Die kleine Stadt Bernau (7 km nordöstlich von Berlin) hat etwas, was im Berliner Umland nicht oft zu finden ist – nämlich einen von der mittelalterlichen Stadtmauer vollständig umschlossenen Altstadtkern, von dessen historischer Bausubstanz der 2. Weltkrieg und die DDR-Zeit allerdings nicht allzu viel übrig gelassen hat.
Um durch die Mauer aus bzw. in die Stadt zu gelangen, benötigte man Stadttore, von denen Bernau 3 hatte. Erhalten hat sich jedoch nur das Steintor. Die anderen beiden... weiterlesen
Stadttore wurden im Laufe der Zeit abgerissen und es blieben Lücken in der Stadtmauer, durch die Straßen führen.
So erging es auch dem nordwestlichen, Mühlentor genanntem Stadttor. Im 14. Jahrhundert wurde es als dreiteilige Toranlage, bestehend aus Haupttor und 2 Vortoren, die die vorgelagerten Wallanlagen sicherten, aus roten Backsteinen und Feldsteinen errichtet.
Im Jahr 1885 musste das baufällige Mühlentor abgerissen werden. Was blieb war eine meterbreite Bresche in der Stadtmauer durch die die Mühlenstraße führte.
Nach der Wiedervereinigung gründete sich 2006 ein Verein, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, das Haupttor des Mühlentors original am alten Standort wieder aufzubauen.
Finanziert durch Spenden und den „Europäischen Fond für regionale Entwicklung“ konnte das Torgebäude 2013 als Replik im Rahmen einer Partnerschaft mit Stargard Szczecinski (Polen / ex Stargard in Pommern) wieder aufgebaut werden. In der heute polnischen Stadt wurde zeitgleich ebenfalls ein Stadttor restauriert.
Das neue Mühlentor ist im Kern ein moderner Stahlbetonbau, der außen mit Backsteinen in verschiedenen Rottönen verkleidet wurde und sich am Aussehen des alten Mühlentors orientiert. Die Durchfahrt des neuen Tors ist etwas größer als beim historischen Vorbild, denn durch den Nachbau sollen auch moderne LKW passen.
Die untersten 2 Steinreihen bestehen aus behauenen Feldsteinen.
Natürlich sieht man es dem Tor an, dass es ein junger Bau ist – die Patina der Jahrhunderte fehlt.
Noch fehlt auch die Verbindung zwischen Tor und Stadtmauer. Die Mühlenstraße wird z.Z. am Tor vorbei geführt.
Insgesamt wurden ca. 44.000 Backsteine vermauert. Darunter sind auch 1.000 Spendersteine, die durch Nummern gekennzeichnet sind.
Die Innenräume waren bei meinem Besuch nicht zugänglich, sollen aber ua. für kleine Ausstellungen genutzt werden.
Fazit: Schönes Beispiel für ein rekonstruiertes Teil eines alten Stadtbilds, auch wenn es durch die ungealterten Backsteine noch ein bisschen wie ein Fremdkörper wirkt.[verkleinern]
