Heute möchte ich (endlich) über die verbleibende Skulptur des Graf Adolf III. Schauenburg (und Holstein) auf der Trostbrücke berichten. Es ist der letzte "Puzzelteil", der an der Stelle fehlt. der Vollständigkeitshalber dazu gehört. Das kann man auch schon anhand der Gestaltung erkennen, die man auf meinen Fotos erkennen kann.
Wie bereits erwähnt befinden sich sowohl der gerade erwähte Graf, als auch der Heilige Ansgar auf der Trostbrücke, über die beiden ich bereits eine ausführliche... weiterlesen
Darstellung abgegeben habe. Bei Interesse kann man dort nachlesen, sodass ich mich auf diese Skulptur konzentrieren möchte.
Zu Lebzeiten der beiden Dargestellten war es nicht üblich sich portraitieren zu lassen, sodass diese nur der Phantasie des Kölner Bildhauers Engelbert Peiffer (* 14. Mai 1830 in Köln - 18. Oktober 1896 in Hamburg) entstammen. Geschaffen wurden sie 1882, als die Stadt nach dem großen Brand von 1842 hier gewütet hatte.
Die Darstellung entspricht den neogotischen Zeitgeschmack, sodass es an Dekorationen nicht gespart wurde, wie man es sehen kann. In wie weit das verwendete Gold echt ist, das sei dahin gestellt, doch es hat was, auch wenn es ein wenig kitschig wirkt.
Bereits, wenn man sich der Skulptur nähert, wird man die Daten 1164-1203 erkennen. Es sind nicht nicht die Lebensdaten von Adolf, wie ich vermutet habe, sondern die seiner Regentschaft über Schleswig, bevor er das Gebiet in Holstein an den Dänenkönig abtreten musste! Doch da greife ich bereits zu weit vor.
Ein Leben eines Adelssprosses im Mittelalter wird von den Ereignissen bestimmt, für die häufig ausschließlich das was man "Schicksal" nennt. Bei dem Grafen traf es schneller ein, noch bevor er mündig geworden ist! Das ist darauf zurückzuführen, dass Adolf bereits mit 4 Jahren seinen Vater verloren hatte. Seine (nicht näher benannte) Mutter übernahm bis zu Volljährigkeit die Regentschaft für ihn.
Als Erwachsener nahm der Graf, an der Seite des Kaisers Friedrich I. an einem Kreuzzug teil. Da sein Verbündeter Heinrich der Löwe der Herzog von Sachsen und Bayern in Ungnade fiel, war damit auch die "Freundschaft" vorbei. Stattdessen haben seine Gegner dafür die Abwesenheit ausgenutzt, um bestimmte Gebiete für sich zu beanspruchen. Das ist der Punkt, den ich bereits erwähnt habe.
Vieles in der Geschichte basiert, da es kaum Belege gibt, auf Vermutungen oder dem, was als "allgemeingültig" / Verbürgt erscheint. In Bezug auf diese Ecke der Stadt betrifft, gilt es ebenfalls, dass die sog. "Neustadt" eben auf den Grafen Adolf III. von Schauenburg zurückverfolgbar ist. Das gleiche gilt für die erste Kapelle, die den Namen des Hl. Nicolai getragen hatte, weil es einigen Angaben zufolge das Grundstück dafür zur Verfügung gestellt hatte. Alles andere an der passenden Stelle.
Bei der Darstellung auf der Trostbrücke sieht man einen bärtigen Mann, der eine Urkunde in der Hand hält (als [indirekter] Begründer der Stadt) und sich mit der anderen an das Schwert stützt. Bei der Betrachtung kam es mir so vor, als ob der Mantel vom starken Wind in Bewegung geraten würde. Es ist ein Spiel, der durch die Lage nur zum Teil vollständig bewerkstelligt werden kann, doch es hat was.
Die recht kurze Tonika ist, wie der Mantel darüber rund herum an den Enden verziert worden. Hinzu kommen aber auch die Ärmel, sowie die Säume. Um der Figur eine imposantere Erscheinung zu geben, wurde der rechte Fuss auf einer Art Mauer gelegt. Ob die Mine als grimmig oder ernst bewertet werden soll, vermag ich nicht zu sagen, doch bei einer so hoch gestellten Person gehört es irgendwie dazu!
Da mir das ganze wie auch die bereits beschriebene Skulptur des HL. Ansgar gefällt, gebe ich auch an der Stelle 4 Sterne, die mir angemessen erscheinen. Wenn man zu der Ruine der Nicolaikirche kommen sollte, kann man es nicht verfehlen![verkleinern]