Mödlareuth liegt praktisch fast vor meiner Haustüre. Es sind nur 10 Kilometer bis zu diesen historischen kleinen und friedlichen Ort. Doch dieser kleine Ort hat eine traurige Geschichte
Geschichte eines geteilten Dorfes
Die Amerikaner nannten es »Little Berlin«, dieses Dorf am Ende der Welt, das ebenso wie sein großer Bruder zum Symbol der deutschen Teilung wurde. In Mödlareuth gab es eine Mauer, aber keinen Checkpoint. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bildete der Tannbach zunächst die... weiterlesen Demarkationslinie zwischen Mödlareuth-Ost in der sowjetischen und Mödlareuth-West in der amerikanischen Besatzungszone. Mit Gründung der beiden deutschen Staaten 1949 gehörte der thüringische Teil des Ortes zum Territorium der DDR, die bayerische Hälfte zur Bundesrepublik. Über 37 Jahre lang war es auf legale Weise nicht möglich, die Grenze zu überschreiten, um von den einen in den anderen Ortsteil zu gelangen. Hier war Sperrgebiet auf der einen und Besucherandrang auf der anderen Seite. Hier war es verboten, von Ost nach West zu winken oder zu grüßen.
Eine Grenze mitten durch ein kleines Dorf – die Ursachen liegen in Mödlareuth schon Jahrhunderte zurück. Im Jahre 1810 wurden entlang des Tannbaches neue Grenzsteine gesetzt. Die eingemeißelten Initialen »KB« (Königreich Bayern) auf der westlichen, »FR« (Fürstentum Reuß) auf der östlichen Seite dokumentieren noch heute die Zugehörigkeit Mödlareuths zu verschiedenen Landesherren.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ging der Westteil Mödlareuths in den neu gegründeten Freistaat Bayern, der Ostteil in das Land Thüringen über. Der Tannbach als Grenzverlauf blieb aber weiterhin bestehen, als reine Verwaltungsgrenze, die das Alltagsleben der Mödlareuther kaum beeinträchtigte. Wirtshaus und Schule befanden sich im thüringischen Teil Mödlareuths, zum Gottesdienst ging man gemeinsam ins benachbarte bayerische Töpen. Und gemeinsam zogen sie auch in den Krieg.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges folgte die Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen. Entsprechend den »Londoner Protokollen« der Alliierten von 1944 verliefen die Demarkationslinien weitestgehend entlang der alten Landesgrenzen des Deutschen Reiches von 1937. Diese Festlegung der Demarkationslinien sollte für Mödlareuth von schwerwiegender Bedeutung werden, der Tannbach "zu neuen Ehren" gelangen. Er bildete im Bereich Mödlareuth nun die Demarkationslinie zwischen Mödlareuth-Ost in der sowjetischen und Mödlareuth-West in der amerikanischen Besatzungszone.
Doch in Mödlareuth ereignete sich ein Kuriosum, das über ein Jahr lang andauern sollte. Nachdem die Amerikaner kampflos am 15. April 1945 Mödlareuth besetzt und ihre Truppenbewegungen weiter in Richtung Thüringen und Sachsen fortgesetzt hatten, zogen sie sich Anfang Juli in ihre in den Londoner Protokollen zugewiesene Besatzungszone zurück. Dabei räumten die US-Truppen nicht nur den thüringischen Teil, sondern auch den bayerischen Teil Mödlareuths, der sich ja eigentlich in der amerikanischen Besatzungszone befand.
