Über den Gendarmenmarkt gibt es unzählige Beiträge, so verwundert es mich doch ein wenig, warum kein separater über den jung verstorbenen Freund Goethes – Friedrich von Schiller verfasst wurde. Der hiesige Brunnen ist wirklich ein Blickfang an dieser Stelle, sodass es, aus meiner Sicht, kein weißer Fleck bleiben darf!
Schillers Leben war aus heutiger Sicht, mit seinen 45 Jahren recht kurz, doch ziemlich bewegt. Da es nicht das einzige Denkmal des Dichters ist, die ich bewerten möchte,... weiterlesen
erspare ich mir den Lebenslauf an dieser Stelle! Für alle, die weitere Infos haben möchten, verweise ich an die „üblichen Verdächtigen“, die man im Netz finden kann! Der Hintergrund ist umfangreich genug!
Wenn man sich die Kulisse anschaut, fragt man sich automatisch, was eher hier zu finden war, das Denkmal oder das Theater, in dessen Schatten es steht. Das letztere, als „königliches Schauspielhaus“ bezeichnete Gebäude ist der würdige Rahmen bildet, denn es ist tatsächlich einige Jahrzehnte zuvor errichtet worden.
Die Säulen und die Freitreppe zur heutigen Konzerthalle wirken schon als Kontrast zu dem Brunnen davor, erst recht am späten Abend, als wir auf die Idee gekommen sind, uns den ganzen Platz anzusehen.
Das 19. Jahrhundert markiert einen Übergang, wo das individuelle, ja einzigartige in den öffentlichen Focus gelangt. Wie könnte es anders sein, wenn ein so großer Dramaturg, wie Schiller es gewesen ist, auf nicht nur diesem hohen Sockel gehoben wurde. Der Grund für die Aufstellung war der 100. Geburtstag des Dargestellten.
Eigentlich war so gedacht, dass es im Jahr 1859 feierlich enthüllt werden sollte, doch die bloße Erwähnung der "Deutschen Revolution" ein Jahrzehnt zuvor, ließ die preußische Obrigkeit das Schlimmste ahnen, sodass jegliche Feierlichkeiten verboten wurden. Es hat schon einen faden Beigeschmack, dass es nicht mehr als ein Sockel, ohne weitere Vorstellungen hingepackt wurde und weitere Schritte auf später verschoben. Das kommt in Berlin anscheinend öfter vor...
Stattdessen ließ sich der Kronprinz (der spätere Kaiser Wilhelm I.) nicht lumpen und stiftete satte 10.000 Taler für das Schillerdenkmal, das Magistrat steuerte die gleiche Summe bei. Doch die Bevölkerung blieb nicht außen vor, denn deren Anteil war sogar größer mit ihren 12.680 Talern, als die jeweiligen der vorher genannten!
So verwundert es nicht, dass eine Ausschreibung erfolgte, bei der die Arbeit des jungen Bildhauers und späteren Kunstprofessors Reinhold Begas bevorzugt wurde. Dieser hat der Berliner Bildhauerschule angehört, der ein Schüler Christian Daniel Rauch gewesen ist und als Schöpfer des Neptunbrunnens zu nennen ist! Das lag aber 1861 noch in weiter Ferne. Mehr darüber an passender Stelle...
Bei einer so großen Geldsumme, die für das Vorhaben zur Verfügung stand, wendet man ein Material, das für Denkmäler jeder Art schon seit Jahrhunderten verwendet wird, weißer Marmor, vermutlich aus Carrara!
Der mehrstufige Aufbau wird von der überlebensgroßen Statue gekrönt. Als ich es fotografiert habe, war mir noch nicht klar, wen die Figuren darstellen sollen, denn die blaue Stunde hat bereits angefangen.
