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Ein Hoch auf meinen ehemaligen Vermieter, denn er hat in der komplett offenen Wohnung Teppichboden verlegt. Ausnahmslos… Nur im Badezimmer liegen Fliesen. Nun sind offene Grundrisse toll und ich muss nicht auf 3x2m Schlauchküche kochen, sondern habe alles im Blick. Alles? Ja, wirklich alles… Auch den Teppichboden direkt vor der Küchenzeile.1.
Das wiederum ist ein wenig ärgerlich, denn Murphy’s Law in Kombination mit Tomatensauce führt gerne mal zu einer Havarie. Um eben jener vorzubeugen, habe ich waschbare Teppiche vor der Küchenzeile liegen, die ich bei Bedarf stumpf in Waschmaschine oder Dusche wieder sauber bekomme. Tja, bis vor einer Weile hatte ein großes schwedisches Möbelhaus sehr praktische, farbechte und waschbare Teppichs passender Größe – jetzt nicht mehr.
Der in einem großen Reutlinger Möbelhaus erworbene Ersatz ist zwar wunderschön, färbt aber leider tierisch ab und ist deshalb an gegebener Stelle nicht mehr verwendbar. Nun müssen neue Teppiche her. Auf der Suche nach eben solchen hat es mich zu Hofmeister nach Sindelfingen verschlagen.
Dank Navi war das Möbelhaus schnell gefunden. Der kleine Parkplatz vor der Tür war brechend voll und halbseitig durch allerlei Weihnachtstralala gesperrt. Futterbuden und eine Eislaufbahn sollen offenbar Kunden fangen… und tatsächlich war die Eislaufbahn trotz strömendem Regen gut besucht. Das allegenwärtige Aprés-Ski-Gedudel war trotz geschlossenen Fenstern maximal nervig…. Also ab ins angehängte kostenlose Parkhaus. Das ist, nun ja, ein wenig unübersichtlich und ein Hort von Anti-Verkehrsregeln (links vor rechts).
Nach erfolgreich akquiriertem Parkplatz im hustensaftrosafarbenen Parkplatzsektor und kurzer Fahrt mit dem Aufzug betrat ich also den Hort mobiliartechnischer Wunder… Und den Ort kolossaler Überfüllung, denn ich war offenbar nicht die einzige, die auf die Idee kam, den 2. Januar für Einkäufe zu nutzen. Hausintern kann man zwischen den riesigen drei Stockwerken wahlweise mit einem hoffnungslos überfüllten Aufzug pendeln, oder man nutzt dafür eine gigantische Spirale, auf der man bequem und steigungsarm nach oben bzw. unten laufen kann (oder können sollte, wenn nicht zu viele Damen in High Heels oder Seniorentruppen in voller Breitseite und zu viert nebeneinander die „Spirale“ blockieren).
Teppiche befinden sich im ersten Stock, ich schleiche über die Spirale nach oben und wende mich mit Grausen von einem schwarzen und mit schwarzen Glitzerpailetten bestickten Panther ab. Daneben hängen goldene Büffelschädel. Hilfe!
Die Teppichabteilung ist groß und zu meinem Leidwesen absolut perser- und hochflorlastig. Beides ist für die Küche null geeignet, weil weder waschbar, noch besonders hübsch. Hier drin dudelt die obligatorische Fahrstuhlmusik und kocht das Hirn weich. Ich suche ein Verkäufer. Dringend! Denn ich will einfach nur zügig einen passenden Teppich und dann schleunigst hier raus. Einer der Herren hat dann tatsächlich auch kurz Zeit, rät im Vorbeigehen zu einem Sisalteppich und verschwindet wieder. Sisal ist aber weder besonders gut maschinenwaschbar, noch für meine Wohnung geeignet. Meine zwei Katermitbewohner würden sich vermutlich sehr über die heftig teure und sehr, sehr große Kratzmatte freuen und das Ding binnen kürzester Zeit zugrunde richten. Abgelehnt. Die vorgeschlagene Alternative war ein Küchenläufer aus Synthetikfaser, auf dem in großen Lettern das Wort „Cuisine“ prangte. Besten Dank, meine Küche finde und erkenne ich gerne noch selbst, sie muss nicht beschriftet werden.
Nach diesem totalen Reinfall verlasse ich den gastlichen Ort – vorbei am Glitzerpanther, dem Goldbüffel, gefühlten tausend Schnäppchenjägern und quengelnden Kindern. Ab in die hustensaftrosabarbene Parkzone und nichts wie raus hier.
Die Auswahl an Küchen, die ich auf meinem sehr sehr seeeeeehr langsamen Gang spiral-abwärts gesehen habe, gefiel mir gut. Vielleicht kann Hofmeister mit solchen Dingen punkten, mit Teppichen allerdings nicht. Zugegebenermaßen geht mir die Maximalbespaßung mit Billigfutter, Eislaufbahn, Zirkus, Gratis-Prosecco und co auch ein wenig auf den Keks. Immerhin bin ich hier, um Möbel zu kaufen und nicht zum Essen und bedüdelt werden.
Von mir gibt es bis dahin drei Sterne.
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Ich hasse Schuhe kaufen… Und ich hasse es noch mehr, wenn bei einem paar mühselig und nach jahrelanger Suche akquiriertem Paar Stiefeletten die Profiltiefe der Sohle von „passabel“ zu „Fakir bei Schotter“ wechselt. Hätten die Stiefeletten einen TÜV Termin, wären sie wohl gnadenlos wegen mangelnder Profiltiefe durchgefallen. Nochmal das Theater beim Stiefelkauf? Muss das wirklich sein?!2.
Ich bin zwar Schwäbin, aber von manchen Artgenossinnen kann ich dann doch noch Dinge in puncto Sparsamkeit lernen. Wozu die dünnsohligen Edeltreter entsorgen, wenn es doch Schuhmacher gibt, die dem Elend einfach eine neue Sohle verpassen können? Eine Freundin bringt ihr Schuhwerk zur Neubesohlung immer zu „dem Schuhmenschen ins Nonnenhaus“. Dran vorbeigelaufen bin ich schon oft, drin war ich noch nie.
Im Erdgeschoss der Tübinger Miniaturwunderlandversion eines Einkaufszentrums befindet sich äh… äh… Wie heißt der Laden!? Dran steht nur „Reparaturen, Schuhe, Gravuren, Schlüssel“… Tante Google wusste Rat – der Laden heißt Schumi. Damit wäre dieses Mysterium auch geklärt. Aaaalso. Da capo al fine… Im Erdgeschoss der Tübinger Miniaturwunderlandversion eines Einkaufszentrums befindet sich Schumi. Ebenerdig, barrierefrei und gut erreichbar. Dann mal rein.
