Das kleine, am Westufer der Oder gelegene Städtchen Lebus (ca. 60 km östlich von Berlin / 10 km nördlich von Frankfurt/Oder), dem um 1220 von Herzog Heinrich I. v. Schlesien (um 1165-1238 / seit 1201 Herzog) das Stadtrecht verliehen worden war, könnte ein beschauliches Oderstädtchen sein und war es bis 1945 auch. Bei den schweren Kämpfen zwischen deutschen und sowjetischen Truppen während der Berlin-Offensive der Roten Armee wurde das alte Lebus ausgelöscht – die Stadt war nach den Kämpfen zu... weiterlesen
95% zerstört und es wurde zur Grenzstadt, da die Gebiete östlich der Oder seit Kriegsende zu Polen gehören.
Während der 2. Weltkrieg die Stadt faktisch vernichtete, blieb sie im 1. Weltkrieg von direkten Kriegsfolgen verschont. Allerdings fielen auf den Schlachtfeldern des 1. Weltkriegs 71 Lebuser Männer im Dienste von Kaiser und König.
Ihnen zu Ehren wurde 1925 das Kriegerdenkmal errichtet. Auf einem niedrigen zweistufigen Fundament steht der Gedenkstein mit Gedenktafel und einem riesigen, auf einem Lorbeerkranz ruhenden deutschen Stahlhelm.
Das Denkmal trug allerdings keine Namen. Diese befanden sich auf Holztafeln in der örtlichen Kirche. Die Tafeln verbrannten 1945 bei der Zerstörung der Kirche.
Ab September 1939 bis Ende 1944 fanden am Denkmal auch die Totengedenkfeiern für die im 2. Weltkrieg Gefallenen statt. Insgesamt starben 96 Männer aus Lebus an der Front. Dazu kamen noch im Frühjahr 1945 noch unzählige Zivilisten.
Durch die Kämpfe in Lebus im Frühjahr 1945 wurde das Denkmal beschädigt, scheinbar sogar gestürzt.
In der DDR war das Totengedenken für deutsche Frontsoldaten beider Weltkriege nicht erwünscht.
Allerdings nutzte die DDR das Denkmal für ihre Zwecke. Gedenktafel und Stahlhelm wurden entfernt. Aus dem Areal wurde der örtliche „Thälmann-Hain“ zum Gedenken an den 1944 im KZ Buchenwald ermordeten Kommunisten Ernst Thälmann (1886-1944 / seit 1925 KPD-Vorsitzender). Das wiedererrichtete Denkmal erhielt eine neue, an Thälmann erinnernde Inschrift.
Erst nach 1990 wurde es möglich, dem Denkmal seine ursprüngliche Bedeutung wieder zu geben. Der „Thälmann-Hain“ wurde entwidmet und das Kriegerdenkmal von 1925 wiederhergestellt.
Da der zentrale Teil des Denkmals schwer beschädigt war, musste der er durch einen neuen, an die alte Form erinnernden Sandsteinblock ersetzt werden. Den steinernen Stahlhelm hatte die DDR-Verantwortlichen nicht zerstört sondern hinter dem Denkmal vergraben. Er konnte geborgen und restauriert werden.
Die alte Inschriftentafel war allerdings verloren gegangen. Nach hitzigen, teils kontrovers geführten Diskussionen entschied die Stadtverwaltung, eine neue Tafel mit dem alten Text anbringen zu lassen.
Und so ließ man eine Gedenktafel aus schwarzem polierten Granit mit vergoldeter Inschrift anfertigen: „Dem Gedächtnis unserer im Weltkrieg 1914-1918 gefallenen Helden“, dazu ein Eisernes Kreuz und ein Lorbeerzweig.
1993 wurde das alte-neue Kriegerdenkmal mit der neuen Widmungstafel gleich neben dem größten sowjetischen Soldatenfriedhof in Oderbruch feierlich eingeweiht.[verkleinern]