Früher waren die Begriffe Stuttgart, Messe und Killesberg in untrennbarer Einheit miteinander verbunden. Nach gefühlten 100 Jahren Planung wurde dann schlussendlich 2007 die Neue Messe Stuttgart in Betrieb genommen.
Direkt vis a vis vom Stuttgarter Flughafen und direkt an der A8 und damit quasi in direkter Einflug- und Einfallschneise aller Besucher mussten massenweise Krautäcker diesem Großprojekt weichen.
Nun steht sie da – neun Hallen auf mehreren Ebenen umschließen ein begrüntes Atrium,... weiterlesen in dem man in der wärmeren Jahreszeit die pflastermüden Füße entspannen kann. Die Ebenen der Messehallen sind durch sämtliche analogen und digitalen Verbindungsmöglichkeiten erschlossen. Analog-Treppen, Rolltreppen und Aufzüge chauffieren die Besucher von a nach b. Die Wege sind weit, die Hallen riesig. Spätestens nach der dritten Halle nutzt keiner mehr freiwillig die Analog-Treppe und greift gerne auf dem Komfort einer Rolltreppe zurück.
Reist man – so wie ich- mit dem Auto an, findet man sich alsbald auf einem gigantischen Parkplatz wieder, von dem man innerhalb einiger Laufminuten zum Haupteingang kommt. Hier wurde eigenwillig geplant. Bei Fachmessen wie der Blech-Expo (kein Witz!), mag sich der Besucher-Ansturm noch in Grenzen halten. Bei vielbesuchten Verbrauchermessen allerdings gerät der Eintritt zu einer Art Schlacht bei den Thermopylen… Massen von Besuchern pressen sich durch zwei putzig dimensionierte Drehtüren, die nicht von Motoren, sondern von Manpower durch Selbstschieben angetrieben werden. Hier bewegt man sich nun wahlweise wegen akuter Verstopfung in Trippelschritten durch das Dreh-Element, oder man hat einen einigermaßen freien Moment erwischt und darf sich die Tür mit einem selbsternannten Hobby-Rambo teilen. Dann hilft nur ein beherzter Hechtsprung, bevor man die Tür im Kreuz hat und an der nächsten Glasscheibe havariert. Hier hätte man sicherlich besser arbeiten können…
Der Eingangsbereich hält Kassen, eine Garderobe und Toiletten bereit. Die Kassen sind bei öffentlichen Messen proppenvoll und die Schlangen daher ellenlang. Hier offenbart sich ein weiterer Konstruktionsfehler… Die Schlangen stehen dann genau so, dass man nicht zum Eintrittsbereich der Messehallen vorstoßen kann, ohne sich in Jump and Run-Manier durch die wartende Masse zu schlängeln.
Hat man den „Durchbruch“ geschafft, hält man sein Ticket unter ein Lesegerät. Im Optimalfall blinkt dann ein grünes Licht, ein Display wünscht einen schönen Besuch und das Drehkreuz wird freigegeben.
Nun kann der geneigte Gast für seine zuvor entrichteten 12 Euro Eintritt alle Hallen ablaufen und sich in Ruhe umsehen. Oft sind mehrere Messen parallel (siehe Stuttgarter Messeherbst) und der guckende Besucher macht massig Kilometer. Treibt der kleine oder große Hunger, stehen zahllose Futterbuden bereit. Sandwiches, Crêpes, Chinanudelboxen, Hotdogs und auch die obligatorische Messeforelle (Würstchen mit Fritten) lächeln den hungrigen Messegast an. Beim Blick auf die Preise weicht der Hunger einem dezenten Grausen. Acht Euro für ein paar labberige Chinanudeln mit Dosengemüse in einer Pappschachtel sind dann doch etwas happig.
Hat der geneigte Besucher nach etlichen Stunden seinen Rundgang beendet, strebt er völlig fußlahm dem Ausgang entgegen, quetscht sich erneut durch die Thermopylen und stakst zum Parkscheinautomaten. Die Insertion des Tickets gipfelt in kaltem Grausen… pro Stunde nimmt der Betreiber Apcoa lässige 2 Euro. Ein Tagesticket gibt es nicht. Uff. Frau löst zerknirscht ihr Auto aus und fragt sich auf dem nun endlos erscheinenden Weg zum Parkplatz, ob freundliche Menschen in der Zwischenzeit das Auto massiert und mit Bier gefüttert haben. Dem ist nicht so – der schwarze Löwe wartet unverändert angegraut vom Schotterstaub auf Frauchens Rückkehr. Der Kartenfresser an der Schranke kassiert das Ticket und wünscht noch eine gute Fahrt.
Alles in allem ist das neue Messegelände ganz hübsch geraten. Futuristisch geschwungene Dächer, Ruhebereiche in großer Zahl und ein schönes grünes Atrium. Die Eintrittspreise sind in Ordnung, die Getränke- und Essenspreise wahnsinnig hoch… Von den Parkgebühren ganz zu schweigen. Der Eingang ist eine Katastrophe.
Summa summarum drei Sterne.[verkleinern]