „Berlin 63,5 Kilom.“
Vor dem Bahnhof befinden sich die Bushaltestelle und einige P&R-Parkplätze. Außerdem hat man Infotafeln in deutsch und polnisch zur Geschichte der Ostbahn und des Bahnhofs sowie zu Sehenswürdigkeiten der Umgebung aufgestellt.
Fazit: Hätte man das alte Bahnhofsgebäude weiter genutzt, wäre es ein schöner alter Bahnhof mit zeitgemäßer Nutzung. So ist es nur ein 08-15-Bahnhaltepunkt mit einer Fast-Ruine.[verkleinern]