Der freundliche Herr hinterm Tresen konstatiert den Schuhen ein tadellos erhaltenes Leder und eine jämmerlich dünnegelaufene Sohle. Ich frage, ob eine Reparatur sinnvoll und möglich ist. Die Antwort ist ein Lächeln. „Kriegen wir hin“ bekomme ich zu hören. Ich willige, ein, bekomme einen knatschroten Miniabholzettel mit einem Nümmerchen – erinnert ein wenig an alte Lose von der Tombola oder an Rummelfahrkarten in der Prä-Chip-Zeit. Das Wort „Niete“ kann ich nirgendwo erkennen, also packe ich das Zettelchen ein und erfahre, dass ich zwei Tage später alles wieder abholen kann.
Gesagt getan, zwei Tage später stehe ich erneut in /bei Schumi auf der Matte, wedle mit meinem roten Rummelrubbellos-Schnipselchen und bekomme ein paar lederner Reiterstiefel ausgehändigt… Äääääh. Momeeeeent!!! Das sind nicht meine!!! Schuld war ein Fehlgriff, meine Treter standen direkt nebendran. Uff… Nochmal Glück gehabt. Für die Schuhgröße der Reiterstiefel hätte ich mir wohl die Zehen abhacken müssen.
Ich bekomme die neue Sohle gezeigt und bin begeistert. Ausreichend Profiltiefe, tadellos verarbeitet und sogar die Zierelemente an der Seite des Absatzes wurden nachgeschliffen und wieder aufbereitet. Einfach super!
Statt knappen 200 Euro für neue Stiefel gleichen Kalibers habe ich 27 Euro für eine neue Sohle bezahlt. Und scho wieder ebbes g’spart würde der Schwabe sagen! Ich bin froh und sehr zufrieden mit der schnellen und sauberen Arbeit des Maitre de Schumi und komme gerne wieder, wenn beim nächsten paar Schuhe die Profiltiefe kritische Werte unterschreitet.
Von mir gibt es glatte fünf Sterne!
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Ich war französisch essen! Passenderweise liegt mitten im Französischen Viertel das Bistrot-Restaurant Pastis, das Ziel des Abends. Ich frage mich aber immer noch, wer sein Lokal nach einem Anisschnaps mit 40 Umdrehungen benennt…. Aber solange beim Essen dasselbe wie beim Schnaps gilt, dann „wohl bekomms“!
Bei einstelligen Temperaturen klapperten die Zähne schon genug und meine Bewunderung galt den beiden Herren, die wacker auf der Terrasse ihren Kaffee getrunken haben. Immerhin verbrennt man sich so zumindest nicht die Klappe, denn nach maximal zwei Minuten sorgt der große, große Kühlschrank genannt „Herbstabend in Tübingen“ für Eiskaffee. Brr. An sonnigeren Tagen lässt sich sicherlich nett draußen sitzen, wenn man die in nur wenigen Metern Entfernung vorbeifahrenden Busse am ÖPNV-Dreh- und Angelpunkt des Französischen Viertels ausblenden kann. Dröööööhn. Die Bushaltestelle ist übrigens direkt vor der Tür, so dass man quasi vom Kaffee direkt in den Bus hechten kann.
Wir sitzen also lieber drin. Der Tisch war reserviert und mit Sets und Besteck bereits eingedeckt. Das Ambiente ist puristisch gehalten. Blanke Holztische, ein paar höhere Bar-Tische, dazu ein eigenartiger Mix aus drei verschiedenen Stuhlsorten am Tisch. Die Wände zieren Bilderrähmchen und Schiefertafeln, auf denen allerlei Essbarkeiten angeboten werden.
Die Karte kommt schnell und ist einigermaßen übersichtlich. Fünf Vorspeisen, fünf Hauptspeisen, acht Flammkuchen und eine wirklich spannende Rubrik namens „Nachtisch und Kinder“ mit einem heiteren Rundflug von Chicken-Nuggets mit Pommes bis Mousse au Chocolat, buhlen um den Gaumen. Dazu gibt es noch eine kompakte Abend-Snack-Karte mit Brot und Dip-Variationen, zwei Varianten von Bruschetta, einer Käseplatte und einer Currywurst mit Pommes für stattliche sieben Euro.
Ich teile mir eine Käseplatte mit meinem Nebensitzer. Ein bisschen Vorspeise muss schließlich sein! Alsbald schon findet sich ein Brotkörbchen mit Baguettescheibchen (ui, jetzt wird es –chen-lastig) und eine Porzellanplatte mit Käsestücken am Tisch ein. Vermutlich ist es einer kleineren Transporthavarie zu verdanken, dass ein Stück Hartkäse ein Bad im Feigensenf genommen hat. Macht ja nix. Soll sowieso zusammen gegessen werden. Was war also alles auf dem Plättchen? Nebst dem Havarie-Hartkäse, waren noch ein weiterer Hartkäse, zwei Weichkäse, sowie ein Ziegenkäsetalerchen dabei. Alles arrangiert mit fünf Träubchen und zwei Physalis-Knödelchen. Eine der Weichenkäsesorten war wirklich lecker, die andere ein wenig… gewöhnungsbedürftig. Der Hartkäse und der Ziegenkäse waren aber sehr gut.
Als Hauptgericht hatte ich „Crevettes grillees aux tagliatelles“ - Gebratene Riesengarnelen auf Limonentagliatelle zum Preis von 17,50 Euro. Serviert wurde die Portion in einem tiefen Pastateller… Aber beginnen wir von vorne. Das, was da auf dem Teller lag, sah wirklich lecker aus. Nudeln in cremiger Sauce, dazwischen Garnelen und darüber eine beeindruckende Menge Parmesanspäne. Die Nudeln waren gut gekocht, schön al dente… aber halt leider keine Tagliatelle, sondern Spaghetti. Unter Tagliatelle verstehe ich einfach Bandnudeln und keine Spaghetti. Eine Portion mit Löffel und Gabel aufdrillern… und probieren. Ein kurzer Moment von limonig-cremig-lecker und danach Reizüberflutung mit scharf. Scharf! Schaaaaarf! Wer kein scharfes Essen mag, sollte hiervon definitiv die Dinger lassen. Ein bisschen schade ist, dass das schaaaaarf mit keinem Wort in der Karte erwähnt wird. Überraschung am Tisch. In meinen Nudeln mit scharf zähle ich insgesamt sechs Garnelen, die gut gebraten waren. Leider waren das Garnelen mit Schwanz und in Kombination mit der cremigen Sauce und mäßigem Werkzeug war das eher eine Fummelei, bis man die Tierchen entschwanzt hatte. Ein Tellerchen für die Schwänze gab es auch nicht – also Garnelenschwanzmikado auf dem Tellerrand.
