1980 kaufte die Stadt Dortmund eine 3m hohe, vom Bildhauer Michael Schwarze geschaffene Skulptur an und ließ sie im Fredenbaumpark, in dem Teich am Naturkundemuseum aufstellen. Bei dem Werk handelt es sich um Schwarzes Interpretation des Ikarus. Die Rezeption eines Kunstwerks hat immer mit der Grundhaltung des Betrachters zu tun. So kann ich also nur für mich sprechen, ich mag Michael Schwarzes Arbeiten und finde sie keineswegs abstoßend, wie sie oft von Betrachtern bezeichnet... weiterlesen
werden.
»Dädalus und Ikarus«
Diese griechische Sage mag vielen bekannt sein, zeigt sie doch Parallelen zur germanischen Wieland-Sage auf. Wie Wieland der Schmied war Dädalus ein äußerst geschickter und ehrgeiziger Handwerker. Unter anderem schuf er die mechanische Kuh, die von der kretischen Königin genutzt wurde, um sich mit einem Stier vergnügen zu können (Ergebnis = Minotaurus). Ihr Ehemann könig Minos hielt Dädalus und seinen Sohn Ikarus als Gefangene. Um entkommen zu können, entwarf Dädalus Flügel, deren Federn mit Wachs befestigt waren. Bei der Flucht kam der unvorsichtige Ikarus der Sonne zu nahe, das Wachs schmolz, und Ikarus stürzte in den Tod.
»Die Skulptur und ihr Standort«
Der gewählte Standort der Skulptur ist sicher wirkungsvoll, für Fotografen aber voller Tücken. Zum einen ist der Teich, in dem sie steht von einem soliden Metallgitter eingefasst, zum anderen wird die Vegetation kaum gebändigt, man lässt also fast alles wachsen wie von der Natur vorgesehen.
Aus dem Teich erhebt sich ein pfeilerähnlicher Betonsockel, auf dem dann die große Bronzefigur ihren Platz gefunden hat. Für seine Interpretation des Themas hat Schwarze einen Moment zwischen Fliegen und Stürzen gewählt, die rechte Körperhälfte des jungen, nackten Ikarus mit leicht angewinkeltem Bein und wie ein Flügel erhobenem Arm ist von den Proportionen her realistisch dargestellt. Ganz anders die linke, viel zu lang und massig für den eigentlichen Körper lastet das gestreckte Bein auf dem Betonsockel, während der ebenfalls monströse Arm durch wie Felsbrocken wirkende Auswüchse nach unten gedrückt wird. Auch der 'Flügel' am rechtem Arm wirkt schon eher wie ein Stein.
Für mich eine interessante Arbeit, die gerade in dieser Umgebung recht beeindruckend ist.
»Der Künstler«
Michael Schwarze ist mir ein Begriff, weil er zweimal Ausschreibungen für öffentliche Projekte in Dortmund gewonnen hat, das waren die gerade besprochene Skulptur und dann 1980 die Skulpturengruppe 'Lebensrhythmus' mit Brunnen.
Geboren wurde er 1939 in Krefeld, wo er nach seinem Abitur Architektur studierte. Dann wechselte er nach Berlin, wo er bei Karl Hartung an der Hochschule für Bildende Künste studierte. Heute arbeitet er als freier Künstler in Bahlingen.
https://de.artprice.com/artist/7261/michael-schwarze[verkleinern]