- bestätigt durch Community
-
Ausgezeichnete Bewertung
Etwas verloren wirken die beiden Skulpturen, die sich unweit der Synagoge auf einem Grünstreifen befinden. Zur (groben) Orientierung habe ich auch diese hier auf der Seite hinterlegt. Dargestellt ist die Elbe, die einst unterhalb dieser Skulpturen, die sich an der Carolabrücke befunden haben, geflossen ist. Dass das heutzutage nicht mehr so ist, gehört zu den negativen Erscheinungen nach dem 2. Weltkrieg. Die vorher erwähnte Brücke ist bei Angriffen sehr schwer beschädigt worden. Sie wurde in... weiterlesen
den 1960-er Jahren neu errichtet. Seitdem befinden sich auch die Elbe in Ruhe und in Bewegung, wie der Titel dieser Werke lautet, einige hundert Meter von ihrem ursprünglichen Aufstellungsort entfernt. Eine solche Angabe hätte ich mir auch in ihrer Nähe gewünscht! Es war nicht das erste Mal, dass ohne den Hintergrund zu kennen, einem der Aufstellungsort recht „beliebig“ erscheinen kann. Vor allem, wenn es sich um allegorische Figuren handelt, die eigentlich auf den (im 19. Jahrhundert für den Transport sehr wichtigen) Wasserstrom handelt! Auf einer sehr stark befahrenen Kreuzung kann man diese zwar als eine Metapher für diesen verwenden aber vielleicht sehe ich das zu kritisch in Bezug der Idee, die zugrunde lag! Das habe ich auch an mehreren Stellen gelesen, als ich mich darüber informiert habe.
Wer, wie ich in der Nähe eines Flusses wohnt, kann erahnen, welche Kräfte in einem solchen zu Tage kommen können. Es ist eine Naturgewalt, die sich sowohl von ihrer sanften aber auch der rauen Seite zeigen kann! Im Jahr 1895 im Rahmen der Ausschreibung für die Carolabrücke gab es Überlegungen, dass diese künstlerisch durch Skulpturen „aufgewertet“ werden soll. Diese beiden befanden sich direkt neben der Auffahrt zu dieser. Wenn man sich Fotos anschaut, die vor dem Angriff auf Dresden gemacht worden sind, wird man schnell feststellen, dass „etwas“ an den Proportionen nicht ganz stimmig ist! Das ist ein weiterer Nachteil, wenn ich ehrlich sein soll: als die beiden umgesetzt wurden, hat man auf ihre Sockel „verzichtet“! Dieses Detail macht einen Riesenunterschied, vor allem in der Fernwirkung, die einst bewusst angestrebt wurde.
Über den Bildhauer Friedrich Offermann (1859-1913) konnte ich nur sehr wenig in Erfahrung bringen. Am Anfang des 20. Jahrhundert sollen diese Darstellungen nicht die einzigen gewesen sein, die man im öffentlichen Raum von ihm finden konnte. Nur die Elbe in Ruhe und in Bewegung haben bis jetzt die Zeiten überdauert. Eine weitere befindet sich im Depot der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Eine weitere Skulptur ist auch im sächsischen Marienberg zu verorten. Das am Rande erwähnt.
Zu einer (extrem frühen) morgendlichen Stunde unterwegs gewesen war, musste ich einige Tricks anwenden, um die beiden Skulpturen im Bild festzuhalten. Sorry, besser habe ich sie nicht hingekriegt. Was mir aus der Nähe gar nicht gefallen hatte, dass sie mit Kritzeleien beschmiert wurden . Zudem aufgrund der Umwelteinflüsse ist der verwendete Stein (keine Angaben gefunden, um welchen es sich überhaupt handelt!) sehr stark nachgedunkelt. Wie ich bei einer bestimmten Führung mitbekommen habe, seitens des Denkmalschutzes wird eine mechanische Bearbeitung / Beseitigung solcher Spuren als „nicht mehr Zeitgemäß“ angesehen! Es gibt zwar einige Versuche die Patina möglichst schonend zu entfernen. Das ist aber gleichwohl umstritten… Was dennoch als sehr „auffällig“ auf mich gewirkt hatte, dass es einen großen Kontrast gibt an den Stellen, wo die einzelnen Blöcke zusammengefügt wurden. Diese sind um einiges heller, als der Rest. Das macht mich schon nachdenklich.
