Wie man schon an den 5 Sternen sehen kann, stehe ich voll und ganz hinter Schalottes Bewertung dieses Brunnens.
Jedes Mal, wenn ich in Duisburg an dem Brunnen vorbeikam, regnete es, oder das Wasser im Brunnen war abgelassen, oder die Brunnenskulptur war nicht in Bewegung. Dieses Mal war alles ganz anders, ein wunderbarer Tag mit strahlender Sonne bot den richtigen Hintergrund für den Lebensretter. Das Wasser im Brunnen war klar und in Bewegung, Auf dem Brunnenrand saßen Leute, aßen, tranken... weiterlesen
oder unterhielten sich einfach - Urlaubsstimmung. Dazu war gleich im Anschluss noch der Markt auf der Königstraße aufgebaut.
Zum ersten Mal erlebte ich die Brunnenfigur in Bewegung und sah, dass aus den Flügelrändern Wasserstrahlen sprühten, die die Flügel optisch verlängerten und zusätzlich Bewegung in das Ganze brachten. Relativ langsam drehte sich die Figur um ihre Achse.
Der Unterbau, von Jean Tinguely geschaffen, erinnert an seine bekannten, verspielten Fantasiemaschinen, die aus unterschiedlichen Elementen zusammengesetzt sind. (2 tolle Beispiele gibt es im Lehmbruck Museum.) Die Figur selbst stellt einen riesigen Vogel mit ausgebreiteten Schwingen dar, der sich mit seinen Krallen an der Unterlage festklammert. Auch zum ersten Mal konnte ich die Frau, die er gerettet hat, genau sehen. Sie hat sich an seine Brust geschmiegt, die Beine sind um die Taille (Taille bei einem Vogel?) geschlungen, und mit ihren Armen hält sie seine Schultern. Die hellen Arme und Beine der Frau sind, da sie einfarbig sind, recht auffällig. Anatomisch richtig ist das Alles nicht, die Gliedmaßen müssten aus Gummi bestehen, so wie sie verbogen sind, und der Kopf der Frau ist viel zu klein. Das stört aber den Eindruck des Geschütztwerdens überhaupt nicht. Fast alle Teile der großen Figur sind mit in poppigen Farben gestalteten dekorativen Mustern versehen, die willkürlich verteilt zu sein scheinen und keinem Symmetrieprinzip folgen. Das kennt man aber auch von Niki de Saint Phalles großen und kleinen Frauenfiguren, den Nanas.
Dass viele Bürger der Stadt anfangs von diesem Farbenrausch nicht gerade begeistert waren, kann man im Nachhinein verstehen, denn er wirkt wie ein Fremdkörper hier. Wie man lesen und hören konnte, waren viele Duisburger aber unzufrieden als 2009 die Figur abgebaut werden musste, weil viele Lötstellen nicht fachgerecht ausgeführt worden waren und die riesige Figur zu kippen drohte. Seit 2010 steht sie aber, gut restauriert, wieder an ihrem Platz und scheint sicheren Stand zu haben.
Zu der Zeit, als die Künstler Niki de Saint Phalle und Yves Tinguely Lebensabschnittspartner waren haben sie in vielen Großstädten der Welt gemeinsame Projekte durchgeführt, die alle etwas Märchenhaftes haben und gute Laune verbreiten. Duisburg kann mit seinem Brunnen wirklich punkten.[verkleinern]