Ich war nach der Portion satt und hatte keine Nachspeise mehr. Mein Nebensitzer bestellte allerdings Mousse au Chocolat als Nachtisch (nein, keine Chicken Nuggets aus dem Ensemble Nachtisch und Kinder). Das wurde nett angerichtet in einem kleinen Weckgläschen serviert – dekoriert mit dem üblichen Physalisknödelchen. Ich durfte probieren... Der Geschmack war, nun ja, speziell. Ein bisschen so, als hätte man Kakaopulver pur gelöffelt. Eine Beschwerde bei der Kellnerin brachte eine Entschuldigung aus der Küche und einen Kaffee aufs Haus für die Betroffenen ein.
Das übermäßig scharfe Essen, Garnelenschwanzmikado, Kakaomousse und die zwar leckere, aber gänzlich erklärfreie Käseplatte (und nein, die platte hieß nicht „grosse surprise“), bringen zwei Punkte Abzug. Ob ich hier nochmal essen würde? In der nächsten Zeit wohl eher nicht, denn auch über das Boeuf Bourguignon des Nebensitzers erklang keine ultimative Laudatio. Drei Sterne.
Das Lokal ist barrierefrei. Parken kann man in der direkten Umgebung gegen Parkgebühren, oder man kann quasi aus dem Stadtbus direkt auf die Terrasse fallen.geschrieben für:
Erlebnisgastronomie / Restaurants und Gaststätten in Tübingen
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OutletCity Metzingen – für alle Einheimischen ist das eine Drohung, für alle Touristen der ultimative Hit. Auf kleinem Raum gibt es hier alles, was das Shoppingherz begehrt (oder auch nicht). Etliche Markenhersteller von Kleidung, Accessoires, Schokolade, Küchengedöns und Köfferlein sind hier vertreten und in fußläufiger Entfernung von einander strategisch platziert.4.
OutletCity Metzingen – auch für mich ist das eine Drohung. Besuch von Freunden aus dem Norden? Alle wollen in die Outlets. Die Königsdisziplin sind Samstagsbesuche, denn da shoppt in Metzingen offenbar die halbe Republik – mit Kind und Kegel. Die Königsdisziplin mit Sternchen und goldener Anstecknadel sind Samstagsbesuche in den Schulferien – da ist dann die komplette Republik anwesend.
OutletCity Metzingen – und ich muss hin. Ich brauche eine Bluse und eine Jeans und Shopping im heimischen Tübingen ist entsetzlich, wenn man nicht gerade Unterwäsche oder ökologisch-korrekte Walla-Walla-Leinenklamotten kaufen will. Ich hasse Shopping und Metzingen besteht folgerichtig aus gebündeltem Hass, allerdings auf kleinem Raum und ohne unnötig Kilometer machen zu müssen. Also fahre ich hin und hoffe auf einen schnellen Erfolg und daraus resultierende schnelle Flucht von diesem Hort der Grausamkeiten.
Die Anfahrt ist ja nicht weit und dieses Mal ist sogar noch ein Platz im Parkhaus frei und ich muss nicht in der geschotterten Walachei der Metzinger Ortsrandausweichparkplätze parken. Gezwungenermaßen parke ich ganz oben – Kotzkarussell im Parkhaus, Ähnlichkeiten zu Jump and Run Computerspielen sind sicherlich nur rein zufällig. Bei Frogger muss ein Frosch eine gut befahrene Autobahn überqueren, in OutletCity durchquert eine maximal entnervte Jule das Parkhaus, in dem etliche shoppingberauschte Kunden gerne mal in einem Anfall suizidaler Opferlämmerschaft vors Auto laufen.
Nach dem Verlassen des Parkplatz-Frogger-Levels findet man sich auf der ‚Plaza‘ vor Hugo Boss wieder. Vor mir läuft ein kompakter Stapel Hugo-Boss-Tüten mit Füßen. Die Füße gehören einem asiatischen Touristen, der da mindestens das Dreifache seines Körpergewichts an Boss-Anzügen aus dem Boss-Laden schleift. Links zieht sich eine kleine Passage. Nike, Diesel, Levi’s, Swatch und Esprit buhlen hier um die Gunst der Tütenträger. Zumindest der asiatische Herr scheint aber seine maximale Nutzlast erreicht zu haben und dreht Richtung Parkhaus ab.
Hinter einem laufenden Haufen Escada- und Joop-Tüten geht es um die Kurve – weitere Klamottenläden von Calvin Klein bis dezent unbekannt lauern hier und irgendwie wirkt der Lindt-Shop dazwischen fast ein bisschen ironisch. Joop-Escada wankt inzwischen in einen Laden mit wummernden Bässen und asiatischen Klamotten mit Firmenlogoprints epischer Größe auf jeder Klamotte. Bin ich eine Litfaßsäule? Weiter…
Nach Überquerung einer erstaunlich freien Straße erreicht man die neuesten Bauten des Outlet-Wahnsinns. Quiksilver und Oakley sind verschollen, dafür gibt es jetzt Prada, Max Mara, Falke, etliche unbekannte und sehr sehr sehr hochpreisige Läden und Polo Ralph Lauren. Mein erstes Ziel. Glück habe ich dort dieses Mal keins. Keine Wildseidenbluse zum Schnäppchenpreis, dafür aber klickibunte Oberteile in einer Mischung aus Gardinen- und Tapetenoptik. Nein Danke.
Zurück zu Diesel, Jeans shoppen. Esprit besuchen, Levi’s abklappern. In vielen der Läden scheint sich rationales Denken bei vielen Leuten auf der Türschwelle zu verabschieden. Das Großhirn bleibt winkend vor dem Eingang stehen und das Reptilienstammhirn versucht sich im Shopping. Hier wird gerempelt, geschoben, gedrängelt… und genervt. Anprobieren, zahlen, raus hier.
