Die künstliche „Grotte der Egeria“ steht im südlichen Teil des Wörlitzer Parks (östliches Sachsen-Anhalt / 90 km südwestlich von Berlin / 15 östlich von Dessau) vis-á-vis von der kleinen Insel Stein mit künstlichem Vulkan und der Villa Hamilton.
Als Fürst Leopold III. Friedrich Franz v. Anhalt-Dessau (1740–1817 / ab 1758 Fürst v. Anhalt-Dessau und ab 1807 auch Herzog v. Anhalt) ab 1769 die Gebäude im Park von Schloss Wörlitz vom Architekten Friedrich Wilhelm v. Erdmannsdorff (1736-1800)... weiterlesen
anlegen ließ, wählte er dieses Schmuckelement nicht ohne Grund an dieser Stelle.
Zusammen mit der Insel Stein bildet die Grotte ein Ensemble. Die Villa Hamilton ist ein Zeugnis der Freundschaft des Fürsten mit dem britischen Diplomaten Sir Henry Hamilton (1730-1803), der steinerne Vulkan soll eine Erinnerung an den Vesuv sein, den Fürst Leopold III. einst mit Hamilton erstiegen hatte.
Zu diesem italienisch-römischen Bezug passt die 1790 nach Plänen von Erdmannsdorff errichtete Grotte, denn Egeria ist eine Figur aus der alt-römischen Mythologie.
Der römischen Sage nach war Egeria die Geliebte des 2. römischen Königs Numa Pompilius (Lebensdaten nicht belegt, nach der Sage 750 vuZ – 672 vuZ / König v. Rom ab 715 vuZ).
Nach dem Tod des Königs soll sich Egeria in die Gegend beim antiken Aricia (heute Ariccia / Italien) in Latium zurückgezogen haben und sich durch ihre tränenreiche Trauer in eine Quellnymphe verwandelt haben.
Wie so viele Egeria-Grotten in Schlossparks und –gärten hat auch die Wörlitzer Grotte ihr Vorbild in der Fonte d’Egeria in Rom. Die liegende Sandsteinskulptur ist eine Kopie der römischen Egeria. Als Schöpfer der Wörlitzer Kopie von 1795 nennt das Internet einen nicht näher bezeichneten, 1775 geborenen Bildhauer Pfeiffer.
Die überlebensgroße Skulptur der liegenden und ruhenden Egeria wird im örtlichen Volksmund auch gerne als „Faule Liese“ gezeichnet.
Die ruinenhaft gestaltete Grotte ist aus gemauerten und geschichteten Porphyrsteinen (laut Internet) errichtet.
Heute zeigen sich Grotte und Skulptur in leicht restaurierungswürdigem Zustand. Der Egeria fehlt, ob durch den Zahn der Zeit oder Vandalismus, ein Stück Nase.
Bei unserem Besuch in der 1. Novemberhälfte 2018 litt der Gesamteindruck auch dadurch ein bisschen, weil der Wasserlauf um die Insel Stein durch die Trockenheit von Sommer und Herbst 2018 trockengefallen ist. Aber dafür kann die Nymphe ja nichts – 2018 hat ihre Quellspendenden Tränen versiegen lassen …[verkleinern]