Im Zuge der hamburger "Langen Nacht der Museen" war ich gestern mit Kollege Schwerie unterwegs, um mal etwas für die Kultur zu tun.
Zuerst ging es in das mineralogische Museum der Universität Hamburg, in das ich seit Jahren schon gehen wollte, die vollkommen obskuren Öffnungszeiten hatten das aber immer verhindert. Mehr zu dem Museum dann, wenn es hier auf dem Portal freigeschaltet ist. Schwerie hat das Museum gestern angelegt - ergo kann ab Mitte Juni mit Fotos und Berichten gerechnet... weiterlesen
werden. (Hach, ich liebe Sarkasmus...)
Nach unserem äußerst interessanten Besuch im mineralogischen Museum ging es weiter ins zoologische Museum, ebenfalls der Universität Hamburg zugehörig und praktischerweise nur ein paarhundert Meter entfernt gelegen.
Einen kleinen Abstecher gab es noch in die Welt des Geocachings, denn an der Ecke Grindelallee/Rentzelstraße war ein Cache versteckt und den galt es zu finden. Für mich total interessant, für Schwerie als alten Hasen vermutlich business as usual. Dank Schweries Kennerblick war auch recht fix klar, wo das Objekt der Begierde versteckt ist - was ich natürlich hier nicht verraten werde! - und mir wurde die Ehre zuteil, das kleine Döschen aus seinem Versteck zu holen und dort später, nachdem Schwerie sich (oder uns beide? Ich weiß es gar nicht genau) auf der "Finder-Liste" eingetragen hatte, dort auch wieder zu verstauen. Ohne jetzt zu weit ausholen zu wollen: Ich bin vom Geocaching schon ganz gut angefixt! Ich find das echt spannend, wer weiß, was in meiner direkten Nachbarschaft, von der ich mir einbilde, dass ich sie wie meine Westentasche kenne, so alles versteckt ist? Der Entdeckergeist ist geweckt!
Nun aber zum Wesentlichen.
Das zoologische Museum der Universität Hamburg liegt relativ gut versteckt in einer Seitenstraße der Grindelallee. Als ich vor Jahren zum ersten Mal dort war, habe ich lässig 20 Minuten danach gesucht. Dieses Mal ging es schneller.
Es begann grad zu regnen, als wir die letzten Meter machten und Schweries Rad fachgerecht parkten und wir waren keine Minute zu spät im Museum. Die Leute, die zwei, drei Minuten nach uns herein kamen, waren schon ordentlich nass.
Das zoologische Museum ist seltenst gut besucht. Ich war zwei Mal an "normalen" Tagen dort und außer mir waren maximal fünfzehn weitere Besucher vor Ort. Obwohl der Besuch kostenlos ist und im Gegensatz zum mineralogischen Museum auch die Öffnungszeiten vollkommen normal sind.
Direkt im Eingangsbereich wird imposant aufgeboten. Da hockt Walross Antje, bekannt aus Hagenbeck und NDR, auf einem künstlichen Felsen, fünf Meter weiter pirscht sich ein felltechnisch leider schon etwas erblasster Tiger an einen heran, während nebenan zwei riesige, auf den Hinterbeinen stehende Braunbären jeglichen Gedanken an niedliche kleine Teddybären vehement verdrängen.
Dazu noch gibt es eine absolute Rarität zu sehen, nämlich den Doppel-Stoßzahn eines Narwals. Das Tier sieht mit nur einem Stoßzahn schon spektakulärst aus, so eine doppelte Variante ist wohl eine absolute Ausnahme und extrem selten. Leider haben weder Schwerie noch ich im Eifer des Gefechts ein Foto davon geschossen. Gut, mag auch nur für Biologie-/Zoologie-Freaks wie mich interessant sein...aber ich liefer das mal nach.
Es ging dann weiter vorbei an ausgestopften Affen (darunter die Orang-Utan-Dame "Leila", die 2009 (glaube ich) im Tierpark Hagenbeck versuchte, ein von einem Vollidioten in den Gehegegraben geworfenes Brötchen heraus zu fischen, dabei aber ins Wasser stürzte und ertrank, da Menschenaffen nicht schwimmen können. Eine traurige Geschichte!), ausgestopften Kleinkatzen, Nagetieren usw.
Einige Exoten sind da auch dabei, die ich "live" noch nie gesehen habe - und ich habe schon eine Menge Viehzeug "live" gesehen, da ich begeisterter Zoo-Gänger bin. Im Museum kann man sich zB ein Schuppentier (siehe Fotos) näher anschauen, das halten sie in Leipzig, in den Zoo habe ich es leider noch nicht geschafft. Es gibt auch Kiwis (den Vogel, nicht die Frucht), Gleitbeutler, ein Erdferkel (siehe Fotos), die Viecher sind "in echt" sehr interessant, wenn man sich ein wenig Zeit zum Beobachten nimmt. Viele coole Tierchen, die mir allesamt lebend lieber gewesen wären...aber gut.
In der Abteilung, in der einige Wal-Skelette (Modelle nehme ich an) ausgestellt sind, blieben wir einen Moment hängen...wie Schwerie schon sagte: Man kann sich gar nicht vorstellen, wie groß die Viecher wirklich sind! Bis man es vor Augen geführt bekommt. Wir waren beide ziemlich beeindruckt. An der Wand hängt ein Modell eines menschlichen Skelettes - das ist aber knapp grad mal so groß, wie die Brustflosse eines Finnwals. Und der ist nichtmal der größte aller Wale! Das war schon echt beeindruckend! (Ich kann grad nicht nachschauen, aber ich meine, "Klassensprecher" hat diesen Größenvergleich fotografiert und hochgeladen.)
