Ich weiß nicht, wie oft ich schon an diesem Gebäude vorbei gefahren bin, ohne zu registrieren, dass sich in den alten Gemäuern ein Museum befindet. Seitdem ich mich – Dank Golocal – für die Route der Industriekultur interessiere, sind mir einige wunderschöne Museen in unmittelbarer Umgebung aufgefallen und das Umspannwerk als Ankerpunkt und Industriedenkmal gehört dazu. Noch erstaunter war ich, als ich merkte, dass es nur wenige Meter von der Herner Stadtgrenze auf der Bochumer Straße liegt,... weiterlesen
von der die Uferstraße abgeht, wo man direkt auch Parkplätze und den Eingang findet.
Selten hat mich ein Museum so fasziniert wie dieses. Gut, ich habe mich schon immer für Strom interessiert und gehöre zu einer der wenigen Frauen, die auch keine „Angst“ davor hat, aber hier wird wunderschön erklärt, dass der Strom nicht nur aus der Steckdose kommt. Hier wird recht anschaulich gezeigt, wie Strom erzeugt und verteilt wird, was vorher alles geschieht, damit der Fernseher, der Computer oder die Waschmaschine auch funktionieren. Kann man sich heute noch eine Welt ohne Strom vorstellen?
Auf ca 2.000 qm macht man eine Zeitreise vom Anfang der Elektrizität bis zur Gegenwart, stets untermauert auch durch wunderschöne Exponate der damaligen Zeit. Ich bin die ganze Zeit mit offenem Mund durch das Museum gegangen, so begeistert war ich.
„Begrüßt“ wurde ich direkt hinter der Kasse von einem Roboter Menschen, und den Bildern von Ohm, Faraday, Volta und Werner von Siemens, die die Grundlage für die heutige Elektrizität erfunden haben. Wie in vielen anderen Fällen mehr für den kriegerischen als für den zivilen Zweck (Werner von Brauns Generator wurde entwickelt, um Sprengladungen zu zünden)
Doch zuerst ging es ans Ausprobieren: Anfassen erwünscht. Wenn man unterschiedlich Metalle mit der Hand berührt, verändert sich die Spannung, man kann selbst einen Lichtstrahl erzeugen oder in großen Halbkugeln die Blitze, die darin toben, durch reines Anfassen ableiten. Es gibt ein Gerät, mit dem man sich elektrostatisch aufladen kann (das bin ich aber meist schon so ;-)
Weiter geht es vorbei an Dampfmaschinen und Turbinen zu einer alten Straßenbahn von 1916 und zum Fuhrpark mit Elekto Autos der Vergangenheit und der Zukunft. Was ich aber äußerst interessant fand, ist die Sammlung alter, elektrisch angetriebener Haushaltsgeräte, die wirklich überaus erstaunlich ist und mich in meine Kindheit zurück versetzte. Sei es der Fernseher aus meinen Kindertagen (als es nur 1 Programm gab), die Saftpresse oder die erste Waschmaschine meiner Mutter. Der alte Rasierapparat meines Vaters oder die Trafos der damaligen Zeit. Ein Sicherungskasten kam mir auch sehr bekannt vor, der wurde ca 1954 in das Haus meiner Eltern gebaut.
Im nächsten Raum wurde es dann wieder moderner. Auf einer Projektionsleinwand lief ein Film, der sehr ausführlich erklärte, wie der Strom erzeugt wird, weiter geleitet wird und schlussendlich in der Steckdose landet. So ließ ich mich dann auf einen der Stühle nieder und schaute mir begeistert die Vorführung an.
Der folgende Komplex beschäftigt sich mit Industrie und Gewerbe, Landwirtschaft und Haushalt. Hier sieht man deutlich, wie die elektrischen Gegenstände sich in den vergangenen 100 Jahre verändert haben. Sei es ein Herzschrittmacher, eine alte Musikbox, ein elektrisches Klavier. Faxgeräte, ein personal Computer von 1980, Telefone und Handys, Staubsauger, Lampen oder ein komplett ausgestatteter Friseursalon aus den dreißiger Jahren und wie dies alles unsere Kultur verändert hat.
Besonders interessant fand ich auch das kleine Kino. Hier lief die alte Wochenschau und ich sah auch das HB Männchen mal wieder in die Luft gehen. Persilreklame aus den Anfangszeiten der Firma war zu sehen und die Werbung der ersten elektrischen Waschmaschine.
Erbaut wurde das heute Denkmal geschützte Umspannwerk der VEW (Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen) am 17. Februar 1928. Ende der achtziger Jahre kam man zu dem Schluss, dass es den damaligen Anforderungen nicht mehr entspricht und man überlegte es abzureißen. Man entschied sich dann aber doch für die Restaurierung des alten Gebäudes. Im Dezember 2000 wurde dann dieses Museum „Museum Strom und Leben“ eröffnet. Noch heute ist das Umspannwerk selbst in Benutzung und sorgt für die örtliche Stromversorgung.
Neben der Besichtigung gibt es auch Führungen, man kann Kindergeburtstage hier austragen, Tagungen veranstalten und ein Workshops und schulpädagogische Programme runden das Ganze ab
Für mich mit Sicherheit, das interessanteste Museum, das ich seit langem besichtigt habe
Eintrittspreise
Eintritt: 3,00 €
ermäßigter Eintritt: 2,00 €
Eintritt für Schüler: 1,00 €
Eintritt für Gruppen ab 10 Personen: 2,00 €
Führung für Gruppen bis 20 Personen: 45,00 €
Öffnungszeiten
Di -So: 10 - 17 Uhr
Juni - August auch am Montag: 10 - 17 Uhr
Karfreitag geschlossen[verkleinern]