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Top Bewertung
Das AGAPLESION ist ein neues modernes Krankenhaus, das im Februar 2011 eröffnet wurde. Es beherbergt und ersetzt die drei Kliniken Alten Eichen, Bethanien und Elim. Das im Hamburger Stadtteil Eppendorf gelegene AGAPLESION verfügt über 360 Betten in 206 Zimmern. Es gibt 11 Fachabteilungen. Bewerten möchte ich die Notaufnahme und die Abteilung für Innere Chirurgie.
Mein ehemaliger Proktologe, den ich wegen eines vermeidlichen Hämorrhoiden Problems aufgesucht hatte, stellte eine schmerzhafte... weiterlesen
Verhärtung im Darm fest und überwies mich umgehend in das AGAPLESION, das auf solche Fälle spezialisiert ist. Von Schmerzen gepeinigt und - vom schlimmsten ausgehend - völlig mit den Nerven am Ende fuhr ich mit meiner Frau zur Notaufnahme des Diakonieklinikums.
Mit Ausnahme der ambulanten Behandlung (Gipsverband) eines Bruchs von Elle und Speiche, war ich noch nie als Patient in einem Krankenhaus. Also war meine erste Lektion die, dass der Begriff "gleich" sehr dehnbar ist. "Es kommt gleich jemand", "Es nimmt gleich jemand Blut ab", "Der Chirurg kommt gleich und guckt sich das an"... Auf diese Weise sind schließlich vier Stunden vergangen, an deren Ende feststand dass ich gleich am nächsten Tag operiert werde würde...
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei den Schwestern in der Notaufnahme bedanken, die durch die Bank nicht nur freundlich und hilfsbereit waren, sondern auch eine sehr angenehme Ruhe ausstrahlten. Wie gesagt: Ich selbst war mit den Nerven am Ende...
Ein extra fettes DANKESCHÖN gilt aber dem diensthabenden Chirurgen Herrn Lutz Schmolke!
Zur näheren Untersuchung gingen wir in ein Zimmer, in dem so eine Art "Gynäkologen Stuhl" stand. Nachdem eine Sichtschutzwand vor die Zimmertür gestellt wurde, musste ich mich unten herum freigemacht dort hinein setzen, ehe der Stuhl umgeklappt wurde. Die ganze Situation war mir unsagbar peinlich. Auch wenn es sich hier um einen Arzt handelt, der wohl schon alles gesehen hat was es zu sehen gibt, ist mir vor Scham fast schlecht geworden. Der Chirurg hat dies von sich aus bemerkt und mir sogleich etwas zum abdecken meiner Genitalien gereicht.
Das hat mir wahnsinnig geholfen. Letztlich war ich durch die Schmerzen aber derart verkrampft, dass die Verhärtung erst auf dem OP-Tisch genauer unter die Lupe genommen werden konnte.
Nach der Operation musste ich wegen eines erneut aufgetretenen Problems nochmals die Notaufnahme aufsuchen. Abgesehen davon, dass wieder alle sehr nett und zuvorkommend waren... hat sich der Chirurg (wieder Herr Schmolke) doch tatsächlich an mein Schamgefühl erinnert und mir umgehend etwas zum abdecken gereicht. Das finde ich bemerkenswert. In einer Notaufnahme ist ja nun ein wenig mehr Betrieb...
Am nächsten Tag wurde ich im Krankenhaus aufgenommen.
Was ich nicht so prickelnd fand: Die am Vortag ausgefüllten Patientenunterlagen sind inklusive der Belehrung durch einen Anästhesisten verloren gegangen. Auch wenn das entsprechende Formular schnell ein zweites Mal ausgefüllt war: So etwas DARF einfach nicht passieren!
Immerhin, die zweite Belehrung durch einen anderen Narkosearzt hat mir viel von meiner Angst genommen. Denn die Aussage, dass die Operation (u.a auch Beseitigung einer Analfisur) ein reiner Routineeingriff wäre, der maximal 5 Minuten beansprucht, fand ich nur wenig beruhigend. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte die SORGFÄLTIGE Operation ruhig länger dauern können und der gesamte Krankenhausbetrieb während des Eingriffs stillstehen müssen.
Auf der Station 3 D wurde mir zusammen mit einem anderen Patienten, dem eine ähnliche Operation bevorstand, ein schickes Zweibettzimmer zugeteilt. Alles picobello sauber mit einem großzügigen Bad im Zimmer. Über beiden Betten befand sich ein kleiner schwenkbarer Fernseher und passende Kopfhörer lagen ebenfalls bereit. Tolle Sache.
