Für mich ist das ja „da unten“. „Da unten“ ist Tübingen transneckarbrueckia, eine Ecke, in die ich sonst doch eher selten komme. „Da unten“ ist auch der/das Istanbul, bei dem ich trotz langjähriger Tübingerschaft noch nie essen war. Punk halb eins bin ich „da unten“ und werde schon erwartet.
Nach Umbau, Ausbau und Verkehrsverlaufsänderung erstrahlt das Neckarbrückenzinsereck in neuem und latent durchwirrendem Glanz. So ganz fertig ist alles noch nicht und hier und da spannen sich noch... weiterlesen
Metalllaufstege über Schotterecken und Baugruben. Das Überqueren der Straße gerät dank gangwaybreiter Rentnerin im Indiana-Jones-Todeskugelverfahren zu einem Geduldspiel, irgendwann ist die Ampel erreicht und ich kann endlich der Dame ausweichen und eine Runde Hallo sagen.
Ein systemgastronomisch-praktischer Tresen befindet sich rechts des Eingangs und der Kenner schnappt sich an dieser Stelle wohl eins der bereitstehenden Tabletts…. Der Laie vergisst das und bestellt einfach so. Die Karte ist hinterm Tresen montiert, die Auswahl an Gerichten für einen Imbiss ziemlich groß. Im Hintergrund drehen zwei noch gut bestückte Dönerspieße ihre Pirouetten, vorne warten Botanik-Beilagen und Mähkäs-Würfel auf ihre Hinzufügung zu Döner und co.
Nebst allem, was zur Dönerbestückung notwendig ist, gibt es hier auch noch eine Auswahl von Tagesgerichten, die allesamt appetitlich aussehen und mit Reis, Salat, Fladenbrot und offenbar Gratis-Tee ;) serviert werden. Ich hatte aber schon ewig keinen Döner mehr und bestelle meine Döner-Frankenstein-Variante „Döner ohne ohne“ – nur mit Fleisch und Tomaten. Ich muss zwar aufgrund dezenter Sprachverwirrung einmal wiederholen, aber der Wunsch wird erfüllt. Nicht mal ein leises Zucken wandert durchs Unterlid des Dönerrasierermanns, der meine Bestellung ausführt.
An der Kasse bestelle ich noch Wasser dazu – Self Service – Selbstbedienung bitte vorne am Kühlschrank neben der Eingangstür.
In vorderen Bereich ist das Istanbul ziemlich weiß – helle Tische, weiße Kacheln. Drei Stufen höher ist das Istanbul ziemlich dunkel – dunkler Boden, dunkle Tische. Dazu leise Orientalfolklore aus dem Lautsprecher. Wir setzen uns nach hinten und nach und nach trudeln noch der Salat und das Fladenbrot von Herrn S. ein…. Und eben ein Tee unbekannter Herkunft. Gruß aus der Küche? Mitleid? Nerventee? Man weiß es nicht ;)
Mein Döner ist gut gewürzt, auch, wenn hier natürlich das übliche Hackfleisch gewürzt nach Döner Art verwendet wird. Auch das Brötchen dazu ist knackig und kein Gummilappen, der die großen Kaumuskeln bis zum Maximum überstrapaziert. Die Tomaten waren frisch und kein halbgefrorenes Tomatenparfait, wie schon anderenorts erlebt. Einzig und allein der mittlere Öl-See am Boden der Dönertasche gibt ein wenig Abzug in der B-Note. Nächstes Mal montiere ich einen Ablauf.
Von mir gibt es gute vier Sterne an den Döner „da unten“. Die Terrasse ist leider wenig einladend… Hier sitzt man selbst wie auf dem Dönerteller, während der komplette und massiv verwirrte (siehe Verkehrsverlaufsänderung) Verkehr zusammen mit trölftausend Schülern an einem vorbeidübelt. Das muss ich nicht haben.
Von „da unten“ fährt praktischerweise auch ein Bus wieder nach „da oben“, wo mein Büro liegt, so dass ich sage und schreibe in nicht einmal zehn Minuten zurück am Arbeitsplatz war. Respekt. Vielleicht probieren wir den zweiten Döner „da unten“ auch noch aus.[verkleinern]