„Zum Grafen Bülow“ – wie kommt ein Dorfwirtshaus zu solch einem adeligen Namen? Ganz einfach! Man schaut in die Geschichte.
Am 6.9.1813 kam es in Dennewitz (ca. 55 km südlich von Berlin und 6 km südwestlich von Jüterbog) während der Befreiungskriege zur Schlacht zwischen Franzosen und Preußen. Napoleon wollte erneut Berlin erobern, aber die Preußen und ihrer Alliierten stellten sich ihnen entgegen und schlugen sie in 2 siegreichen Schlachten zurück: am 23.8.1813 bei Großbeeren vor den Toren... weiterlesen
Berlins und am 6.9.1813 in der Schlacht bei Dennewitz, das damals noch zu Sachsen gehörte.
Der preußische Befehlshaber war General Friedrich Wilhelm Freiherr v. Bülow (1755-1816), der 1814 vom preußischen König zum Grafen Bülow v. Dennewitz erhoben wurde. Und so wurde aus dem Wirtshaus Dennewitz das Wirtshaus „Zum Grafen Bülow“.
Das Wirtshaus liegt zentral im Ort, gegenüber der Kirche und nur wenige Gehminuten vom Dennewitzer Bülow-Denkmal entfernt. Neben Gastronomie stehen auch Pensionszimmer sowie ein großer Festsaal (150 Personen) zur Verfügung.
Die Ausstattung der Gasträume entspricht dem Namen und der Geschichte. Dezent weisen Wandbilder auf die Ereignisse vor über 200 Jahren hin. Allerdings wird einem der Appetit nicht durch heroische Schlachtenbilder verdorben – dezent eben.
Der Service ist schnell, aufmerksam und freundlich. Die Wartezeit auf Getränk und Essen bewegte sich normalen Rahmen. Die Speisekarte bietet solide, preisgünstige gutbürgerliche Küche und Hausmannskost:
Suppen und Vorspeisen (2,20 – 5,70 €uro)
Aus Topf und Pfanne (3,80 – 7,80 €uro)
Kindergerichte (2,00 – 3,80 €uro)
Und als Spezialitäten des Hauses gibt es dann noch die „Kulinarische Geschichtsstunde 1813“, normale Gerichte mit einem tollen ollen Namen:
- General Bülows Siegesschmaus (Rindersteak mit Bratkartoffeln für 13,60 €uro)
- Tauentzien’s Feldherrenpfanne (Schnitzel & Steak für 12,60 €uro)
- Napoleons Henkersmahlzeit (Steak aux four für 10,90 €uro)
- Friederikes heimliche Liebschaft (Steak mit Pfirsich und Käse überbacken für 10,40 €uro)
- Bernadotte’s kulinarische Wiedersehensfreude (Schweinesteak Strindberg für 10,20 €uro)
- Landwehrteller (Topfwurst für 7,20 €uro)
Die Kochprofis würden nun vermutlich sagen: So kocht doch heute keiner mehr und in der Tat wirkt das Angebot ein bisschen wie in der späten DDR stehen geblieben. Aber deshalb muß es ja nicht schlecht sein. Ich entschied mich für „Friederikes heimliche Liebschaft“. Geschmacklich wars okay, wenn auch das Steak etwas fest im Fleisch war. Die Portion war nicht gerade groß, aber knapp ausreichend.
Zum Schluß wiesen mir die Wirtsleute noch den richtigen Weg zu einem der Denkmäler der Schlacht bei Dennewitz, das ich ohne Hilfe vermutlich nie gefunden hätte, da es eine Ausschilderung der einzelnen Denkmäler und Gedenksteine zur Schlacht in der Gegend einfach nicht gibt.
Nachtrag vom 13.6.2015:
Saisonale Gerichte gibt es auch. Jedenfalls war jetzt in der Spargelzeit eine Zusatzkarte mit mehreren Spargelgerichten im Angebot. Mein Spargel mit Schnitzel und Kartoffeln (11,80 €uro] war deftig, Schnitzel und Spargel waren gut, die Bratensoße dazu war für meine Schonkostgalle etwas zu fettig.
Wer übrigens das benachbarte Dorfmuseum besichtigen will, muß sichg auch an die Wirtsleute wenden. Das kleine Museum wird von ihnen mitbetreut.
Fazit: Gute, einfache Wirtshausküche und freundlicher Service. Empfehlenswert:
Ambiente ****
Service *****
Essen ***
Preis-Leistung ***
Wartezeit ****
Toiletten **** - macht zusammen 4 Wirtshaus-Sterne
Verkehrsanbindung:
Bus. 766, 768
PKW
(Bahn RE und RB über Niedergörsdorf)[verkleinern]