Man kann nicht in Bochum studieren, arbeiten oder wohnen ohne früher oder später auf den Namen Kortum zu stoßen. Prof. Dr. Carl Arnold Kortum war schließlich einer der berühmtesten Bürger der Stadt.
In Gedenken an ihn finanzierte die Deutsche Bank (gut gemacht!) die Aufstellung eines Brunnens, der eine Szene aus seinem literarischen Hauptwerk darstellt. Da die Bewertung des Brunnens doch viele Informationen benötigt, werde ich im ersten Teil den Brunnen beschreiben und danach für... weiterlesen
Interessierte noch hoffentlich hilfreiche Informationen geben.
Der Brunnen:
Auf dem Husemannplatz in Bochum können wir den sogenannten Kortum Brunnen sehen, der eine wichtige Szene aus der 'Jobsiade' illustriert, einer von C.A. Kortum geschriebenen Dichtung.
Es handelt sich um ein Ensemble aus eigentlich drei Ebenen und 5 etwas überlebensgroßen Bronzefiguren. Die architektonische Grundform ist eine kreisrunde Bronzeplatte, die mittig geteilt wurde, nachdem man zentral eine wiederum kreisförmige Öffnung hineingeschnitten hatte. So haben wir jetzt zwei Halbkreise die jeweils von 4 Streben getragen werden, wobei die eine Platte bedeutend höher angebracht ist als die andere. In dem Bereich des mittleren Lochs fließt das Wasser nach unten und versickert in den dafür vorgesehenen Vorrichtungen im gepflasterten Boden.
Auf der oberen Ebene befinden sich drei große Figuren, Prüfer in einem Examen. Der mittlere aktive Prüfer reagiert auf durch Gesten dargestellte, überhebliche Art auf die Antworten eines Prüflings. Während er hocherhoben dasteht, sitzen links und rechts von ihm zwei weitere Mitglieder der Prüfungskommission, die ebenfalls übertrieben schockiert erscheinen, Die Füße haben sie auf die untere Ebene gestellt, auf der man auch den Grund für das Entsetzen sieht, eingraviert steht dort ein Zitat aus der Jobsiade:
"Über diese Antwort des Kandidaten Jobses
geschah allgemeines Schütteln des Kopfes."
Der Prüfling, Hieronimus Jobs steht außerhalb des Kreises den Prüfern frontal gegenüber, hat aber einen Fuß gehoben und wie sie auf die untere Ebene gestellt. Herrn Jobs finden wir aber noch einmal, und zwar wird außerhalb des Kreises, genau gegenüber dem jungen Jobs, der alte Jobs gezeigt, der als Nachtwächter mit Horn versucht, die obere Ebene und somit die gesamte Szenerie hinter sich her wegzuziehen.
Die Darstellung der Personen ist zwar recht realistisch, aber übertrieben grotesk, durch die verschiedenen Haltungen hat die Gruppe eine ungeheure Dynamik, aber man findet keine Figur, mit der man sich identifizieren möchte, da sie alle auf unterschiedliche Weise skurril und dumm erscheinen.
Der Bildhauer:
Karl Ulrich Nuss, 1943 in Stuttgart geboren, lebt heute in Weinstadt-Strümpelbach. Stationen auf seinem Lebensweg waren Schwäbisch-Gmünd, Nürnberg und Berlin. 1986 lieferte er den Entwurf für den Kortum Brunnen, die Bronzeteile wurden in der Gießerei Straßacker in Süßen gegossen.
Zu C.A. Kortum:
Professor Doktor Carl Arnold Kortum wurde 1745 in Mülheim an der Ruhr geboren, er besuchte (wie ich) ein Gymnasium in Dortmund, machte ein Medizinstudium in Duisburg und praktizierte ab 1766 als Arzt in Mülheim, um 1770 zog er dann nach Bochum. Neben seiner Arbeit als Arzt hatte er immer noch Zeit sich auf hohem Niveau mit Geographie und Geschichte zu beschäftigen, so fertigte er geographische Karten an und schrieb eine der ersten Stadtgeschichten Bochums.
Doch das war nicht alles, außerdem arbeitete er auch noch als Schriftsteller, sein bekanntestes Werk ist die sogenannte Jobsiade (vollständiger Titel: "Leben Meynungen und Thaten von Hieronymus Jobs dem Kandidaten, und wie er sich weiland viel Ruhm erwarb auch endlich als Nachtwächter zu Sulzburg starb"). Kortum selbst starb 1864 in Bochum.
Die Jobsiade:
Ich selbst habe die ab 1784 in drei Teilen veröffentlichte Jobsiade nur auszugsweise gelesen (Uni-Bibliothek), da ich schon meine Schwierigkeiten hatte mit den Knittelversen zurechtzukommen. Es handelt sich um sogenannte Schelmendichtung, die man vielleicht mit Till Eulenspiegel vergleichen könnte (von der Stimmung her).
Zur Handlung: Der in Sulzburg (später Schildburg) geborene Hieronimus Jobs ist eigentlich ein Versager auf ganzer Linie. Seine Mutter ist wegen einer Weissagung der festen Überzeugung, er werde einst ein großer Kirchenfürst, er aber nutzt seine Studienzeit lieber für Wein, Weib, Gesang und Spiel. So ist es auch kein Wunder, dass er bei der Theologieprüfung durchfällt. Die Frage, auf die bei dem Brunnen angespielt wurde, war nämlich, was denn nun ein Bischof ist, und er antwortete, es sei ein alkoholisches Getränk. Nach vielem hin und her heiratet er dann die Witwe eines Nachtwächters und übernimmt so dessen Amt. Viel später allerdings wendet sich doch noch alles zum Guten, und er wird Pfarrer.
Die Dichtung war auch im 19. Jahrhundert noch sehr beliebt, Wilhelm Busch zum Beispiel hat wunderschöne Illustrationen dazu angefertigt, durch die ich eigentlich erst auf die Jobsiade aufmerksam geworden bin. Auch von J.P. Hasenclever gibt es interessante Kupferstiche zum gleichen Thema, die Originalillustrationen von Kortum (Holzschnitte) finde ich weniger gelungen.
Auf jeden Fall lohnt es sich, den Brunnen anzusehen, wenn auch der Platz zu manchen Zeiten ziemlich überlaufen ist.[verkleinern]