Viel Zeit zum Einleben blieb nicht, denn die OP erfolgte sehr zeitnah. Wir mussten uns ausziehen, ein Netzhöschen und das tolle Krankenhausnachthemd überziehen - und schon ging es los.
Nach der Operation kann ich mich vor allem daran erinnern, dass ich bis auf das Netzhöschen nackt im Bett lag, während mein Zimmernachbar immerhin wieder sein "Krankenhausnachthemd" anhatte. Sehr unangenehm. Ich habe mir dann erst mal das T-Shirt angezogen, mit dem ich gekommen war. In den folgenden Stunden folgten Schmerzen und ein ständiges Verkrampfen meines Schließmuskels, was eine Entspannung nicht möglich machte (an Schlaf war also nicht zu denken). Sechs Becher mit flüssigen Schmerzmittel und zwei Spritzen in den Bauch haben nichts gebracht. In der Nacht ging mir langsam die Kraft aus und ich habe versucht mir den Mullverband aus dem Mors zu ziehen, nachdem ich ihn drei Stunden immer wieder unter der Dusche nass gemacht habe. Da war nichts zu machen.
Nun zu meiner Kritik.
Das Personal (Schwestern, Pfleger, Ärzte) auf der Station waren sehr nett. Insbesondere einer der Pfleger (großer bäriger Typ), der am Nachmittag und frühen Abend nach meiner Operation hier Dienst hatte. Das Nachtpersonal war jedoch vollkommen überfordert! Zunächst bin ich zum Schwesternzimmer gegangen um mir Vaseline zu holen, nachdem ich den Mull einfach nicht rausbekommen habe. Kleiner Tipp an die Nachtschwester: Wenn ein Patient zitternd und mit Schweiß auf der Stirn in der Tür steht (oder besser gesagt hängt) ist das schon mal kein so gutes Zeichen.... Als ich mit der Vaseline auch nichts erreicht habe, hat sich die Schwester an der Entfernung des Verbandmaterials aus meinem Hintern versucht - um beim ersten Aufschrei meinerseits aufzugeben aus dem Zimmer zu rennen und die diensthabende Ärztin herbeizuholen.
Diese hatte schließlich das Feingefühl eines Trampeltieres.
Während ich jetzt den totalen Nervenzusammenbruch erlitten habe, kurzatmig war, am ganzen Körper heftig gezittert habe, mir kalter Schweiß auf der Stirn stand und ich vor Schmerzen geschrien habe, kamen von der Ärztin nur blöde Sprüche: "Stellen Sie sich mal nicht so an, es ist halb Zwei." Ich habe schließlich in Saugkompressen gebissen und ihr ein Zeichen gegeben, dass es losgehen kann. Ich schätze meine Schreie waren im gesamten Krankenhaus zu hören. Danach war ich nur noch ein wimmerndes Häufchen Elend. Habe Rotz und Wasser geheult.
Weitere blöde Bemerkungen der Ärztin folgten: "Nehmen Sie doch mal die Kompressen aus dem Mund." Das hätte ich natürlich tun können, aber dann hätte wieder das ganze Krankenhaus etwas davon gehabt. Erst als ich sie angeherrscht habe dass sie mich jetzt gefälligst alleine lassen soll, habe ich mich langsam wieder beruhigen können. So eine unverschämte Person!
In meiner ursprünglichen Bewertung wollte ich wegen dieses Vorfalls nur drei Sterne vergeben. Aber das wäre diesem tollen modernen Krankenhaus und seinen Mitarbeitern einfach nicht gerecht geworden. Es handelt sich hier insgesamt um eine tolle Einrichtung.
Das Klinikum grenzt übrigens direkt an die Sportanlage des Eimsbütteler TV. So kommen Patienten und Besucher in den Genuss, sich Fußballspiele von ihrem Zimmer oder von den Aufenthaltsräumen aus angucken zu können. Zum Essen kann ich nichts sagen, denn gegessen habe ich nichts. Zur Cafeteria kann ich noch sagen, dass sie einen sehr einladenden Eindruck macht.
Unterm Strich würde ich - wenn ich muss - jederzeit wieder ins AGAPLESION gehen, auch wenn ich alternativ das Universitätsklinikum Eppendorf direkt vor der Haustür habe.[verkleinern]