Der unscheinbare behauene Findling steht in Jamlitz (65 km südöstlich von Berlin, 40 km südwestlich von Frankfurt/0) an der Einmündung des Kiefernwegs in die Hauptstraße.
Man sieht es ihm nicht an, aber der Stein steht für das finsterste Kapitel deutscher Geschichte. Als sogenannter „Lagerstein“ war er ursprünglich neben dem Eingangstor des KZ Lieberose in Jamlitz aufgestellt.
Das Lager, von der SS verharmlosend „Arbeitslager Lieberose“ genannt, wurde ab 1943 etwa 5 km östlich von... weiterlesen
Lieberose entfernt im Dorf Jamlitz als Außenlager des KZ Sachsenhausen errichtet. Grund für die Errichtung war die Unterbringung von Arbeitskräften, die zum Bau des benachbarten Truppenübungsplatzes „Kurmark“ der Waffen-SS benötigt wurden.
Für den Bau wurden sogenannte „Arbeitsjuden“ herangezogen, die hier bis zu ihrer „Vernichtung durch Arbeit“ für die SS schuften mußten. Lieberose-Jamlitz war nach Auschwitz das größte KZ für Juden im Reichsgebiet. Tausende starben in Jamlitz, keine 400 Häftlinge erlebten die Befreiung des Lagers 1945.
1944 verfiel der Lagerkommandant, Hauptscharführer Kersten auf die Idee, „sein“ Lager mit einem Lagerstein zu „verschönern“. Ein jüdischer Bildhauer/Steinmetz aus Ungarn hatte dazu aus einem Findling die Aufschrift „1944 Arbeitslager Lieberose“ sowie den mit der Spitzhacke gekreuzten Spaten heraus zu meißeln.
Die Häftlinge wurden von den SS-Wachmannschaften dann gezwungen, dem Stein mit Paradeschritt und angenommener Mütze beim Vorbeimarsch Ehrerbietung zu erweisen ….
Kriegsende und die Jahrzehnte danach überstand der Stein unbeschadet. Da das Lager in Jamlitz ab 1945 von der Sowjetunion als Geheimdienstspeziallager für deutsche Gefangene weiter genutzt wurde, hatte die DDR kein Interesse an einer Gedenkstätte vor Ort. Stattdessen richtete man eine Gedenkstätte in Lieberose ein.
Erst 2003 beschlossen das Land Brandenburg und die evangelische Kirchengemeinde Lieberose eine Gedenkanlage auf dem einstigen Lagergelände einzurichten. Es wurden ein ua. ein Gedenkstein für das KZ, ein Gedenkstein für sowjetische Speziallager und der SS-Lagerstein als Zeitzeugnis aufgestellt.
Um diese 3 Steine entbrannte dann ein bizarrer Streit. Die Denkmalstiftung wollte gar keinen Stein auf dem Gelände. Der Lagerstein sollte ins Museum, weil man bei ihm unter freiem Himmel ua. einen Pilgerort für Alt- und Neu-Nazis und ewig Gestrige sah.
Dagegen opponierten die Gemeinde Jamlitz und ehemalige Häftlinge des KZ’s, die den Stein als Zeitzeugnis am Ort des Geschehens bewahren wollten.
Dem örtlichen Pfarrer gelang eine Kompromisslösung: der KZ- und der Speziallagergedenkstein wurden in die KZ-Gedenkstätte Lieberose versetzt und der SS-Lagerstein wurde am Beginn der einstigen Lagerstraße, dem heutigen Kiefernweg, in einem kleinen Gedenkhain aufgestellt.
Neben dem Stein informiert eine Tafel ausführlich in deutscher und englischer Sprache.
Fazit: Zeitzeugnis einer schlimmen und menschenverachtenden Zeit.[verkleinern]