Genau am Marktplatz der Stadt steht das Fitz-Reuter-Literaturmuseum und genau davor sitzt er „uns Fritzing“, als Namensgeber der Reuterstadt Stavenhagen und bekanntester niederdeutscher Dichter.
Ich bin Kind dieser Stadt und das macht es mir unmöglich das Literaturhaus unbewertet zu lassen. Als Schulkind war der Besuch im Literaturhaus gefühlt ständig an der Tagesordnung. Wir hörten Geschichten um Reuter, der wohl irgendwie auch Bad Boy/ enfant terrible seiner Zeit war.
Er war schlecht... weiterlesen in der Schule, wurde verhaftet (Teilnahme an hochverräterischen burschenschaftlichen Verbindungen und Majestätsbeleidigung), sogar zum Tode verurteilt aber begnadigt, saß 7 Jahre in Haft, hatte kein gutes Verhältnis zu seinem Vater, der ihn sogar enterbte, er war dem Alkohol sehr zugewandt usw. usw.,
ABER: nach dem Tod des Vaters mauserte er sich eben auch zum Schriftsteller, wobei er mit plattdeutschen Texten mehr Erfolg hatte als mit hochdeutschen und wurde so zum Wegbereiter der Wiederbelebung des Plattdeutschen in der Literatur. Er nutzte das Niederdeutsche oftmals gezielt, um Seitenhiebe gegen die Aristokratie und Obrigkeit vor der Zensur zu verbergen.
Das Literaturhaus hatte schon immer gerade auch für die Kleinsten große Ambitionen: wir lernten altdeutsch schreiben, übten plattdeutsch lesen und sprechen. Also die, die nicht ohnehin von Alten umgeben waren, die es dauerhaft tun.
Was früher eher die Pflicht war, ist heute auch ein kleiner Stolz, dass unsere Stadt das Wissen aber auch die plattdeutsche Mundart weiter fortträgt. Heute sind die Kinder meiner Familie dort und erzählen stolz über ihre ersten Errungenschaften plattdeutscher Worte und meine Eltern sind die neuen Alten, die viel viel mehr platt reden als früher. Es ist schön und es klingt nach Zuhause und eben auch nach Reuter.
Das Literaturhaus trägt maßgeblich dazu bei sich mit der Stadt verbunden zu fühlen und „Fritzing“ im Gedächtnis zu halten. Da viele seiner Werke dort Zuhause sind, und viele Stationen seines Lebens und Wirkens ausgesellt werden, aber auch weil die Mitarbeiter sich mit dem bekanntesten Sohn der Stadt auskennen und tolle Führungen veranstalten. Es sollte mich wundern, wenn nicht sogar die Ortsfremden aus dem Literaturhaus kommen und kleine Reuter-Fans sind.
Die Mitarbeiter sind wirklich toll und ich zitiere meinen Lieblingsabschnitt von ihnen auf der Homepage wirklich gern:
Und immer gilt:
Sprechen Sie mit uns; wir versuchen vieles möglich zu machen.
Wir sind überzeugt, dass auch für Sie etwas dabei sein wird, doch - und hier lassen wir den Meister selbst sprechen –: Wenn einer kümmt un tau mi seggt: "Ick mak dat allen Minschen recht!" Denn segg ick: "Leiwe Fründ, mit Gunst, O, liehr’n S’ mi doch des’ swere Kunst!"
Das klingt nicht nur sympathisch, sondern glaube ich aufs Wort!
Die Eintrittpreise:
Einzelkarte 4 €;
Einzelkarte für Schwerbehinderte mit Begleitperson 3 €;
Einzelkarte für Kinder 1 €[verkleinern]