Vorbei an Fossil. Bally, Joop und Escada, Bergen laufender Tüten, ab zu Windsor. Hemden, Blusen, noch mehr Blusen und dazwischen noch ein paar Hemden. Taillierte Bluse anprobieren, passt, kaufen, Flucht. Laufende Tüten und heulende Kinder in Kinderwagen umkurven.
Das neue Desigual-Outlet weckt mein Interesse und ich werde fündig. Hier ist es erstaunlich ruhig und zwei Oberteile finden mit mir den Weg zur Kasse.
Lacoste, Schiesser, Tchibo (!), Milka, Küchengedöns. Da will ich hin und nach neuen Clicklock-Boxen und einem Nudeltrocknomaten Ausschau halten. So ein Gestell-Dings, auf dem man frisch gemachte Nudeln aufhängen kann, ohne dass das frisch hergestellte Machwerk in einem Teller zu einem handlichen Teigklumpen verleimt. Es gibt weder noch. Das Küchen-Outlet hat ein wenig nachgelassen…
Ein Blick auf die voller werdende OutletCity, ein Blick in meine Tüten, ein Entschluss. Es reicht. Raus hier, komplett. Ab zum Parkhaus mit einem kurzen Abstecher in eine der zahlreichen öffentlichen Toiletten. Das ist besser als Naturtheater. Hier kann man verzweifelten Shopperinnen dabei zuschauen, wie sich versuchen, ihre Ausbeute in die engen Toilettenkabinen zu pressen. Ich pfeife im Geiste die Tetris-Melodie. Alles ist sauber, die Handtrockendinger sind Hightech-Teile von Dyson. Das grau-gelbe Ungetüm föhnt mir einen Ring vom Finger. An Leistung mangelt es offenbar schon mal nicht.
Das Parkhaus ist ziemlich günstig. Kein Wunder, denn hier rollen Euro, Rubel, Yuan und Yen auch so schon ganz gewaltig. Eine Quersubventionierung mit Parkgebühren ist scheinbar nicht nötig. Ich umkurve wieder laufende Tüten und Suizidalshopper, bis ich aus dem Parkhaus entkommen bin.
Die OutletCity schafft mich. Das hier ist Shopping-Overflow, dazu Tüten auf Beinen und Reduktion aufs Reptilienstammhirn samt Dollar/Euro/Rubel/Yuan/Yen-Zeichen in den Augen. In den letzten Jahren haben sich viele der Läden geändert, nicht unbedingt zum Vorteil, wenn es nach meiner Meinung geht. Dazu kommt noch, dass die Outlets vom Städtle Metzingen nicht mehr viel übriggelassen haben. Mein Beileid geht auch an die Anwohner, die dieses Chaos jeden Tag vor der eigenen Tür haben. Gnädige drei Sterne…. Aber nur, wenn schnell wieder hier weg darf.
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Für mich ist das ja „da unten“. „Da unten“ ist Tübingen transneckarbrueckia, eine Ecke, in die ich sonst doch eher selten komme. „Da unten“ ist auch der/das Istanbul, bei dem ich trotz langjähriger Tübingerschaft noch nie essen war. Punk halb eins bin ich „da unten“ und werde schon erwartet.5.
Nach Umbau, Ausbau und Verkehrsverlaufsänderung erstrahlt das Neckarbrückenzinsereck in neuem und latent durchwirrendem Glanz. So ganz fertig ist alles noch nicht und hier und da spannen sich noch Metalllaufstege über Schotterecken und Baugruben. Das Überqueren der Straße gerät dank gangwaybreiter Rentnerin im Indiana-Jones-Todeskugelverfahren zu einem Geduldspiel, irgendwann ist die Ampel erreicht und ich kann endlich der Dame ausweichen und eine Runde Hallo sagen.
Ein systemgastronomisch-praktischer Tresen befindet sich rechts des Eingangs und der Kenner schnappt sich an dieser Stelle wohl eins der bereitstehenden Tabletts…. Der Laie vergisst das und bestellt einfach so. Die Karte ist hinterm Tresen montiert, die Auswahl an Gerichten für einen Imbiss ziemlich groß. Im Hintergrund drehen zwei noch gut bestückte Dönerspieße ihre Pirouetten, vorne warten Botanik-Beilagen und Mähkäs-Würfel auf ihre Hinzufügung zu Döner und co.
Nebst allem, was zur Dönerbestückung notwendig ist, gibt es hier auch noch eine Auswahl von Tagesgerichten, die allesamt appetitlich aussehen und mit Reis, Salat, Fladenbrot und offenbar Gratis-Tee ;) serviert werden. Ich hatte aber schon ewig keinen Döner mehr und bestelle meine Döner-Frankenstein-Variante „Döner ohne ohne“ – nur mit Fleisch und Tomaten. Ich muss zwar aufgrund dezenter Sprachverwirrung einmal wiederholen, aber der Wunsch wird erfüllt. Nicht mal ein leises Zucken wandert durchs Unterlid des Dönerrasierermanns, der meine Bestellung ausführt.
An der Kasse bestelle ich noch Wasser dazu – Self Service – Selbstbedienung bitte vorne am Kühlschrank neben der Eingangstür.
In vorderen Bereich ist das Istanbul ziemlich weiß – helle Tische, weiße Kacheln. Drei Stufen höher ist das Istanbul ziemlich dunkel – dunkler Boden, dunkle Tische. Dazu leise Orientalfolklore aus dem Lautsprecher. Wir setzen uns nach hinten und nach und nach trudeln noch der Salat und das Fladenbrot von Herrn S. ein…. Und eben ein Tee unbekannter Herkunft. Gruß aus der Küche? Mitleid? Nerventee? Man weiß es nicht ;)
Mein Döner ist gut gewürzt, auch, wenn hier natürlich das übliche Hackfleisch gewürzt nach Döner Art verwendet wird. Auch das Brötchen dazu ist knackig und kein Gummilappen, der die großen Kaumuskeln bis zum Maximum überstrapaziert. Die Tomaten waren frisch und kein halbgefrorenes Tomatenparfait, wie schon anderenorts erlebt. Einzig und allein der mittlere Öl-See am Boden der Dönertasche gibt ein wenig Abzug in der B-Note. Nächstes Mal montiere ich einen Ablauf.
