20.10.2015
Schloss Buchenau ist heute ein Tagungs- und Veranstaltungsort. Es bietet 125 Betten und zahlreiche Gruppenräume.
http://www.schloss-buchenau.de/
Als solches vermag ich das Gebäudeensemble nicht zu beurteilen.
Interessant ist es für mich aber als historische Stätte.
Der Begriff Schloss Buchenau ist aber streng genommen sprachlich ungenau, denn das bauliche Ensemble oberhalb der Ortsdurchfahrt besteht aus drei Schlössern und der sog. Oberburg.
Das Barockschloss oder... weiterlesen Schenckschloss ist besagter Ort für Tagungen, Seminare etc..
Man unterscheidet hiervon das Seckenberg - Schloss nebst dem Spiegelschloss und die Oberburg. Letztere wird ebenfalls noch genutzt.
Spiegelschloss und Seckenbergschloss sind heute leider nicht mehr bewohnt. Es gibt nur noch entfernte Verwandte bzw. Erben. Das Gelände ist nicht zugänglich und man gewinnt den Eindruck, dass das einst stattliche Anwesen zunehmend verfällt, auch wenn man dann und wann Sicherungsmaßnahmen bemerkt.
Dabei ist es mein Lieblingsensemble, da es so erhaben und mächtig über dem Eitratal thront. Aber die leeren Fenster haben auch etwas Gespenstisches, Verwunschenes.
Interessant ist die Geschichte der drei Schlösser nebst Oberburg, denn die "von Buchenau" gehören zum Hessischen Uradel.
Bereits in einer Urkunde König Ottos aus dem Jahre 948 findet "Buochon" Erwähnung. Abgeleitet ist der Name von den seinerzeit üppigen Buchenwäldern der Gegend, die herkömmlich als "Buchonia" bezeichnet wurde. In der erwähnten Urkunde wurden dem Kloster Hersfeld Besitzungen zugeteilt.
Das Adelsgeschlecht derer von Buchenau findet ab 1217 in Urkunden in Hessen, Thüringen und Franken Erwähnung. Ihren Sitz als Hessischer Uradel hatten sie indessen im hessischen Buchenau, welches zum Landkreis Fulda gehört und in dessen nördlichsten Zipfel nur wenige Kilometer von Bad Hersfeld entfernt liegt
Wie die Anzahl der Schlösser vermuten lässt, gab es einen großen Klan mit mehreren Zweigen. Es handelte sich um ein bedeutsames und überaus einflussreiches Adelsgeschlecht. Herrmann II. von Buchenau war im 15. Jahrhundert Fürstabt von Fulda und damit zugleich Erzkanzler des Kaisers und Primas der Äbte Galliens und Germaniens.
Zuvor stellte das Adelsgeschlecht im 14. und 15. Jahrhundert zwei Äbte des Klosters Bad Hersfeld.
In der Vitalisnacht kämpfte (der jedoch nicht dem Sternerbund angehörende)
Eberhard von Buchenau am 28. April 1378 auf seiten des Klosters Hersfeld. Er war ein gefürchteter Kriegsherr, der später auch in den Diensten des Landgrafen von Hessen stand. Selbst gegen die Henneberger in Schmalkalden stand er dem Bischoff Gerhard von Würzburg zur Seite.
Die Zahl der mächtigen und gefürchteten Buchenauer, die den benachbarten von Haune in kaum etwas an Grausamkeit nachgestanden haben dürften, ließe sich noch unendlich fortführen. Raub, Plünderung und Brandschatzung sollen bei den Buchaenauern das tägliche Brot gewesen sein. Es ist bekannt, dass die Buchenauer allein im Jahre 1468 insgesamt 14 Fehdebriefe erhielten und die Burg belagert wurde.
Aus meiner Kindheit kenne ich noch ein in meiner Heimat gängiges Sprichwort: "Gott bewahre mich und meine Frau vor Eitra, Bodes, Buchenau".
Erwähnenswert ist noch, dass die Ritterschaft von Buchenau im Jahre 1656 ihre Unabhängigkeit von der Lehensschaft des Fürstabt zu Fulda erlangte und ab da unmittelbar dem Kaiser unterstellt war.
Es mussten aber immer mehr Güter veräußert werden und nach der Säkularisation verlor die Ritterschaft Anfang des 19. Jahrhunderts ihre Selbständigkeit und Reichsunmittelbarkeit.
Nun aber zurück zu den Schlössern bzw. die Oberburg.
Erbauer der Stammburg - einem Vorgängerbau der heutigen Gebäude war der oben genannte Eberhard von Buchenau. Dieser errichtete übrigens auch die erste rein protestantische Kirche Nordhessens in Buchenau.
Aufgrund von Erbstreitigkeiten und Heiraten der weiblichen Erbfolgerinnen mit denen von Schenk zu Schweinsberg und von Spiegel , von Warnsdorf und von Seckendorf - Gutend entstanden mehrere Zweige. Diese Namen erklären auch zugleich die Bezeichnungen der Schlösser.
Im einzelnen ist die Familiengeschichte sowie die Erbfolge sehr komplex, so dass eine nähere Darstellung den Rahmen sprengen würde.
Das Renaissance - oder Schenk- Schloss wurde um 1611 - 1618 errichtet. Es ist das prächtigste Gebäude der Anlage.
Die Schencks zu Schweinsberg lebten dort bis 1912. Es wurde bis
1984 als eine Herrmann - Lietz - Schule genutzt.
Das Seckendorff - Schloss wurde bis 2007 von dieser Linie des Adelsgeschlechts bewohnt und verfällt seitdem zusehends.
Das Spiegel- Schloss liegt eher im Schatten des östlich gelegenen Seckendorff - Schloss. Beide sind Fachwerkbauten aus etwa dem 17. Jahrhundert mit massiv aus Sandstein gemauerten Wohntürmen. Beide sind als Vorburg einTeil der Stammburg und gehören damit zum ältesten Teil der Burg, wenngleich diese in den vergangenen Jahrhunderten Veränderungen erfahren hat.
Das Ensemble aus Spiegel - und Seckendorfschloss ist umgeben von einem Wallgraben und konnte ursprünglich nur nach Süden hin übere eine Zugbrücke zum Bergsporn hin betreten werden. Überreste der Toranlage mit Schießscharten sind heute noch zu erkennen.
Die alte Burg wurde nie erobert, aber man hat in dem Wallgraben viele menschliche Knochen gefunden, die von offenbar von Kriegern stammen.
Leider kann man das Anwesen weder betreten, noch besichtigen.
Die vom Tal aus gesehen dahinter gelegene Oberburg aus dem Jahre 1550 besteht aus dem Generalsturm und dem später errichteten Försterhaus mit den dazu gehörenden Wallanlagen.
Man geht davon aus, dass hier sich hier einst die älteste Befestigungsanlage in Buchenau befand.
Besonders sehenswert sind die Eingangspfosten mit den Fratzensteinen.
Ich fahre mit Besuchern immer sehr gerne nach Buchenau, um ihnen dieses Schlösser- und Burgenensemble zu zeigen und sie zu dem verfallenen Bergwerk aus dem letzten Jahrhundert auf der anderen Seite des Eitratales zu führen.[verkleinern]