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Neueste Bewertungen für Ihlow b. Jüterbog

  1. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    Als ich auf der Fahrt Richtung Rinow am Ortsausgang von Mehlsdorf im Fläming (65 km südlich von Berlin) in einem Wäldchen das steinerne Denkmal sah, dachte ich zunächst ans örtliche Kriegerdenkmal. Aber bei näherem Hinsehen entpuppte sich die Anlage als Grabhügel mit Grabmal.

    Bis 1945 war das 1376 erstmals urkundlich erwähnte Dorf ein Gut im Besitz der Familie Kleist vom Loss, zumindest Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts.
    Die Grafen Kleist vom Loss (auch vom bzw. von Loss bzw. Loß geschrieben), waren eine Linie der hinterpommerschen Adelsfamilie v. Kleist, die zahlreiche bekannte Namensvertreter hervorbrachte.

    Anfang des 20. Jahrhundert war Wilhelm Graf Kleist vom Loss der Herr auf Gut Mehlsdorf. Der 1862 geborene Graf starb früh im 45. Lebensjahr.
    Seine damals erst 29jährige Ehefrau Erika Pockrandt (1878-1920) ließ ihn am Rand des heute nicht mehr existierenden Gutsparks in einem künstlichen Grabhügel beisetzen.

    Auf dem Hügel ließ sie das Grabmal errichten. Es besteht aus der heute mittig zerbrochenen Grabplatte mit der Inschrift:
    „Hier ruht Wilhelm Graf von Kleist
    Geb. am 2. September 18…
    Gest. am 5. Februar 1907
    Ps. 126“
    Die Jahreszahl des Geburtstages ist durch den Bruch der Grabplatte unlesbar.

    Das Grabdenkmal besteht aus einer von einer viereckigen Säule geteilten steinernen Blumenbank. Die Säule trägt die Inschrift:
    „Dem Andenken meines lieben Mannes - Per Aspera et Astra“ (lateinischer Sinnspruch von Seneca: "Durch Mühsal gelangt man zu den Sternen") und wird von einer steinernen Urne bekrönt.

    Heute ist das Grab des Wilhelm v. Kleist die letzte Erinnerung an die gutsherrschaftliche Zeit von Mehlsdorf, denn das Herrenhaus wurde nach 1945 abgerissen und der Gutsbezirk später zumeist mit Wohnhäusern bebaut.

    geschrieben für:

    Friedhof in Mehlsdorf Gemeinde Ihlow bei Jüterbog

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    Ausgeblendete 24 Kommentare anzeigen
    grubmard Das mit google bezog sich auf Schroeders Fremdwort.

    Die kurze Lebenszeit der beiden hat aber für einen Sohn, Dennis Graf Kleist vom Loss (*1904) gereicht.
    Mit dem scheint die Linie auch erloschen zu sein.

    Ansonsten ist die Datenlage sehr, sehr dünn.
    bearbeitet
    spreesurfer Das Grab vom Schiftsteller Heinrich von Kleist ist bei uns in Berlin am Kleinen Wannsee.
    Puppenmama Danke für Deinen wiederum klasse und interessanten Bericht.
    Herzlichen Glückwunsch zum grünen Daumen.
    kisto Wirklich interessant! :) Ich gratuliere auch zum grünen Daumen
    LUT Ich bin erstaunt, dass es 1904 den Namen "Dennis" schon gab.
    Glückwunsch zur Begrünung, lieber grubmard.
    LUT "der dem Dionysos geweihte" - und daraus ist Dennis geworden??
    Und was ist mit Kevin?
    Sir Thomas tu trouvailles, Schroeder? Bon, in meinem Bekanntenkreis gibt es tatsächlich mehrere Diagnose-Kevins ;-)
    Sedina Glückwunsch zur Entdeckung, zum Grünen Daumen und zum Kommentarstrang. Einen Kevin haben wir nicht in unserer Nachkommenschaft, Dennis könnte eher passen, fehlt aber auch noch ;-)))

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    1.
  2. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    Bei meinen Fahrten durchs Land habe ich ja schon so einiges an Gedenksteinen entdeckt und z.T. bei Golocal auch beschrieben. Meist wird an Ereignisse oder Personen erinnert. Ein Gedenkstein für einen erlegten Wolf war mir bis jetzt aber noch nicht untergekommen. Und doch gibt es sie!

    Einen solchen „Wolfsstein“ findet man am Feldrand der Landstraße zwischen Mehlsdorf und Rinow im Fläming, ca. 65 km südlich von Berlin.
    Der Findlingsstein neben einem kleinen Rastplatz für müde Wanderer, Radfahrer und Autofahrer erinnert laut Inschrift an ein denkwürdiges Ereignis:
    „Am 24.3.1961 wurde im Mehlsdorfer Busch 404 m von diesem Stein entfernt in Richtung SSW ein Wolf erlegt“.

    Laut Internetrecherche handelte es bei dem stattlichen Wolfsrüden nicht um irgendeinen Wolf, sondern um den als „Würger von Ihlow“ verschrienen letzten Wolf in der Gegend, der im Winter 1960/61 die Bevölkerung in den Landkreisen Herzberg, Jessen, Luckau, Liebenwerda und Jüterbog beunruhigte.

    In der DDR gab‘s zu der Zeit noch kein Wolfsmanagement und als wirklich schützenswert war der Wolf auch nicht eingestuft. Eher galt er, wie schon seit Vorväterzeit, als Schrecken der Bauern und Viehzüchter, den man lieber tot als lebend auf der Weide sah.
    Nachdem im Frühjahr 1961 ein Wolf im nahen Mehlsdorfer Busch gesichtet worden war, wurde das sozialistische Jagdkollektiv mobilisiert und zur Wolfsjagd geblasen, die dann auch erfolgreich war.

    Die Menschen waren beruhigt. Im benachbarten Ihlow wurde gar ein Wolfsball gefeiert.
    Die örtlichen Partei- und Verwaltungsorgane empfanden diesen Erfolg sozialistische Wildhege als so wichtig, dass man einen Gedenkstein errichten ließ – fast so wie früher, als Jagderfolgen der damals adeligen Landesherren auch gerne mit Gedenksteinen gehuldigt wurde. Der erlegte Wolf wurde ausgestopft und ist heute im Heimatmuseum Jüterbog zu bewundern.

    Für die Wölfe war die Vertreibung aus dem Fläming aber nur temporär. Nach 1990 siedelten sich ua. in Wäldern und Landschaften südlich von Berlin wieder zahlreiche Wölfe, alle mit migrantischem polnischen Hintergrund, an und haben es auf ihren Streifzügen auch schon bis ins Berliner Umland geschafft.

    Mit ein bisschen guten Willen und Verständnis für die heimische Fauna und Flora sollte auch der Wolf wieder seinen dauerhaften Platz in unseren Gefilden finden und haben.

    geschrieben für:

    Denkmalbehörde / Freizeitanlagen in Mehlsdorf Gemeinde Ihlow bei Jüterbog

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    Ausgeblendete 4 Kommentare anzeigen
    eknarf49 Ob man dem Wolf wieder einen dauerhaften Platz bieten soll, darüber gibt es die unterschiedlichsten Meinungen. Mir gefällt es, dass der Gedenkstein hier vorgestellt wurde.

    bestätigt durch Community

    2.