Von mir gibt es gute vier Sterne an den Döner „da unten“. Die Terrasse ist leider wenig einladend… Hier sitzt man selbst wie auf dem Dönerteller, während der komplette und massiv verwirrte (siehe Verkehrsverlaufsänderung) Verkehr zusammen mit trölftausend Schülern an einem vorbeidübelt. Das muss ich nicht haben.
Von „da unten“ fährt praktischerweise auch ein Bus wieder nach „da oben“, wo mein Büro liegt, so dass ich sage und schreibe in nicht einmal zehn Minuten zurück am Arbeitsplatz war. Respekt. Vielleicht probieren wir den zweiten Döner „da unten“ auch noch aus.
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Restaurantgruppenfuttern im Meteora! Und ich war schon so lange nicht mehr griechisch essen… Also nix wie hin! Der Tisch war reserviert, das Grüppchen schnell zusammengefunden. Das Finden der Karten hinterm Tresen dauerte offensichtlich ein klein wenig länger, aber war dann doch irgendwann von Erfolg gekrönt. Zeitgleich mit uns trudelten noch zwei Rentnergruppen ein, die sich säuberlich neben und hinter uns platzierten. Das sollte dem Abend noch einige äh… spannende Aspekte bescheren.6.
Die Karte verursacht Qual-der-Wahl-Qualen, denn das Angebot an Essbarem ist durchaus respektabel und die Liste einigermaßen lang. Die Anwesenden bestellen Pita mit Botanik-Inhalt und Pommes, Souvlakia und eine Ein-Personen-Platte, deren Namen irgendwo im meinem Hirn-Äther verschollen ist. Ich wähle mit meinem Nebensitzer eine Olympos-Platte für zwei Personen. Die Getränke-Bestellung wird zeitgleich mit dem Futter notiert.
Am Golden-Ager-Tisch hinter uns wird es das erste Mal spannend. Ich höre nur noch DARMSPIEGELUNG und nachfolgend eine dezidierte Erläuterung derselbigen auf broit Schwäbisch.
Die Getränke treffen mit ein wenig Verzögerung ein, der Service läuft auf Anschlag und offenbar kurz jenseits der Belastungsgrenze. Dafür gibt es bestes Entertainment vom Tisch hinter uns… GALLENBLASE knäkt es und es folgt eine haarsträubende Kurzfassung der Gallenblasenevolution. Atmen… tief atmen… Und auf die Zunge beißen, sonst muss ich zum Lachen unter den Tisch.
Nach erneuter Wartezeit werden die Beilagensalate serviert. Ausgrabungen sind mein Job… Immer schön von oben nach unten vorarbeiten. On top eine Olive, drunter ein Berg Zwiebeln, dann viel grüner Salat, einige Maiskörnchen und Krautsalat. Alles ein wenig essigbefreit, dafür aber ziemlich öllastig.
Hinter uns werden inzwischen allerlei Zipperlein diskutiert… Ganz nach der Devise „S ISCH AU ÄLLAWEIL EBBES“.
Schon kurz nach dem Salat kommen die Hauptspeisen und plötzlich ist von unserem Tisch nix nix nix mehr übrig. Alles besteht nur noch aus Tellern und einer episch großen Olympos-Zweipersonen-Platte, die eigentlich einen Beistelltisch bräuchte. Wer soll das alles essen?! Aber der Reihe nach…
I HAN VOM OIM DAG AUF DA ANDRA UFFGHERD Z RAUCHET! Schallt es von hinten. Es folgt eine haargenaue Erläuterung samt dem mahnenden Beispiel vom grausigen Siechtum eines Verwandten/Bekannten, der das offensichtlich nicht geschafft hat.
Ich beginne den Plattenfuttermarathon mit der Vertestigung eines Hackfleischknubbels (Suzukaia). Außen ist das Ding schön kross, alles ist gut gewürzt, aber das Innenleben ist ein wenig trocken. Den zweiten Hackfleischknubbel bekomme ich auch überlassen und spätestens ab dem habe ich das Gefühl, dass das Hackfleisch beim Kauen ständig mehr wird. Hier hilft mein Bitter Lemon… und vielleicht auch der Beilagenreis im Djuvec-Stil. Der ist zwar geschmacklich in Ordnung, aber so richtig warm ist er nicht mehr… und der Reis ist ein bisschen al dente.
Hinten ist man wieder bei DARMSPIEGELUNG… Das ist wie ein Unfall… Man kann nicht hinschauen, aber wegschauen bzw. hören kann man auch nicht.
Das Rinderfilet, auch Teil der Platte, ist gut gewürzt, heiß und schmeckt sehr gut. Die dazu aufgeschaufelten Pommes teilen diese Attribute. Heiß, gut, keine Rachendrachen-Gaumenstecher mit der Feuchtigkeit der Atacama-Wüste. Ich wage mich derweil ans Gyros – und habe zu viel gewagt. Das Fleisch ist in Ordnung, der Fettgehalt überschreitet keine Maximalwerte, die Würzung hätte meiner Meinung nach ein bisschen stärker ausfallen können. Vor allem hätte aber eines höher und besser ausfallen können – die Temperatur. Der Gyros war eher laukalt und das hat mir ein bisschen den Appetit dran verhagelt.
Ich ditsche inzwischen den durchaus leckeren Fleischspieß in durchaus leckeres Tsaksiki, aber der Magen ist voll bis Oberkante und so wandert die andere Fleischspießhälfte zum dankbaren Abnehmer quer über den Tisch.
Nach Tischabräumung und Getränkeleerung dauert es eine Weile, bis der Service zum Kassieren erscheint. Ein dezentes Statement von fünf auf den Tisch gelegten Geldbeuteln schien dann doch gewirkt zu haben.
Von hinten werden inzwischen neue Gesetze und Strafvollzugsmaßnahmen vorgeschlagen. Der Inhalt ist spektakulär und wenig jugendfrei. Kurz zusammengefast: Zigarette, Zigarette, Zigarre. ÄLLES ANDERE DUD BLOSS OI MOL WAI. Äh ja. Und im Hintergrund weint leise der Ethikrat… Im Kanon mit Amnesty International und sämtlichen Richtern.
Wir verlassen das Lokal pappsatt und durch den Ouzo auf Kosten des Hauses auch ein wenig wartezeiltmilde gestimmt. Die Preise sind in Ordnung, pro Person kostet die Monsterplatte 15,80 und auch die Getränkepreise sind durchaus moderat.
