Da ist es wieder… das schöne Wörtchen ‚eigentlich‘. Eigentlich hätte hier im neugebauten Tübinger Akademikerghetto, äh, dem schicken Wohnquartier Alte Weberei, ein klienteladäquater Biosupermarkt gebaut werden sollen. Eigentlich hätte das Alnatura sein sollen, allerdings entschied sich das große Bio-A für einen Standort weniger weit ab vom Schuss und außerhalb des Hochwasserrisikogebiets direkt am Neckar. Dumm gelaufen für die Anwohner, denn eigentlich war hier mehr geplant.
Nachdem man nun... weiterlesen
als Anwohner eigentlich entweder den Fußmarsch zum (wenig biologischen) Rewe antreten, oder mit dem Fahrradkinderkutschmobil oder dem SUV zum Alnatura gondeln musste, gibt es nun Abhilfe. Vor einigen Monaten eröffnete testhalber und in gemieteten Hallen der Carré Markt. Eigentlich hatte ich das gleich zur Eröffnung gelesen, aber eigentlich bin ich in der Ecke nie zum Einkaufen unterwegs. Da ist ja sonst auch nicht viel…
Aber wozu hat man mal früher frei? Richtig, da war doch was… Um das wieder flott gemachte und pneuentnagelte Hagelblech vom Kfz-Menschen abzuholen… Ein Blick aufs Blech, waschen ist bitter nötig. Auf dem Rückweg kam ich beim Carré Markt vorbei, die Neugier erwacht. Links geht’s nach Hause, rechts zum Parkplatz… Links, rechts, links, rechts, links, rechts, der Tag ist eh gelaufen… Rechts!
Der Zugang zum Carré Markt erfolgt über eine ziemlich optimistisch improvisierte Spanbrettlesrampe… Ein wenig wackelig und für Rollstuhl- und Rollatoreninhaber sicherlich spektakulär…. Drinnen erwartet mich eine Lagerhallenloftatmosphäre. Hohe Decken, rauer Estrichboden, bewusst so belassen. In der Mitte des Raums liegen in mehreren Reihen allerlei Sorten Obst und Gemüse, am Rand stehen Regale und Kühltheken mit allem, was das biologisch-ökologisch korrekte Herz begehrt…. Vegane Aufstriche, glutenfreie Nudeln, Bio-Joghurt und allerlei Variationen von Wein, Öl und Essig. Ich bin aber wegen Brot und oder Gemüse und Obst hier und wende mich der Grünzeugauswahl zu.
Was ich sehe, überrascht in zweierlei Hinsicht. Erstens ist der Preis… Nun ja… Gehoben… und zweitens sind viele der Öbstlichkeiten in eher schlechtem Zustand. Die Erdbeeren beispielsweise hatten ihren Zenit schon ein Stück überschritten – der Aggregatzustand wechselte von fest nach flüssig und die Farbe synchron von Rot zu Braun. Brr. Auch die Trauben waren nicht mehr ganz auf der Höhe und so durfte Obst Obst bleiben, aber nicht mit zu mir nach Hause.
Tomaten brauchte ich unbedingt und die waren eher mittelprächtig, es fanden sich aber noch ein paar schöne Exemplare zum Mitnehmen. Der Preis lag bei knappen 5 Euro aufs Kilo. Nebst Tomaten war eine Gurke zum Salat zwingend notwendig und ich war über die drei verschiedenen Sorten Salatgurken ein wenig erstaunt…. Da gab es Gummiknüppel Handelsklasse II zu 95 Cent, konventionelle Gurken Handelsklasse I zu 1,25 Euro und offenbar handgestreichelte und mit Bier gefütterte Bio-Gurken zu 1,95 Euro… Letztere waren von den konventionellen Gurken nur durch ein Gummibändele zu unterscheiden, das um die Gurke gewickelt war. Ich schwanke ein wenig, bin in Experimentierlaune und packe die Biogummibändelesgurke ein.
Der Kauf von Bio-Brot und Brötchen, die direkt hinter der Kasse platziert sind, scheitert krass mangels Masse. Alles alle, nix mehr da, Ende Gelände, Schicht im Schacht. Also bleibe ich bei meinen Tomaten und der Gurke, zahle brav, lade alles ins Auto und fahre heim.
Um es mit den Worten der Plattform zu sagen… Salat lecker! Die Gurke war aber ziemlich süß... Das hat der gute unbiologische Branntweinessig von Hengstenberg aber fein in den Griff bekommen.
Alles in allem ist der Carré Markt eine schöne Idee, der allerdings noch ein paar Verbesserungen braucht. Eine feste Übernahme des Ladens durch eine Genossenschaft ist in Planung. Ich bin gespannt… Vielleicht funktioniert ja bis dahin auch Lagerhaltung und Erdbeeren gehen nicht mehr in Drucklösung in der Schale.
Von mir gibt es aktuell drei Sterne, vielleicht wird es ja irgendwann noch mehr...[verkleinern]