Wenden wir und den beiden gegenseitigen Formen des Wassers. Die ruhige Elbe wird als ein weibliches Wesen auf einem sog. „Hippokamp“. Es handelt sich um ein Fabelwesen das auch als ein Wasserpferd bezeichnet wird. Bei einem solchen gibt es die Erscheinung des besagten Tieres mit dem Unterschied, dass statt der Hinterhufe eine Art Schweif / Flosse vorzufinden ist. Die Elbe sitzt nackt auf seinem Rücken. Mit der einen Hand hält sie ein Füllhorn, der die guten Seiten des Flusses versinnbildlichen sollen. Aus diesem fallen Früchte in ihren Schoss. Die andere Hand ist zum Segensgestus erhoben. Der Unterschied zum Reittier fällt umso deutlicher, wenn man sich ihre Beine neben seinem schuppigen Schweif baumeln sieht. Unter dem Bauch des Wasserpferds sind Wasserwellen angedeutet. Was den Körper und das zuletzt erwähnte Detail ist das männliche Pendent schon vergleichbar. Wie meistens kommt es gleichwohl auf die Details an, die etwas anderes Ausdrücken wollen! Bleiben wir dennoch weiter bei der ruhenden Elbe.
Es ist eine liebliche Person, die milde nach unten schaut. Ihre Haare sind zu einem Knoten zusammengebunden. Ihr Haupt wird von einem kleinen Krönchen geziert. Auf der segnenden Hand liegt eine Art Schal, das in zahlreichen Falten zusammengelegt wurde. Auf einem Teil davon ruht sie auch selbst. Sie ist eine Nymphe, die den Menschen (im übertragenen Sinne) Reichtum bringen, der gleichwohl mit dem Wasser in Verbindung gesetzt wird.
Wie streng, ja bedrohlich wirkt der Flussgott: zornig und unstet ist sein Blick. In seinen Händen, weit über dem Kopf geschwungene Keule kündet nichts Gutes an! Auch sein Reittier zeugt von Aufruhr! Sein Kopf ist in die Höhe gerückt. Solchen Gestalten möchte man (selbst als Betrachter) lieber nicht begegnen! Auch, wenn bei dem Oberkörper einige Rippen angedeutet wurden, wirkt das gleichzeitig sehr muskulös auf mich. Dadurch, dass der Knüppel eine andere Farbe aufweist (grün) kann man vermuten, dass dieser Bereich aus Metall hergestellt sein kann. Durch seine kriegerische Geste wirkt er sehr furchteinflößend. Ein junger Mann mit hervorgeschobener Unterlippe, der keinen Wiederstand zu dulden scheint und sich mit Gewalt sein „Recht“ einfordert. Man könnte meinen, dass die Blessuren auf seinem Körper von einem solchen „Gefecht“ stammen könnten. Aus der Nähe betrachtet, wird man bemerken, dass ein Teil des Schweifs des Wasserpferdes fehlt.
An beiden Skulpturen, wenn man sich den Rest des Sockels anschaut, wird man feststellen, dass dort auf jeder Seite eine Kartusche eingelassen wurde. In diesen kann man eine Ente, Segelschiff, einen Fisch (sieht nach einem Hecht aus) und einen Otter (vielleicht aber auch Maus) erkennen kann. Es gibt weitere, auf die ich im Moment nicht komme. Die Elbe, wie jeder andere Fluss auch, kann sich von den beiden Seiten zeigen. Mir ist die liebliche viel angenehmer anzuschauen aber zum Leben an einem solchem gehören beide dazu. Zu finden sind die Skulpturen am hinteren Ende der Brühlschen Terrassen. Aus den erwähnten Gründen tue ich mich insgesamt dennoch ein wenig schwer damit. Nach sehr langem Überlegen finde ich bei der Elbe in Ruhe und Bewegung ein OK für angemessen. Das muss aber nicht jeder meiner Meinung sein.[verkleinern]