Mehr als drei Sterne sind wegen teils kalter Platte im Moment leider nicht drin. Aber wer weiß? Vielleicht sind nächstes Mal ein paar Unterhaltungsrenter weniger anwesend. Dann gibt’s auch ein Essen ohne Gallenblasen, Darmspiegelungen und ohne Onkel Otto’s Siechtum. Parkplätze stehen vor dem Haus und in der Nähe zur Verfügung, gestern war allerdings in dieser Hinsicht ziemlich Land unter. Ökologisch korrekte Tübinger können mit den Stadtbussen der Linien 1 und 7 anrücken und auch für Fahrräder findet sich sicherlich noch ein Eckchen. Barrierefrei ist das Meteora leider nicht.
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Ich weiß jetzt, wie sich ein Pinguin von innen anfühlt. Der putzige, knäkende Schnabelfrackträger hat meinen Finger verschluckt und ich bin kein Hering! Das hindert den pinguinischen Schluckreflex an nichts, der Schnabelträger würgt fröhlich an meinem Zeigefinger herum, der aber hartnäckigerweise noch an mir hängt.7.
Ich weiß jetzt, dass Pinguine Widerhaken aus Hornsubstanz im Rachen haben. Für festgewürgte Finger ist das eher hinderlich. Dezentes Pinguschütteln führt allerdings Stück für Stück zum Entfernungserfolg und mein zweiter Digitus darf wieder aus dem Pinguinhals raus.
Der geneigte Leser weiß, dass ich Tiere mit großen Nasen mag… und eben Pinguine. Nachdem ich schon einen kolossalen Seebärbullen (Nico) im Zoo Augsburg plüschen, füttern und dressieren durfte, habe ich nun eine Pinguinbegegnung in Nürnberg geschenkt bekommen. Schnabelfrackträger!!! Und ich mittendrin!!!
Der Zoo Nürnberg ist groß und dankbarerweise ist die Parkplatzauslastung an Werktagen eher übersichtlich. Keine hundert Meter bis zum Haupteingang des Zoos waren durchaus überschau- und belaufbar. Wir waren zu früh, aber wir wollten ja schließlich auch noch mehr vom Zoo sehen. Der Zoo selbst ist schön weitläufig und liegt sehr ruhig… und wie gesagt, Werktagsbonus! es waren kaum Leute da.
Der erste Weg führte an Freigelände-Erdmännchen im Tiefenentspannungsmodus vorbei und zur Blauen Lagune, dem Delphin-, Robben- und Manatee-Haus. Man ahnt es schon… Robben! Seekühe! Nasen! Große Nasen! Ich bin hin und weg. Insbesondere Seekühe sind einfach großartig… Sophisticated Seekuh quasi, die Nasen, äh, Tiere mit Nasen dran wirken einfach immer entspannt. Die Blaue Lagune ist recht neu, die Aquarien sind riesig und weitläufig. Robben und Delphine leben in einer großen WG und kabbeln und foppen sich ab und an im Spiel. Im blauen Lichtschein, der durchs Wasser fällt, lässt es sich hier toll sitzen und gucken. Dank Werktagsbonus auch ganz ohne gekritztes Geschiebe von allen Seiten.
Vorbei an unzähligen weiteren Gehegen, alle toll gestaltet, geht es zum alten Delphinarium, in dem der neueste Babydelphinzuwachs des Zoos seine Runden dreht. Statt Glück im Spiel hatten wir Glück auf der Uhr, denn just in dem Moment begann ein Vortrag über den Babyphin, der im Hintergrund immer mal wieder aus dem Wasser linste.
Der Pingubegegnungstermin rückte näher und wir machten uns zum Treffpunkt auf. Vorbei an roten Ratzpandas auf einem hohen Baum und vorbei an den prächtigen Schneeleoparden, die auch noch nach der Pingubegegnung als Fotomotiv Modell stehen mussten.
Am Pinguingehege wartete bereits eine Zoobegleiterin, die eine Einführung zum Thema Pinguine hielt. Danach übergab sie an die Reviertierpflegerin, mit der ich dann ins Gehege durfte. Frackträgerfütterung, Eierkontrolle, Bruthöhlenbegutachtung, wissenswertes über Pinguine, Bruchlandung aufgrund von glitschigen Steinen mit Fischeimer in der Hand knapp verhindern und dann das, was eingangs erwähnt wurde. Ich stecke fest. Im Pinguin. Das erzähle ich noch meinen Enkeln, so ich denn welche haben sollte…
Der Zoo Nürnberg ist ein tolles Ausflugsziel für alle, auch für die, die ihren Finger nicht bis zum Anschlag in einen Pinguin stecken wollen. Parkplätze gibt es viele, die S-Bahn hält in der direkten Nachbarschaft zum Eingang des Zoos. Das weitläufige Areal mit großen Gehegen lädt zum Gucken und Verweilen ein. Die Nasen…, äh, Blaue Lagune ist ein Traum.
Von mir gibt es fünf Sterne… Für Pinguine, Nasen, den Zoo selbst und die unglaubliche Nettigkeit, mit der sich die Tierpflegerin meiner angenommen hat!
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Mittagessen in fünfzehn Minuten in der Krummen Brücke… Fünfzehn Minuten, uff, aber muss gehen. Noch die letzten Murphy’s Law und Last Minute Telefonate führen und dann nix wie los…! Ich bin da und heureka, sogar pünktlich! An dieser Stelle ein Dank an die spontan aus dem Äther des Busverkehrs auftauchende Linie 9 mit Halt am Bürgeramt!8.
Das nahe Bürgerheim bimmelt halb zwei und ich stehe vorm Lokal. Dank (noch) gutem Wetter war die Terrasse gut gefüllt, aber ein Tisch für zwei in Großer-Grüner-Sonnenschirm-Randlage fand sich dann doch noch. Für Frostbeulen gibt’s Decken, aber das war bei 20 °C dann doch eher unnötig.
Dank flink-freundlicher Bedienung landeten die Speisekarten nur kurz nach Touchdown am Tisch auf dem selbigen und ein Blick in die Karte offenbarte Leckeres… Viel Leckeres… Sehr viel Leckeres… Data Overflow. Also folge ich brav dem Rat des Kenners und wähle Maultaschen mit Ei und Salat zu 8,90 Euro. Dazu ein großes Wasser für und gegen den Durst.
Der hungrige Magen frohlockt, als die Teller am Tisch eintrudeln. Spinnweben ansetzen muss hier keiner, das Essen ist in einer wunderbar angenehmen Zeitspanne auf dem Tisch und auch der in anderen Restaurants so häufig strapazierte Winkarm zum Kellnerfang ist hier absolut unnötig. Das Personal ist immer aufmerksam.
