Bis ich jetzt zufällig an dem Haus in der Köpenicker Freiheit vorbei gekommen bin, hatte ich, ehrlich gesagt, noch nie was von einer Synagoge in Köpenick gehört, zu gründlich hat die braune Flut die Erinnerung daran weggespült.
1910, zu einer Zeit als Cöpenick (damalige Schreibweise) noch selbstständige Stadt östlich von Berlin war, wurde an dieser Stelle das jüdische Gotteshaus gebaut. Davor hatte es jahrelange Querelen mit der Cöpenicker Stadtverwaltung gegeben, die den Juden ein eigenes... weiterlesen
Gotteshaus in der Stadt verweigerte. Die jüdische Gemeinde, unter ihnen die Familie des späteren deutschen Außenministers Walther Rathenau, war daher gezwungen, sich die Festsäle der großen Gaststätten für Gottesdienste zu mieten.
Die nach Plänen des Rixdorfer (heute Berlin-Neukölln) Architekten Arnold Sommerfeld erbaute kleine Synagoge wurde am 25.9.1910 in Anwesenheit von Vertretern von Stadt und Kirchen eingeweiht.
Mit dem Machtantritt der Nazis setzte die Verfolgung der Juden in Deutschland ein und gipfelte in der Reichskristallnacht vom 9.11.1938, als unzählige Synagogen im ganzen Deutschen Reich in Flammen aufgingen und/oder abgerissen wurden.
Der Nazi-Mob machte auch vor der Köpenicker Synagoge nicht halt. SA-Angehörige plünderten das Gotteshaus, steckten es in Brand und warfen Trümmer in die nahe Dahme. Die Synagoge war weitgehend zerstört.
In der Folge hörte die jüdische Gemeinde Köpenicks auf zu existieren: 300 Köpenicker Juden wurden in Vernichtungslager deportiert.
Nach 1945 wurden die Reste der Synagoge endgültig abgetragen. Das Gelände wurde eine Brache, blieb aber im Besitz der Jewish Claims Conference.
Privatpersonen richteten auf dem Gelände nach der Wende ein kleines Mahnmal ein. Die Jewish Claims Conference verkaufte das Areal wenige Jahre später an einen privaten Investor, der das Mahnmal gegen den Widerstand aus der Bevölkerung und der evangelischen Kirchengemeinde nicht erhalten hat und stattdessen ein Wohnhaus in die Baulücke setzte.
An die Synagoge erinnert nun eine Gedenktafel an dem Haus und an die jüdische Gemeinde der eine oder andere Stolperstein.
Fazit: Gedenkort.
Mit Blick auf die Ereignisse seit dem 7.10.2023 war es eine gute Entscheidung, die Gedenktafel in größerer Höhe anzubringen. Mutwillige Beschädigungen bzw. Schändungen können dadurch zwar nicht verhindert, aber erschwert werden.[verkleinern]