Erst als sie da war, hat man gemerkt, was in Freiburg die ganze Zeit gefehlt hat.
Die Markthalle.
Im absoluten Herzen Freiburgs gelegen, hat sie sich mit ihrer Eröffnung vor nun 27 Jahren zu einem Publikumsmagnet der besonderen Art entwickelt. Vergleichbare Einrichtungen gab es seinerzeit in ganz Deutschland nur wenige. Das Konzept, an einem zentralen überdachten Ort eine Vielzahl kleiner Spezialitätenküchen anzubieten hat gezündet und lockt bis heute täglich genußbereite Massen an.
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zurück zu den Ursprüngen:
Die Freiburger Zeitung hatte ihr Druck- und Verlagshaus im historischen Stadtzentrum, direkt an der Kaiser-Josef-Str. am Martinstor gelegen. Mit Übernahme der Zeitung in die Badische Zeitung und der Durchsetzung des Computersatzes in der Drucktechnologie war das Ende der gewaltigen Druckmaschinen des Verlages Poppen & Ortmann gekommen. Die Lage war für eine Druckerei natürlich inzwischen auch ungünstig, Anfahrtswege durch eine Fußgängerzone sind auf Dauer doch sehr beschwerlich.
So entstand eine großstadttypische Industriebrache mitten im Stadtzentrum. Die Tauben schissen die Oberlichter aus der Jahrhundertwende zu, die Scheiben wurden eingeworfen, die denkmalgeschützten Eingänge mit anarchischen Politplakaten zugeklebt. Fleet Street im Kleinen.
Diese Entwicklung beobachtete auch ein kleiner Cafébetreiber am Martinstor. Holger Westpfahl störte nicht nur die Verslumung seiner Nachbarschaft, er sah auch die Möglichkeiten der völlig verbauten Immobilie, die keiner wollte. Zusammen mit einem befreundeten Architekten hob er das Projekt Markthalle aus der Taufe. Schon zuvor hatte er die kleine Stichstraße zur Druckerei zum "Freßgässle" umfunktioniert, jeden Samstag boten hier verschiedene fliegende Händler ihre kleinen Speisen wie Schupfnudeln, Flammkuchen, selbstgebackenes Brot, Antipasti, Ökowein uvm an.
In der Markthalle sollte dies unter dem historischen Dach der Druckerei in größerem Stil erfolgen. Der Umbau mußte geplant und genehmigt, Geldgeber gefunden und Standbetreiber überzeugt werden. Im Sommer 1985 eröffnete die Markthalle ihre Pforten und ist seitdem jeden Tag bis an die Auslastungsgrenze gut besucht. Insgesamt 20 Anbieter verschiedenster Richtungen offerieren heute ihr kulinarisches Angebot im ehemaligen Druckhaus. Von badisch bis japanisch, von brasilianisch bis indisch bleibt nahezu kein kulinarischer Wunsch offen. Mit dabei von der ersten Stunde ist die Forellenzucht Sigg und der Biowinzer Burkhart.
Der stattfindende Wechsel der Betreiber ist Marktwirtschaft pur. Was beim verzehrenden Kunden nicht ankommt, wird wegdarwinisiert, der nächste Betreiber steht schon in den Startlöchern. Dabei wird Wert darauf gelegt, dass keine Ketten mit ihrem Franchise-Konzept Eingang in die Markthalle finden. Jeder Stand ist individuell eingerichtet und betrieben.
Sowohl Freiburger wie Touristen nehmen das Angebot nun seit Jahrzehnten dankbar an, die Markthalle ist aus Freiburgs Innenstadt nicht wegzudenken.[verkleinern]