Was heute die z.T. menschenunwürdigen Gemeinschaftsunterkünfte für die meist osteuropäischen Saisonarbeiter in landwirtschaftlichen Betrieben sind, waren vor über 100 Jahren die sogenannten „Schnitterkasernen“ auf den großen landwirtschaftlichen Gütern.
Im Oderbruchdorf Altranft (40 km nordöstlich von Berlin) bei Bad Freienwalde hat sich ein solcher Zweckbau, wenn auch mit anderer Bestimmung, als Teil des historischen Dorfrundgangs erhalten.
Auch früher waren vor allem die großen... weiterlesen
landwirtschaftlichen Güter zur Erntezeit auf eine große Zahl Saisonkräfte angewiesen. Diese musste man irgendwo unterbringen. Und so wurden in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Dörfern und Gütern die „Schnitterkasernen“ genannten Unterkünfte für Wanderarbeiter gebaut.
Die Bezeichnung „Schnitterkaserne“ leitet sich von den die Sense schwingenden Arbeiter ab, die vor Erfindung der hocheffektiven Mähdrescher bzw. Mähmaschinen in mühseliger Handarbeit das Korn auf den Feldern mähten. Der Begriff wurde auch allgemein für andere Wanderarbeiter genutzt, die sich bei Großgrundbesitzern und Großbauern verdingten, um Geld zu verdienen (z.B. bei der Kartoffel- und Rübenernte).
Die Schnitterkaserne Altranft ist ein zweistöckiger Backsteinbau am Rand des ehemaligen Gutsbezirks. Wieviele Menschen hier untergebracht waren, konnte ich nicht herausbekommen, aber es waren vermutlich Dutzende, die in mehreren großen Räumen Quartier fanden.
Die Kämpfe am Ende des 2. Weltkriegs im Oderbruch überstand das Haus beschädigt. Instandgesetzt diente es zunächst Kriegsflüchtlingen als Bleibe.
In der DDR war Wohnraum überall knapp und so baute man die Schnitterkaserne zum Mehrfamilienwohnhaus um. Als solches wird es bis heute genutzt.
Fazit: unspektakulär, ohne die Infotafel am Haus würde man es kaum als Teil des historischen Altranft wahrnehmen.[verkleinern]