Das heute zur Stadt Nauen gehörende Dorf Groß Behnitz (Land Brandenburg / ca. 30 westlich von Berlin) dürfte einigen vielleicht als landwirtschaftliches Mustergut der Industriellenfamilie Borsig, der das Rittergut von 1866 bis 1945 gehörte, ein Begriff sein.
Der Ort selbst ist allerdings viel älter. 1173 wurde er erstmals urkundlich erwähnt. Seit wann Groß Behnitz eine Dorfkirche hat, ist nicht so richtig rauszubekommen. Erwähnt wird 1555 die Reparatur einer spätmittelalterlichen Kirche.... weiterlesen
Um 1720 ließ die damalige Gutsbesitzerfamilie v. Itzenplitz die Kirche komplett umbauen. Aus der vermutlich spätmittelalterlichen Dorfkirche wurde eine barocke Rittergutkirche im damaligen Zeitgeschmack.
1866 erwarb der Industrielle Albert Borsig (1829-1878) das verschuldete Gut. Im Besitz der Familie Borsig (seit 1909 von Borsig) blieb das Gut dann bis zur Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone 1945.
Die Familie legte neben der Kirche einen vom restlichen Kirchhof/Friedhof separierten Familienfriedhof an. Von 1919 bis 1920 ließ der damalige Gutsbesitzer Ernst v. Borsig (1869-1933) zunächst das Gut und danach von 1922-1923 die Kirche vom Architekten Professor Eugen Schmohl (1880-1926) umbauen.
Die Kirche wurde dazu vollständig entkernt. Stehen blieben nur die Grundmauern. Anschließende baute Schmohl die Kirche im neobarocken Stil wieder auf und ergänzte sie um die Sakristei und den Einbau des Herrschaftsstands (Logen). Der Kirchturm erhielt seine heutige Gestalt mit glockenförmiger Turmhaube und spitzem Helm.
Die Kirche mit ihrem gelbpastellfarbenen Putz steht etwas zurückgesetzt von der Straße auf dem heute auch noch als Friedhof genutzten Kirchhof.
Zur Innenausstattung kann ich nichts sagen, da die Kirche bei meinem Besuch verschlossen war.
Fazit: wer in Groß Behnitz ist, sollte nicht bloß das heute noch existente Gut besuchen, sondern auch dem gegenüberliegenden Kirchhof mit Kirche, Friedhof und Borsig-Grablege einen Besuch abstatten.[verkleinern]