Der Auftrag war überhaupt der erste große, den Begas angenommen hatte. So konnte seine Kariere in die richtige Richtung folglich gelenkt werden. Für seinen Konkurrenten, den Bildhauer, Rudolf Siemering, sowie 25 weitere war es vielleicht ein großer Nachteil, doch auch sein Entwurf musste ein wenig geändert werden.
Das Jahr 1869 kam… und verging, doch eine Skulptur war weiter nicht in Sicht, trotz der vorherigen Planungen. Preußen war in seiner Bestehensgeschichte in verschiedene kriegerische Auseinandersetzungen verstrickt. An dieser Stelle war es der Deutsch-Französische-Krieg (1870/71), der in die Quere kam, somit wurde der Termin für die Enthüllung erneut verschoben.
Schließlich nahm man den 112. Geburtstag zum Anlass für die Einweihung. Zur Feier des Tages wurde dieser Teil des Gendarmenmarkts in „Schillerplatz“ umbenannt, doch schon nach ca. 65 Jahren gehörte es zur Geschichte. Man brauchte den Platz für militärische Übungen, sodass der ganze Brunnen abmontiert und eingelagert wurde. In der DDR sah man keine Veranlassung es an seinen angestammten Ort zu versetzen, das Gegenteil war der Fall. Sie wurden in verschiedenen Ecken Berlins verwahrt: Schiller selbst kam in einen Park, die beschädigten allegorischen Figuren nach Friedrichsfelde.
Durch die Entspannungspolitik der 80-er Jahre wurden alle Teile nach Ostberlin, im Jahre 1986 transportiert und entsprechend ergänzt und teilweise saniert. Erst nach der Wende, aber erst 20 Jahre später, erfolgte eine behutsame Wiederherstellung des Denkmals statt. So wie es sich präsentiert, mit seinem Gitter davor, ist es eine wahre Zier.
Zum Schluss möchte ich aber noch etwas über die 4 Damen, die auf dem Sockel zu sehen sind, berichten. Es sind die allegorischen Gestalten, die jeweils mit einem Attribut abgebildet wurden: die eng begürtete langhaarige Frau, zu deren Füßen eine Maske zu sehen ist, sie steht stellvertretend für die Tragödie.
Daneben die nächste mit einem strengen Dutt, einem Federkiel in der Hand und je einer Tafel zwischen den Beinen und einer, auf der sie etwas zu schreiben scheint. Es ist die Pesonifikation der Geschichte. Sie ist tief in ihr Werk vertieft und sie selbst wirkt nachdenklich, wie es für einen Schreiber, der sich konzentrieren muss / soll, so typisch ist.
Die Dichtkunst ist mit 2 Personen versinnbildlicht: zum einen eine, die sich an eine Lyra, die der Kunst ihren Namen verlieh, sowie eine weitere, die sie seitwärts umfasst. In der Nacht konnte ich aber keine ganauen Datails erkennen, doch es ist eine zärtliche Gäste, die sie zu verbinden scheint.
Die letzte in der Runde ist die Tragödie, die als eine, scheinbar mürrische Alte verkörpert wird. Wenn ich an ihre Mimik denke, so einer Person möchte man sicherlich nicht in der Nacht begegnen... Ihr sogenvolles Gesicht stützt sie mit der Hand und mit der anderen, die auf einem faltenreichen Mantel ruht, hält sie eine Schriftrolle.
All die Gestalten vereinen das Gesamtwerk des hier dargestellten Dichters Friedrich von Schiller, der Ausgang- und gleichzeitig das Endpunkt dieser Bewertung. Auch, wenn ich es selbst nicht gesehen habe, aus den Mündern der Löwen, die hier als Düsen fungieren, sie verweisen darauf, dass es tatsächlich ein Brunnen ist. Das ist einer meiner Favoriten überhaupt ist, bekommt er selbstverständlich die volle Zustimmung von mir.
Erneut ist es ein Werk, der eines solchen Genies würdig ist, was aus meiner Sicht notwendig ist, um es ind rechte Licht zu rücken ;-)[verkleinern]