Wir liefen weiter und landeten dann in der Abteilung, in der viele viele Vogelarten ausgestellt waren. Und zwar in Deutschland heimische, einen Kolibri oder einen Kakadu findet man im Museum nicht. Was Piepmätze angeht - nur einheimische Arten. Ich finde das sehr cool! Man glaubt ja nicht, was für wunderschöne Vögel es in unserem Land gibt, von so Kandidaten wie dem Eisvogel, den wohl jeder kennt, mal abgesehen. Ich weiß noch, ich war beim letzten Mal schon baff, als ich durch die Vogel-Ausstellung lief, dieses Mal war es nicht anders. Noch dazu fand ich einen gefiederten Gesellen, den ich vor nicht allzu langer Zeit ein paar Meter entfernt von meiner Haustür, also relativ zentral in einer Großstadt, gesehen hatte, als er kopfunter einen Baumstamm hinab flitzte. Passenderweise heißt das Tierchen dann auch "Baumläufer" und inmitten einer Millionenstadt hätte ich den nun echt nicht erwartet. Tolle Sache!
Schwerie und ich unterhielten uns angeregt über die Exponate, da trat eine Dame an uns heran. Ob wir nicht vielleicht leiser sprechen könnten, hinter uns gäbe es eine Führung und der Leitende habe wohl eine sehr leise Stimme. Ohne mich jetzt echauffieren zu wollen, dazu ist das Ereignis viel zu lapidar...aber liebe Leute vom Zoologiischen Museum Hamburg, dann besorgt dem Mann doch ein Umhänge-Mikro. Oder lasst einen anderen kompetenten Menschen die Führungen machen, der über ein Organ verfügt, das sich durchsetzt und nicht von in normalem Tonfall geführten Unterhaltungen in sieben Metern Entfernung übertönt wird (wir hatten ja schon extra ein paar Meter zwischen uns und die Gruppe gebracht). Fand ich ehrlich gesagt ein bisschen doof, denn wir haben dann den Rest der ansehnlichen Ausstellung von Vogel-Präparaten recht schnell hinter uns gelassen und auch die das Thema betreffende Unterhaltung eingestellt. Das schreit nach einem weiteren Besuch...
Nach einer Pause auf einer mäßig bequemen Sitzbank ging es dann zum Abschluß in die Welt der Insekten und Spinnentiere.
Schon vorher gab es ein schlecht konstruiertes Terrarium mit Stabschrecken und Wandelnden Blättern, leider setzte sich Kondenswasser an den Wänden ab und eines der imposanten Insekten lag rücklings auf dem Boden und streckte alle Sechse gen Himmel...schade. Das kann man definitiv besser machen. Ich habe selber mal Stab-und Gespenstschrecken gehalten und gezüchtet und so schwer ist das nicht. Da hätte ich mir mehr erwartet...ein offensichtlich totes Tier in einem Ausstellungsbecken...neeh, sorry, das passt nicht. Die lebenden Tiere in dem Terrarium waren aber auf jeden Fall beeindruckend. Sucht mal auf Schweries Foto nach dem Wandelden Blatt! Oder googlet das Viech zumindest mal (danach werdet ihr es vermutlich auf dem Foto finden...)! Die Tiere sind SO cool!!
Zum Abschluß unseres Rundgangs landeten wir in einem kleinen Raum, in dem einige lebende Sechs- oder Achtbeiner gezeigt wurden. Ich bekam spontan eine Gänsehaut, mit Spinnen kann ich absolut nicht...ich nähere mich zwar an und solang die vielzuvielbeinigen Dinger hinter Glas sind, dann geht das auch noch...aber da saß in einem kleinen Terrarium eine Vogelspinne, die lässig so groß wie meine Hand war. Da hatte ich dann bereits genug gesehen. Ich habe den Tisch, auf dem all das Zeug ausgestellt war, noch tapfer umkreist und habe ein bisschen geguckt - zum Glück gab es auch netteres Getier, einem kleinen Mädchen wurde ein Salamander auf die Hand gesetzt...sie schaute in etwa so entsetzt wie ich beim Anblick der handtellergroßen Spinne...
...ich denke, Schwerie und ich waren knappe 90 Minuten im Museum. Wir kannten es aber auch beide schon. Wenn man zum ersten Mal dort ist und wirklich alles ausführlich begutachtet, dann kann man sicher 2,5 Stunden hier verbringen.
Man darf jetzt aber nicht den Fehler machen und das hamburger zoologische Museum mit den renomierten aus anderen Städten gleichsetzen. Mit dem Museum König in Bonn oder gar mit dem Naturhistorischen Museum in Berlin. Beide spielen in einer anderen Liga. Berlin mit seinen Dinosauriern und so ist Champions League, das Museum König in Bonn ist erste Liga, das zoologische Museum der Uni Hamburg ist zweite Liga, da allerdings definitiv in der Spitzengruppe. Keine Frage.
Auf jeden Fall sehens-und-empfehlenswert, kostenfrei, ein wenig versteckt, aber wenn ich mit meiner Orientierungslosigkeit es gefunden habe, dann werden andere das auch schaffen...
Der gestrige war nicht mein letzter Besuch![verkleinern]