Schloss Bensberg - ein barocker Prunkbau entstanden unter der Ägide Johann Wilhelm II, dessen Gemahlin Anna Maria Luisa de' Medici aüßerst lobende Worte über die schöne Aussicht fand. Die Hügel der Umgebung erinnerten Sie an die toskanische Heimat. Vermutlich ist nie freundlicher über das Bergische Land gesprochen worden. Und da auch der Dichterfürst Goethe bereits am Orte logierte und ähnlichen Lobpreis anstimmte, möchte der profane Hotelgast allhier keineswegs beiseitestehen und ausrufen: ein... weiterlesen herrlisches Bild!
Das um die Jahrtausendwende eröffnete Grandhotel Schloss Bensberg gehört zur Kölner (!) Althoff Gruppe, die unter anderem auch das örtliche Dom Hotel, das St. James's in London und die Villa Belrose in St. Tropez verantwortet. Man befindet sich also in hocherlesener Gesellschaft, wozu nicht zuletzt auch die fabelhafte Kochkunst an den jeweiligen Lokalitäten beiträgt. Hier am Orte wäre dies Meister Joachim Wissler, dessen Vendôme zu den Top Ten des Planeten gerechnet wird, allerdings nicht im Rahmen dieser Bewertung aufgesucht wurde, denn: me no Rockefeller, after all.
Sehr freundlicher Empfang - die junge, eher zierliche Dame fragt den halbwegs stattlichen Autor sogar, ob sie beim Tragen des wenigen Tagesgepäcks behilflich sein darf, was natürlich nicht in Anspruch genommen wird. Der gemeinsame Weg zum Gästezimmer gestaltet sich als halbe Schlossführung. Lange Flure und recht viel Lauferei. Das ehrwürdige Gebäude war schließlich nicht als Grandhotel konzipiert. Die Fensterfronten des Verbindungsbaus gewähren großartige Ausblicke auf allerley kurcoellnische Panoramen. Das Mobiliar wirkt in diesem Bereich zugegebenermaßen arg museal und wenig einladend. Bildkunst aus der Hand eines Baselitz, Beuys oder Lüpertz sorgt jedoch im gesamten Hause für den eindeutig post-barocken Touch.
Wohlweislich wurde die Zimmerkategorie de Luxe gewählt, (das sind 12 der insgesamt 84 Gästezimmer) deren Fenster nach Westen weisen und die an Ausstattung und Wohnfläche nur noch von den 36 Suiten des Grandhotels übertroffen werden. Denn schließlich befindet man sich in Begleitung der besseren Hälfte und da ist Standard keine Option. Ein geräumiges Refugium auf hohem Niveau also, für das man auch mehr als die aufgerufenen 242 Euro an Logis verlangen könnte - und dies bei anderer Gelegenheit auch tut. Alle Zimmer sämtlicher Kategorien verfügen über kostenloses W-Lan, Klimaanlage und eine Minibar, die zwar ebenfalls kostenlos ist, dafür aber weder Stolichnaya noch Veuve Clicquot bereithält, sondern... siehe Bebilderung.
Die eigens mitgeführte Badekleidung unter den schicken Schlossbademänteln verborgen begibt man sich frohgemut in den Spa-, Plansch- und Wellnessbereich im Untergeschoss. Als Budget für Massagen und dergleichen sind mindestens 30 Euro (25min-Kopf- und Rückenmassage) bis hin zu überdeutlich dreistelligen Dauerapplikationen einzuplanen. Also besser einfach ab in den Pool, unter den Augen chilliger Liegestuhlbewohner. Das im Anschluss getestete römische Dampfbad ist auch bei mehrminütigem Aufenthalt zu ertragen. Die deutlich temperiertere finnische Sauna - auf die ich wohlweislich verzichtete, hat meiner heldenhaften Gattin jedoch einiges an Lebensenergie entzogen - zumindest für diesen Abend. So dass die eigentlich angedachte spätabendliche Verkostung kaledonischer Spirituosen in der lauschigen Kaminbar bleierner Müdigkeit zum Opfer fiel. (Wird - ungleich preisgünstiger - an der heimischen Wohnzimmervitrine nachgeholt)
Dann aber wenigstens auf zum vor-reservierten Abendmahl beim Haus-Italiener, der Trattoria Enoteca - um es vorwegzunehmen: das Highlight des Aufenthaltes.
Das Drei-Gänge-Menü Casalinga, plus leckerstem Brot mit Pesto, plus Gruß aus der Küche, plus hocherfreulicher Weinzufuhr, plus gut draufseiender junger (teilweise bildhübscher) Servicebrigade verlangt nach baldiger Wiederholung. Die Bezeichnung 'Fischsuppe' ist eigentlich beleidigend fürs wohlgeratene Entrée und der tagelang gegarte Rinderschaufelbug (welcher Körperteil soll das sein?) erweist sich als kulinarisches Erweckungserlebnis. Zum Abschluss dreierlei Edelkäse. Der Gorgonzola ist total verschimmelt! Aber das ist wohl Absicht und der sich um Weltmännischkeit bemühende 'Tischherr' lässt sich natürlich nichts anmerken. Danach reicht es bei der alkoholisch bereits absentirenden Gattin nur noch für einen kleinen gemeinsamen Rundgang.
Sehr ruhig und komfortabel geruht. Der anbrechende Morgen empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein. Zum Frühstück oder doch eher Brunch begibt man sich ins Restaurant Jan Wellem (Kurzform von Johann Wilhelm II, dem kurfürstlichen Auftraggeber all dieser Räumlichkeiten) Das hier Gebotene ist gediegen und wohlschmeckend, aber wenig spektakulär. In den 23 Euro pro Person ist wohl auch der Anblick der sehr prächtigen Räumlichkeit enthalten.
In Verbindung mit einigen anderen kleinen Schwächen - man könnte sich etwas moderneres Zimmermobiliar vorstellen und steht verblüfft vor diversen Aufpreislisten - führt dies zu einem Stern Abzug.
Allfällige Gesamt-Finanzregulierung und sodann Verabschiedung von einem Etablissement, das den Gast mit großer Freundlichkeit empfängt und umsorgt.
Auch das Automobil wird aus den Untiefen der Schlossgarage hervorgeholt und abfahrbereit direkt am Portal platziert. Letztere ist zweifellos ebenfalls marmorn - gülden - kristalllüstern ausgestaltet: denn für die standesgemäße Übernachtung der Lady Guinevere werden erneut 22 Euro fällig. Aber das reicht in Monaco erwiesenermaßen nur für 4 Stunden fürstlichen Parkierens, also Contenance bitte.
Ja. Und wenn bei alldem ab und an ein zufriedenes Lächeln auf dem lieblichen Antlitz der nicht gerade anspruchslosen Gattin erscheint, wird man doch ganz gewiss von einem gelungenen Event sprechen dürfen.
mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas[verkleinern]