Die kleine Stadt Freyenstein (100 km nordwestlich von Berlin / 15 km nordwestlich von Wittstock/Dosse) hat eine bewegte Geschichte. Es ist eine Doppelstadt bestehend aus der Altstadt, die 1287 aufgegeben und Stadtwüstung wurde sowie der Neustadt, das heutige Freyenstein, dass damals neben der Altstadtneu erbaut wurde.
Und Freyenstein hat gleich 2 Schlösser: das „Alte Schloss“ und das „Neue Schloss“, beide im Schlosspark neben dem „Wittstocker Tor“ gelegen.
Das „Alte Schloss“ (auch „Burg“... weiterlesen
genannt) aus dem 14. Jahrhundert ist eine Ruine. Lediglich ein Teil des Westflügels, der Treppenturm und die Grundmauern sind erhalten. Richtig fertig gebaut wurde das Alte Schloss nie.
1492 gelangte die Stadt Freyenstein in den Besitz der märkische Adelsfamilie v. Rohr.
Vermutlich war es der Landeshauptmann der Prignitz, Dietrich v. Rohr (um 1450? - um 1510), der um 1495 mit dem Bau eines „Festen Hauses“ unweit des „Alten Schlosses“ begann.
Als „Festes Haus“ wird ein massives, burgähnliches Gebäude zu Wehr- und Wohnzwecken bezeichnet.
In das dreigeschossige Freyensteiner „Feste Haus“ aus Feld- und Ziegelsteinen wurde das Stadttor „Wittstocker Tor“ und ein Abschnitt der Stadtmauer einbezogen.
Konrad v. Rohr (um 1495? - 1572 oder 1573), ebenfalls Landeshauptmann der Prignitz und kurbrandenburgischer Geheimrat, fand das „Feste Haus“ etwas unwohnlich und ließ es von 1564 bis 1565 zum „Neuen Schloss“ umbauen.
Jahrzehnte später entvölkerte der 30jährige Krieg (1618-1648) die Prignitz und Freyenstein. Auch die Familie v. Rohr häufte Schulden an und musste 1620 die Herrschaft Freyenstein an den wohlhabenden Georg v. Winterfeld (1580-1657) aus dem märkischen Uradelsgeschlecht der Herren von Winterfeld (bzw. Winterfeldt) verkaufen.
Er baute das „Neue Schloss“ nach seinem Geschmack um.
Allerdings forderte der 30jährige Krieg und die Nachkriegszeit auch von den Winterfeld’s seinen Tribut. 1659 musste Dettlof Burchard v. Winterfeld das Gut Freyenstein samt Schloss an die reiche mecklenburgische Gutsbesitzerfamilie Hahn (ab 1802 Reichsgrafen v. Hahn) veräußern, die weitere Umbauten am Schloss vornehmen ließ.
Erst 1701 konnte Joachim Dettlof v. Winterfeld (1654-1733) die Herrschaft Freyenstein von den Hahn’s zurückkaufen.
In den nachfolgenden Jahren fanden Instandsetzungs- und Umbauarbeiten am Schloss statt. Letzte bedeutende Umbauten gab es im 19. Jahrhundert.
Letzter Schlossherr war Friedrich v. Winterfeld, der 1938 kinderlos verstarb und bis zuletzt in einem Zimmer des Schlosses lebte, obwohl das Schloss seit 1926 als Hotel genutzt wurde.
Über 240 Jahre blieben Herrschaft und Neues Schloss Freyenstein im Besitz der Familie v. Winterfeld. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs 1945 wurde der Winterfeld’sche Besitz in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone entschädigungslos enteignet.
Beim Einmarsch der Roten Armee wurde das Schloss geplündert. Die Ahnengalerie der Winterfeld’s wurde größtenteils zerstört.
Nach Kriegsende diente das „Neue Schloss“ zunächst als Unterkunft für deutsche Kriegsflüchtlinge und Heimatvertriebene. Später wurde der Hotelbetrieb bis 1950 weitergeführt.
Von 1951 bis 1964 war im Schloss die Freyensteiner Polytechnische Oberschule (POS) untergebracht. Bis 1976 war der Schulhort im Schloss untergebracht und es fand in einigen Räumen weiter Unterricht statt.
Bis 1990 befand sich im 2. Obergeschoss eine Produktionsstätte des VEB OTB(Obertrikotagenbetrieb „Ernst Lück“) Wittstockan der Dosse sowie im Erdgeschoss eine Großküche mit Kantinenräumen.
Weiterhin gab es einen Veranstaltungssaal, mehrere Clubräume und die Stadtbibliothek im Schloss.
1975 und 1976 fanden erste Restaurierungsmaßnahmen an und in dem historischen Gemäuer statt. Eine umfassende Restaurierung und Sanierung des Hauses konnte erst ab 1990 erfolgen, als die bisherigen Nutzer das Haus verlassen hatten. Die drastische Fremdnutzung in den 40 Jahren DDR ohne Maßnahmen zur Erhaltung der historischen Bausubstanz haben natürlich ihre Spuren hinterlassen. Die herrschaftlichen Räume ließen sich bei meinem Besuch bestenfalls erahnen. Nur vereinzelt ließen sich Spuren alter Architektur und Ausgestaltung (z.B. Fresken an Wänden und Decken) erkennen oder erahnen. Als scheinbar einziger interessierter Besucher an diesem Tag erhielt ich eine Privatführung auch die Räume, die baubedingt sonst dem Publikum nicht zugänglich waren.
Fertig waren die Räume der Tourist-Information Freyenstein, die Besucherinformation des Archäologischen Parks Freyenstein und ein kleiner Museumsshop.
Die damals im Aufbau befindliche „Schlossbibliothek“ ist laut Internet seit 2020 wieder geschlossen.
Die restaurierten Räume werden vom zuständigen Standesamt für Trauungen sowie für kulturelle Veranstaltungen genutzt.
Laut Internet können diese Räume auch für Feiern und Konferenzen genutzt, sprich gemietet, werden.
Immerhin blieb das heute über 520 Jahre alte Gebäude erhalten. Es ist durch seine Einbeziehung von Stadttor und einem Teil der Stadtmauer ein recht einzigartiges Baudenkmal.[verkleinern]