Nun aber… Hunger! Der Blick geht zum Teller, wow! Viel mehr passt nicht mehr drauf! Jede Menge Herrgottsbscheißerlesscheible (Maultaschenscheiben) mit jeder Menge Salat. Ob das mal reinpasst?
Beginnen wir mit Phase 1 – Maultaschenvertestigung… Riecht gut und schmeckt noch besser! Die Maultaschen sind eindeutig selbst gemacht und kein Convenience-Produkt aus dem Großmarkt. Das Hackfleisch ist fein gewürzt, man kaut nicht auf Zwiebelstücken in der Größe mittlerer Eisberge herum und auch der leider so oft mitverwurstelte Spinat fehlt hier zu meiner großen Freude völlig. Noch mehr freut das Schwabenmädle, dass hier nicht epische Mengen Nudelteig verbaut wurden, sondern dass alles im ausgewogenen Verhältnis steht. Auch Ei ist in ausreichender Menge an den Maultaschen dran… Hier wurde die Maultasche nicht nur ehrfürchtig an einem Ei vorbeigetragen oder mit einer homöopathischen Menge Ei benetzt, sondern man sieht Ei und man schmeckt Ei auch. So muss das sein! Obwohl für Schwaben eigentlich gilt, das ed bruddelt scho g‘nug g’lobt isch, darf ich hier mal trotzdem loben. Schmeckt tatsächlich wie bei Muttern!
Nun folgt Phase 2 – Grüngutvertestigung, der Salat ist fällig. Gemischter Salat ist hier wirklich gemischt und ich probiere phasenweise. Rotkraut – lecker, grüner Salat mit Joghurtdressing – auch lecker, weißer Krautsalat – fein säuerlich angemacht und (Danke!!!) ohne Zucker, Kartoffelsalat – schwäbisch gut, Karottenspäne – frisch und noch nicht dürr wie die Sahara. Lecker!
Leider muss der Salat ein wenig hinten an stehen, denn die Menge Maultaschen auf dem Teller wird und wird nicht kleiner. Entweder sind die Teller direkt mit der Küche verbunden und irgendwer legt heimlich nach, oder unterm Tisch ist ein diskretes Kläppchen, durch das immer wieder Maultaschen auf den Teller nachgeschoben werden. Die letzten beiden Herrgottsbscheißerlesscheible zwinge ich nur mit viel gutem Willen. Pappsatt!
Auch das Opti-Mahl, Gulasch mit Bratkartoffeln sah tatsächlich optimal aus. Mit Gulasch habe ich in der Vergangenheit in Restaurants schon epische Pleiten erlebt und bin deswegen, was dessen Bestellung angeht, eher skeptisch. Aber das sah wirklich gut aus und macht Lust auf selber ausprobieren. Richtige Fleischstücke, schön zart, dazu eine fein aussehende Soße und knusprige Kartoffeln… Nächstes Mal teste ich Gulasch, obwohl auch da der Teller eine Direktverbindung zur Küche haben muss, denn auch die Menge war mehr als großzügig bemessen.
Der Nach-dem-Futter-Verdauungskaffee schmeckte auch super und war genau richtig dosiert, um die müde Jule wieder munter zu machen.
Die Draußenbetischung und –Bestuhlung ist bequem. Hier wurde nicht die Bestuhlung Modell „Fakir Pressplastik“, sondern ordentliches Holzmobiliar gewählt. So sitzt man bequem und an toller Stelle direkt am Ammerkanal, kann wahlweise Leute oder Bächle gucken, oder fasziniert dabei zuschauen, wie bei den ersten fünf gefallenen Regentropfen die Kundschaft auf der Terrasse mit emsigem und ungefragtem Komplettumbau beginnt. Wir hätten doch die Tetris-Melodie pfeifen sollen…
Von mir gibt es fünf Sterne. Ich komme auf jeden Fall wieder, denn ed bruddelt isch in dem Fall ed g’nug g’lobt. War einfach super!
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Ja, Golocal, ich erinnere mich noch… Als sei es gestern gewesen!9.
In meinem kleinen, schwarzen Hagelblech bog ich im dieser besch…eidenen und stets verstauten Kurve angemessenen Tempo um die 90-Grad-Kehre, umkurvte lässig krauchend und im ersten Gang das prachtvolle und alle paar Wochen einen neuen Namen tragende Shiha-/Cocktail-/ Wasauchimmer-Bar-Eck (zu dieser Zeit ganz aktuell und in spacigen Lettern: Alephina One)…. Und dann erblickte ich ihn!
Neu war er, gerade in der Startup-Phase, Schilder wurden geklebt, die Einrichtung gewienert, die Eröffnung vorbereitet. Hier, ja genau hier, sollte er entstehen… der Miro Kebap!
Und wie ich mich erinnere… beherzte Menschen kaschierten die obligatorische Dönertütenabbildung auf noch leere und kalte Schaufenster, auch das Wort „Pizza“ fand seinen Weg auf die noch gläserne Trostlosigkeit.
Welch karge Gegend Du Dir ausgesucht hast, lieber Miro Kebap! Ich erinnere mich, wie es hier früher aussah, als noch nicht alle paar Wochen die Kneipen in der Umgebung ihren Namen zwischen Shiha-/Cocktail-/ Wasauchimmer-Bar und Sportwettencafés wechselten, als hier, schräg gegenüber Deiner Tür, noch das Echazzentrum um Kundschaft buhlte.
Das Echazzentrum gibt’s nicht mehr, dafür eine Fitnessbude, die mit sixbepackten und konsequent hemdfreien Typen auf Schildern um die Gunst der jungen Kundschaft buhlt. Alternativ gibt es auch noch Schilder mit sixbepackten Herren, die so aussehen, als besäße ihr drei Nummern zu eng gekauftes Feinripphemdchen eine Sollbruchstelle für Expressentkleidung. Da mutet es schon ein wenig makaber an, dass direkt unterm Fitnessstudio mit vollverglaster Exhibitionistenfront für Gewichtpumpmachos mit Zeigedrang ein gewaltiges Asialokal liegt, das von Running Sushi bis Teppanyaki alles im All-You-Can-Eat-Angebot hat. Konsequenterweise liegt das Sushi immerhin auf einem Laufband und greift das Thema der Fitnessbude oben drüber auf.
