Vor gut 10 Jahren lernte ich zum ersten Mal die vietnamesische Küche kennen, und zwar als ich einen Freund in Berlin besuchte, der mir mit Begeisterung von „Monsieur Vuong“ (www.monsieurvuong.de) berichtete, einem kleinen vietnamesischen Restaurant im Stile einer Garküche irgendwo in Berlin-Mitte. Ich aß damals eine große Schale Suppe und war davon sehr angetan. Fortan war „Monsieur Vuong“ eine feste Anlaufstelle bei jedem Berlinaufenthalt, und ich probierte stets neue Gerichte, die meinen... weiterlesen
positiven ersten Eindruck bestätigten.
Natürlich fand ich es sehr schade, dass mir ähnliche kulinarische Erlebnisse in Köln verwehrt blieben, bis ich 2005 beim Vorbeifahren in der Straßenbahn kurz vor dem Heumarkt ein neu eröffnetes vietnamesisches Restaurant entdeckte: das „Cyclo“ (www.cyclo-koeln.de), das seinen Namen ableitet vom landestypischen Fahrradtaxi.
Ich beschloss, das „Cyclo“ bei nächster Gelegenheit auszuprobieren. Empfangen wurde ich von einem schlichten aber sehr schicken Ambiente (eine offene Küche direkt im Eingangsbereich) und einer sehr freundlichen weiblichen Bedienung, die mir bereitwillig die Speisenkarte erklärte und mir die „Mekong-Fingerfood-Platte“ empfahl, die auch heute noch zu einem meiner Lieblingsgerichte hier zählt: eine Grillplatte zum Selberrollen, serviert mit Fleisch und Fisch, Reispapier, Vermicelli Nudeln, frischen Kräutern und zwei hausgemachten Tunken. Als ich das Lokal verließ, war ich rundum zufrieden, und ich hatte das Gefühl, das „Cyclo“ könnte zu einem meiner Lieblingsrestaurants in Köln werden…..und es war so!
Im Laufe der letzten Jahre probierte ich natürlich viele andere Gerichte hier aus, brachte Freunde mit, um sie von diesem kulinarischen Kleinod und seiner geschmacklichen Vielfalt zu überzeugen, die sich so wohltuend von dem „Einheits-Soyasaucen-Brei“ anderer asiatischer Restaurants abhebt, und wir wurden nie enttäuscht. Als ich vor einigen Wochen meiner geliebten „Mekong-Platte“ mal wieder untreu wurde und zusammen mit einem tschechischen Freund und mit großem Genuss zwei „Enten-Variationen“ (Chili Ingwer und Kokos Curry) verspeiste, die ich wohl bisher übersehen hatte, stand fest, dass ich endlich nachholen musste, was ich leider seit Jahren versäumt hatte: bei golocal einen Bericht über das „Cyclo“schreiben.
Ich verabredete mich daher mit der äußerst charmanten Chefin des Lokals, um vielleicht etwas mehr über das Restaurant und die vietnamesische Küche zu erfahren. Das „Cyclo“ ist ein Familienbetrieb, den sie zusammen mit ihrem ebenfalls sehr gastfreundlichen Mann leitet. Die Speisenauswahl orientiert sich an der südvietnamesischen Küche, die kräftiger würzt und in der Kräuter eine größere Rolle spielen als im Norden des Landes. Insgesamt ist die vietnamesische Küche gekennzeichnet durch indische und chinesische aber auch französische Einflüsse, bedingt durch die lange Kolonialherrschaft der Franzosen. Letzteres zeigt sich zum Beispiel darin, dass man auch eine Art Baguette in Vietnam kennt und dass es das einzige asiatische Land ist, in dem es einen trinkbaren Kaffee gibt. Den gibt es auch hier auf der Karte als „Espresso“ mit gezuckerter Kondensmilch (Ausprobieren lohnt sich!). Alle Saucen, Tunken und Marinaden des Hauses sind selbst „komponiert“ und zubereitet.
Viele weitere informative Einzelheiten über Küche, Land und Leute findet man zum Nachlesen auf der sehr ansprechend gestalteten Homepage des „Cyclo“.
Als ich die Chefin zum Abschluss fragte, ob ihr Lokal denn etwa zu einer Kette gehöre, da ich vor einiger Zeit an einer Wand im „Cyclo“ das Konterfei des mir aus Berlin bekannten Monsieur Vuong entdeckt hatte, sagte sie zu meiner großen Verblüffung: „Das ist mein Papa!“ Inspiriert durch ihren Vater hatte sie sich entschlossen, zusammen mit ihrem Mann ihr eigenes kreatives Restaurant-Konzept und ihre eigene Koch-Philosophie zu verwirklichen, aber in einer anderen Stadt, und wir dürfen uns glücklich schätzen, dass ihre Wahl auf Köln fiel.[verkleinern]