Der Weg ist das Ziel
Für die Fraktion der motorisierten Zweiradfahrer – neudeutsch sind das Biker – ist die Strecke von Oberursel bis zum Feldberg das eigentliche Ziel ihres Ausfluges. Wem es in der Stadt oder dem flachen Land einfach nicht genug Kurven hat, findet hier seine Herausforderung. Stetig bergauf bis zum Sandplacken, links ab, und weiter auf der nun schmaleren und dafür anspruchsvolleren Straße hinauf zum Feldberg.
So gegen 13:30 Uhr weist mir ein Blick aus dem Fenster ein wirklich... weiterlesen tolles Wetter. Ich hatte in Frankfurt zu tun und beschloß das Motorrad zu bewegen. Wie es mit "Zahlungsunwilligen" halt so ist, der ließ den Termin platzen. Zeit hatte ich nun genug. Und Frust auch. Der musste abgebaut werden. Rund 40 Kilometer trennten mich vom "Großen Feldberg" im Taunus. Lächerlich. Schnell noch den Tank befüllen und dann über die A661 nach Oberursel. Schon auf der Autobahn war zu bemerken, dass der Feldberg über eine Art Magentismus verfügen musste. Vor allem sind Motorräder betroffen. Mit lautem und heißerem Gebrüll zischte eine rote Italienerin an mir vorbei. 150 sind bei vorgegebenen 130 genug. Nicht für Ferraris auf zwei Rädern. Das darf es immer noch etwas mehr sein.
Am Autobahnende geht es durch einen kurzen Tunnel und dann geht es auch schon rechts ab. Im Kreisverkehr die erste Abfahrt. Und man ist noch immer in Oberursel. Wow, war der schnell (an mir vorbei). Dann war auch die Ortschaft zu Ende und es durfte richtig aufgedreht werden. Wunderbar ausgebaut und von vorzüglicher Fahrbahnbeschaffenheit. Das erklärt, dass ich bei (geringfügig über) 100 km/h wieder von einer ganzen Horde "genagelt" wurde. Die Sicherheit der gesamten Strecke hat eine etliche tausend-prozentige Verbesserung erfahren. Speziell für Mopeds wurden fast alle Leitplanken in den Kurven mit einem Unterfahrschutz versehen. Das ist wichtig für den Fall, dass man doch einmal "absteigen" muß. Hoffen wir also, dass diese Errungenschaft nicht benötigt wird…. Uiii, der hat´s aber eilig….. Der Gegenverkehr war nicht von besonderem Interesse für den Fahrer mit dem schnellsten Serienmotorrad der Welt. „Heia“, muß das Spaß machen!?
Ungeachtet der vielen alten und etlichen neuen Holzkreuze mit ihren vertrockneten Blümchen und ausgebrannten Kerzen davor, zischten noch einige „Kollegen“ an mir vorbei und .. und… Nein! Komplexe habe ich keine. Aber auch ich kam nur weinige Minuten später auf dem Feldberg an. Spaß hat es mir gemacht.
Parkplatzsorgen gibt es an Wochentagen auf dem Feldberg nicht. Auch nicht bei so tollem Wetter, wie gehabt. Für Mopeds sowieso nicht. Die passen fast überall noch dazwischen. Anders sieht es da an Wochenenden und Feiertagen aus.
Und da standen Sie nun. Schön aufgereiht und chromglänzend. Parcour der Eitelkeiten (ich muß, glaube ich, auch mal wieder putzen).
Alle gängige Marken waren vertreten. Auch Exoten und etliche Oldtimer waren aufgeboten. PS-Protze und Hubraum-Freaks einträchtig nebeneinander. Da war doch einer mit einem Einfamilienhaus unterwegs.
Einzylinder, Zweizylinder, Vierzylinder und sogar sechszylindrische Aggregate waren zu bestaunen.
Mein Telefon klingelte. Mein „geplatzter Termin“ war dran. Jetzt drehte sich der Spieß: das sind Bringschulden, mein Lieber! Aber nicht mehr heute!
Die Fraktion verweilte inzwischen in Sichtweite ihrer chromblitzenden Hobel. Nur um keinen Bewunderer zu verpassen, der vielleicht ein Lob übrig hätte. Auch Fragen werden bei solchen Gelegenheiten liebend gerne beantwortet. Je unbedarfter die Frage desto mehr läßt sich rösten.
Stop! Deswegen war ich nicht hier! Sicher ist die Fahrt ein Erlebnis. Auf dem Feldberg gibt es aber mehr als nur PS-Plaudereien. Da hat es sogar noch etwas Natur drumherum. Ich glaube, ich bin eher die Ausnahme in dieser Fraktion.
Nur wenige Schritte von den Parkflächen am alten und neuen Turm (Wahrzeichen) ergreift ringsum ein fantastischer Ausblick Besitz vom Betrachter.
Das Plateau ist im Winter Ausgangspunkt für etliche Rodelstrecken und Skipisten. Aber es ist fast schon Sommer. Und da gibt es eine Reihe von Wanderwegen mit verschiedenen Schwierigkeiten und das in alle Himmelsrichtungen. Auch die Fahrer von Zweirädern ohne Motorisierung kommen hier beim „Downhill“ auf ihre Kosten. (Was ist wohl gefährlicher??)
Wandern, Spazieren gehen oder einfach nur Verweilen und Umschauen. Für jeden Besucher ist etwas dabei – auf dem Großen Feldberg.
Auch für das leibliche Wohl wird gesorgt. Im „Feldberghof“ gibt es der Speisekarte nach ein deftiges Essen mit Frankfurter Dialekt.
Vom Brunch, über den kleinen Hunger zwischendurch bis zum opulenten (bürgerlichen) Mahl wird hier gereicht.
Auch das „Stöffche“ fehlt nicht. Apfelwein ist aber nix für Biker. Bei manchen beschleunigt es die Gangart, bei anderen erzeugt es Schwindelgefühle. Letztlich alles eine Frage der Menge. Bei Erstgenießer sollte darauf geachtet werden, daß der Weg zur Toilette immer frei ist.
Merken Sie sich den Feldberg als ein sehr lohnendes Ausflugsziel in der Rhein-Main-Region. Und das nicht nur für Mopedfahrer.[verkleinern]