Am 7. Juli 1945 marschierte die sowjetische Armee in Mödlareuth ein und errichtete auf bayerischer Seite ihre Ortskommandantur, von den Einheimischen bald auch „Stalinburg“ genannt. Auf dem Dach befand sich ein roter Sowjetstern, der nachts beleuchtet war. Den Eingang zierte ein Stalinbild. In der angrenzenden Scheune wurden die zahlreichen festgenommenen illegalen Grenzgänger vorübergehend inhaftiert. Am bayerischen Ortsausgang befand sich das sowjetische Postenhäuschen mit Schlagbaum. Als neue zweisprachige Ausweise (russisch-deutsch) ausgegeben wurden, sank die Hoffnung auf eine baldige Änderung der Situation. Über ein Jahr lang sollte diese Ungewissheit andauern. Erst am 26. Juli 1946 zogen sich die russischen Truppen auf Drängen der Amerikaner hinter den Tannbach zurück, der Westteil Mödlareuths wurde von den Amerikanern besetzt.
Mit Gründung der beiden deutschen Staaten 1949 gehörte nun der Ostteil Mödlareuths zum Territorium der DDR, der Westteil zu dem der Bundesrepublik. Damit waren beide Teile Mödlareuths nicht nur Bestandteil zweier verschiedener Staaten, sondern auch unterschiedlicher politischer, militärischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Systeme.
1952 wurde mit dem Bau eines übermannshohen Holzbretterzaunes die Abriegelung der beiden Ortsteile eingeleitet. 1966 errichteten DDR-Grenztruppen eine 700m lange, 3,40m hohe Betonmauer quer durch den Ort, die bis 1989 das Dorf teilte. Über 37 Jahre war es nicht möglich, die Grenze zu überschreiten, um von den einen in den anderen Ortsteil zu gelangen. In West-Mödlareuth herrschte starker Besucherandrang. Ost-Mödlareuth befand sich im 500m-Schutzstreifen, im sensibelsten Bereich der DDR-Grenzsicherung. Selbst grüßen oder winken über die Mauer hinweg von Ost nach West war verboten.
Viele Familien wurden somit getrennt und über viele Jahre hinweg einfach auseinander gerissen.
Der Bereich um Mödlareuth gehörte von Anfang an zu den sensibelsten Grenzabschnitten der ehemaligen „Staatsgrenze West“ der DDR: Das Dreiländereck DDR/CSSR/BRD bei Prex in einem schönen Wiesengrund, der Grenzbahnhof Gutenfürst, das geteilte Dorf Mödlareuth, die Lederfabrik in Hirschberg, der Grenzübergang Rudolphstein/ Hirschberg, die Papierfabrik Rosenthal in Blankenstein und die Schieferbrüche um Lehesten.
Am 9. Dezember 1989 wurde ein Grenzübergang für Fußgänger geschaffen. Der Teilabriss der Mauer am 17. Juni 1990 bildete die Geburtsstunde des Deutsch-Deutschen Museums Mödlareuth. Heute erinnern an diesem historischen Ort eine Gedenkstätte und ein Museum an diese Geschichte des "langen eingesperrt" sein in einem "Gefängnis" mit den Todbringenden Mauern aber ohne Gitter und Türen.
An diesem für die Geschichte der deutschen Teilung bedeutsamen historischen Ort sind Teile der 700m langen Betonsperrmauer, des Metallgitterzaunes sowie der Beobachtungsturm im Original erhalten geblieben. Die heutige Gedenkstätte verfügt über ein Freigelände, einen (Sonder-)Ausstellungsbereich, museumspädagogische Räume sowie eine museale Infrastruktur mit Medienarchiv, Archiv, Bibliothek und Depots.
Ein Besuch in Mödlareuth läst sich erahnen, was sich in dieser Zeit der Ortsteilung dort zugetragen hatte. Wenn man dort in der Nähe wohnt ist natürlich für die Schüler Pflicht diese Wahrzeichen mit eigenen Augen zu sehen um das zu verstehen um es auch nachvollziehen zu können. Wir Erwachsenen hier in Hochfranken lebten damit. Aber es kommen auch viele nationale und internationale Besucher hierher in das kleine Dörfchen Mödlareuth wo sich 1989 endlich die zerrissenen Familien und Freunde nach vielen Jahren wieder vereint wurden und sich alles zum Guten entwickelt hat.
So etwas schlimmes darf nie wieder passieren[verkleinern]