Ja, lieber Miro Kebap, ich erinnere mich noch… An das Früher, an das Jetzt und staune Bauklötzchen, dass Du immer noch da bist. Bei Dir essen war ich noch nicht, denn parken ist hier quasi unmöglich und das nahe Pflegeheim ließ auch wenig zeitlichen Spielraum, denn da wurde mein Typ eher gebraucht. Aber Du bist immer noch hier, ich habe Dich gesehen! Erst vor kurzem, als ich wieder um die Ecke gekraucht bin, standesgemäß im ersten Gang. Das Alephina One heißt schon wieder anders, aber Du scheinst Dich zu halten! Weiter so!
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Mein kleiner und bescheidener Beitrag zum golocalen Poesiealbum der Locationerinnerungen. Hach, was war das schön.
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Vor nicht allzu langer Zeit flatterte eine Mail ins Postfach. Treffen im El Pecado hier in Tübingen. Im El Peca-WO!?! Nie gehört…. Aber Tante Google weiß ja bekanntlich alles. Stadtgraben also… Eine kurze Chronik des Restaurants hilft sicherlich weiter. Dereinst war hier der Ritter, der dann das Zeitliche segnete. Wie Phönix aus der Bio-Asche eröffnete im grünen Städtle Tübingen an gleicher Stelle der Grüne Ritter – biologisch, dynamisch und inzwischen ebenfalls Geschichte.10.
Weniger biologisch kommt das im Januar 2015 eröffnete El Pecado daher. Von 10:00 bis 03:00 täglich (!) geöffnet, kann man hier in ein bisschen Urlaubsflairstrandbargrillhulahula-Atmosphäre schwelgen und sich durch die Speise- und Cocktailkarte proben.
Unser wackeres Grüpple aus knappen 20 Personen hatte auf der Terrasse reserviert, die sich auf der Rückseite des Gebäudes befindet. Und das ist auch gut so, denn der Stadtgraben ist gut befahren und Dauerbröööööö würde dann doch etwas das Urlaubsflair stören. Die Terrasse selbst ist nett gemacht. Holztische, Muschelkettchendeko, ein knatschbunt gestrichener Lattenzaun und ein epischer Durchsatz an halben Kokosnussen, die als Blumentöpfe und Kerzenhalter herhalten müssen. Dazu noch geflochtene Vogelvolieren, in denen diverse Holzvögel ihr Dasein fristen. Den havarierten Tukan im Shirshasana-Yoga-Kopfstand haben wir in einem Anfall von Fürsorglichkeit wieder umgedreht. Die Terrasse ist flipflop- und highheel-fies feingeschottert. Steinchen klauben inklusive.
Die Cocktails seien gut, hieß es. Aber nach Cocktail war mir bei lauschigen 36 Grad Außentemperatur eher weniger zumute, also erst einmal ein eisgekühltes Bitter Lemon, serviert im kleinen Schweppes-Fläschle. Der Service war fix unterwegs und für eine so große Gruppe waren unter fünf Minuten Wartezeit durchaus top.
Hunger! Ein Blick in die Karte offenbart allerlei Fingerfoods, Tortillas, Salate und Burger…. Burger…? Burger! Ja, das wär’s jetzt… Ich wähle einen Cheeseburger mit Pommes. Der Preis von 8,90 Euro ist jetzt nicht unbedingt ein Schnäppchen und bei einigen der anwesenden Studenten macht sich dezentes Murren breit. Beim nächsten Vorbeiwuseln der Servicedame bestelle ich meinen Cheeseburger. Ohne Zwiebeln! Die Dame nickt, nimmt weitere Bestellungen auf.
Eine Weile später bekomme ich einen riesigen Teller überreicht. Burger Modell „Kolossus“ mit Fritten. Wer soll das denn zwingen!? Einer meiner Nebensitzer erhält zeitgleich meine Mozzarella-Sticks mit Nachos zu 5,90 Euro. Was bei mir zu viel ist, ist bei den Sticks zu wenig. Sechs dürre Mozzarella-Stäble- dazu eine Hand voll Nachos und viele blöde Kommentare wie „darf ich eins probieren“ und „überfriss Dich nicht“.
Wozu in die Ferne schweifen, wo das eigene Futter doch so nah. Reinbeißen geht bei Kolossus eher schlecht. Also rücke ich dem Ding mit Messer und Gabel zu Leibe…. Mit Ausgrabungen kenne ich mich aus und das erste, was ich ausgrabe, ist eine Zwiebel. Möp. Ich wollte doch ohne. Also, Besteck weg, Burgerdemontage, Zwiebelentfernung, Burgerneumontage, Besteck wieder her und probieren. Zugegebenermaßen, ich hätte mehr erwartet. Geschmacklich war der Burger gut, aber mir was das alles ein wenig zu fettig. Der Untergelegte Salat hatte durch Fett und Hitze inzwischen einen spinatösen Aggregatzustand erreicht. Die Pommes waren gut gewürzt, aber zusätzlich zum fettigen Burger nicht zu zwingen… Ganz zur Freude der Nebensitzer, in denen die Fritten dankbare Abnehmer fanden.
Ich bestelle in der Zwischenzeit noch ein großes Mineralwasser, das auch pronto den Weg an den Tisch findet… Kolossus macht Durst und pappsatt. Ich kann nicht mehr. Sämtliches Blut verlässt winkend die Kopfregion und ist im Magen mit dem Rückbau von Kolossus beschäftigt. Bevor das Fresskoma überhandnimmt, wedle ich nach der Bedienung und verlange zusammen mit einigen anderen die Rechnung. Das dauert ein bisschen denn die Kellnerin muss 20 Leute einzeln aufdröseln.
Als ich Burger, Bitter Lemon und Wasser auslösen will, bin ich dann doch ein wenig verwundert. 8,90 Kostet der Burger, dann noch die beiden Getränke, macht zusammen 14,20. Hossa. Sportlich.
Würde ich nochmal hingehen? Vielleicht für die viel gepriesenen Cocktails, ja. Zum Essen? Wohl eher nein, da mache ich meine Burger lieber weiterhin selbst. Von mir gibt es drei Sterne, mehr ist im Moment leider nicht drin.
Die Terrasse ist über die Hintere Grabenstraße barrierefrei erreichbar, der Rest des Ladens ist eher vertreppt und nicht barrierefrei. Parken ist ein Graus, ich empfehle die Anreise per Pedes oder per Bus.